Gedanken zum Monatsspruch Juli

„Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.“

Liebe Schwestern und Brüder,

letzte Woche habe ich noch Tagetes gepflanzt. Sie waren irgendwie übrig geblieben und einfach so wegwerfen wollte ich nicht. Sie hatten keinen Topfballen, der ihnen beim Anwachsen helfen würde. Ich habe sie einfach aus dem Anzuchtkasten gezogen und in die heiße Erde gepflanzt. Danach habe ich tüchtig Wasser dazugegeben. Soviel, bis das Wasser endlich in den trockenen Boden eingesickert ist. Nächsten Morgen standen alle Pflänzchen kerzengerade. Doch gegen Mittag änderte sich das schlagartig. Eine Pflanze nach der anderen lies die Blätter hängen, bis schließlich die ganzen Pflanzen auf dem Boden lagen. Tagelang habe ich dann mit ihnen gekämpft. Habe sie gegossen und aufgerichtet. Habe nach dem Gießen die Erde von den schlaffen Blättchen entfernt. Ich hoffe, dass sie nun über den Berg sind und in ein paar Wochen in gelb und orange leuchten. Ihr Start war wahrlich nicht einfach. Durststrecke, weil das Wasser gefehlt hat, das so lebensnotwendig ist.

Der Sommer hat begonnen. Heiße und trockene Tage und Wochen gehören seit einigen Jahren auch in unseren Breiten dazu. Nicht allen Menschen gefällt das. Auch so manche Tiere und Pflanzen leiden unter den neuen Klimabedingungen. Und es deutet sich an, dass andere, klimaresistente Arten sich durchsetzen werden. Solche, die bei Durst und Wassermangel eben nicht gleich auf der Strecke bleiben. Die sich durchsetzen können, weil sie sich anpassen können. Es wird ganz sicher auch wieder Wald um unsere Dörfer geben, aber er wird anders sein und wir werden ihn genau so lieben. Waldlose Durststrecken wollen ertragen sein. 

Endlich Sommer – so mancher macht sich auf den Weg in den wohlverdienten Urlaub. Vielleicht auch in die Berge. Faszination pur für viele. Berge wollen erklommen werden, denken wir. Und so machen wir uns auf den Weg zu den Gipfeln mit guter Bergausrüstung und einem Rucksack auf den Rücken, um für so mache Eventualitäten gerüstet zu sein. Steil geht der schmale Pfad nach oben. Schritt für Schritt. Stunde um Stunde. Längst ist die Wasserflasche leer. Die Sonne brennt. Das Ziel liegt vor Augen, aber irgendwie immer noch weit entfernt. Werde ich es schaffen? Reicht meine Kraft? Wird das Wetter halten, oder wird mich ein Wetterumschwung zur Umkehr zwingen? Manchmal habe ich mein Ziel wirklich nicht erreicht. Erst im darauffolgenden Jahr war es mir vergönnt, den Weg ganz bis zum Ende zu gehen. Und am Ziel angekommen war ich körperlich ausgelaugt. Es war auch eine Durststrecke, aber ich war unendlich glücklich und dankbar für das erreichte.

Der Monatsspruch für Juli beschreibt auch so eine Durststrecke. Er stammt aus dem 42. Psalm. Der Psalmbeter ist in großer Not. Überall lauern ihm Feinde auf, die ihm drohen, die ihn verspotten, die ihm nichts Gutes gönnen. Er erhofft keine Hilfe mehr von Menschen. Es scheint, alles habe sich gegen ihn verschworen. Ihm bleibt die Erinnerung an ferne Zeiten, als er mit all den anderen fröhliche Gottesdienste gefeiert hat. Da war es leicht, Gott zu loben und zu danken. Da war das Leben ein Kinderspiel. Aber das Leben hatte anderes vor mit ihm. Ganz allein und isoliert von den Glaubensgeschwistern muss er seinem Leben einen Sinn geben. Ihm bleibt nur auf den zu Vertrauen, der ihn schon sein ganzes Leben lang begleitet hat. Er schreit es Gott förmlich entgegen. Sein Durst, sein Verlangen nach dem lebendigen Gott ist für ihn lebensnotwendig geworden. Und so betet und bittet er um eine Gotteserfahrung.

Brauchen wir heute auch Gotteserfahrungen? Und wie kann das funktionieren? Haben wir nicht alle öfter eine Durststrecke? Und was tun wir dann, damit unser schlimmer Durst gelöscht wird?

Durst ist nur schwer über eine längere Zeit auszuhalten. Deshalb tun wir etwas dagegen. Nur was können wir tun, wenn der Durst nicht auf das körperliche Wohlbefinden zielt, sondern wenn unsere Seele leidet? Wenn unsere Ressourcen aufgebraucht sind, wenn unsere Lebensstimmung ihren Tiefpunkt erreicht hat? Wenn die Kraft zu Ende und jegliche Motivation für irgendeine Änderung dahin ist?

Dann ist es gut, wenn ich nicht allein auf meine Fähigkeiten und meinen Willen setze, sondern, dass ich Gott alle meine Sorgen und Probleme anvertraue. Wieder und wieder. Der Psalmbeter hat das auch getan und er hat uns einen wertvollen Hinweis mitgegeben: „Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und min Gott ist.“

Vor Gott alle Sorgen und Probleme bringen. Und mit dem Vertrauen in den lebendigen Gott, dass bei ihm aufgehoben ist, was uns betrübt und bedrückt den Weg weiter gehen. Was dann geschieht, ist Gottes Wille. Und wer Gottes Wille akzeptieren kann, der macht eine Gotteserfahrung. Aus dieser Erfahrung werde ich gestärkt heraus gehen. Mein Durst wird weiter da sein, aber ich weiß, wie ich ihn stillen kann.

Ich wünsche Ihnen und euch eine gesegnete Sommerzeit mit vielen guten Glaubenserfahrungen.

Eure Uta Baumfelder

Gedanken zum Monatsspruch Juni 2022

Gedanken zur Monatslosung

„Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod.“

Hohelied 86

Liebe Schwestern und Brüder,

welche ausdrucksstarken, welche inhaltsschweren und wunderschönen Worte sind uns da als Monatsspruch für den Juni gegeben. Inmitten der Kriegsgefahr, der wirtschaftlichen Sorgen und Ohnmacht hinein, wird uns gesagt: „Denn Liebe ist stark wie der Tod“. Ja, das wünschen wir uns an so vielen Stellen in unserem Leben. Bei der Geburt eines Kindes, die vielleicht schwieriger war als erhofft. Bei Beziehungskrisen und Streit mit uns nahen Menschen oder am Sterbebett und am Grab geliebter Freunde und Angehöriger. Liebe, die überwindet, was wir nicht abschließend verstehen, den Tod, der immer noch und für viele unserer Mitmenschen vielleicht auch immer stärker ein unheilvolles Mysterium ist – trotz des Sieges unseres Herrn Jesus Christus mit seiner Auferstehung. Ja, die Liebe, die innige Zuneigung zu einem Menschen soll stärker wiegen als all das, was an Leid und Sorgen auf uns lasten. Sie soll gewinnen oder zumindest dieselbe Kraft ausüben wie der übermächtige Tod. Der Monatsspruch für den ersten Sommermonat Juni verspricht uns genau das – „Denn Liebe ist stark wie der Tod“.

Diese so kraftvollen Worte stammen aus dem Hohelied. Ein Liebespaar verspricht sich in diesem biblischen Buch auf sehr poetische Weise, einander verbunden und in alle Ewigkeit zusammen zu bleiben – komme, was wolle. Schönste Liebesverse aus uralter Zeit sind dort im Hohelied versammelt. Über acht Kapitel lang beschreiben ein Mann und eine Frau in bildreichen Vergleichen ihre Liebe. Sie besingen die Schönheit des Lebens, wie wir sie vermutlich nur erleben, wenn wir verliebt sind. Eine Schönheit, die im Alltagsgrau meist untergeht, aber bei so manchem Spaziergang in der Natur aufleuchtet, im Sonnenstrahl, im saftigen Grün, im Geruch von frischem nassem Gras.

Vielleicht erscheint uns manche der Worte der beiden Verliebten übertrieben. Vielleicht haben uns schlechte Erfahrungen auch abgestumpft. Aber wer selbst verliebt ist und dem Ausdruck verleihen möchte, kann in diesem Bibelwort leicht fündig werden. Vielleicht bietet uns dieser Monatsspruch jetzt im Juni auch einmal Gelegenheit, um unsere Liebsten zu Hause einmal mit schönen Gedanken zu überraschen. Lieder und Poesie drücken oftmals viel besser aus als lange nüchterne Beschreibungen, was wir Menschen fühlen, wie es uns geht, was uns bewegt. Solche blumigen Worte allein hätten aber wohl kaum ausgereicht, um als Liebesbrief über Jahrtausende den Weg in das Buch der Bücher zu finden.

Mit der Liebe der Beiden verbinden wir heute natürlich noch mehr. In der wunderschönen Atmosphäre, die in den Geschichten ausgemalt wird, die paradiesischen Gärten, die hier besungen werden, klingt immer auch das Liebeslied der Schöpfung mit. Gottes Liebe und Freude an seiner Schöpfung findet hier einen einmaligen Ausdruck.

Der ein oder andere mag sich fragen, wie Gott denn seine Schöpfung noch so tief lieben kann, wie er immer noch zu uns Menschen stehen kann, wie die beiden Verliebten zueinander. Bieten wir ihm nicht eher Grund zur Sorge, zu Kummer und großer Klage? Sind wir nicht die widerspenstigen Kinder, die einfach nicht hören wollen, nicht Frieden halten? Ja, vielleicht sind wir unvollkommen, aber wenn man verliebt ist, dann sieht man die negativen Seiten nicht. Man erfreut sich am Schönen und man betrachtet den anderen so, wie Gott ihn gemeint hat. So hat es zumindest der russische Dichter Dostojewski einmal gedichtet. Vielleicht betrachtet uns Gott genauso. So, wie er uns gemeint hat, nicht so, wie wir geworden sind.

Wir betrachten uns, unser Gegenüber, aber auch uns selbst ja meistens mit einer sehr kritischen Sicht. Wir sehen eher das, was nicht mehr so schön ist, was sich an Unarten eingeschlichen hat oder auch an äußerlichen Veränderungen. Wir verlieren schnell den Blick für das Schöne und dann können Sorgen und Ängste die Oberhand gewinnen und wir verlieren uns in Klagen und Jammern. Darum ist es wichtig, wenn wir einander wie Verliebte lobende, stärkende Worte mitgeben, liebevoll unsere schönen Seiten bezeugen, ja auch bisweilen mit blumigen Worten, mit Poesie. Liebkosungen sind wichtig und verfehlen ihre Wirkung nicht. Sie zaubern uns ein Lächeln ins Gesicht, machen uns schöner, stärken uns für die schweren Zeiten.

Wenn Verliebte zueinander sagen: „Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm; denn Liebe ist unwiderstehlich wie der Tod“, dann verbindet sich damit auch die schöne Botschaft Gottes an uns Menschen: Ich liebe Euch und darauf habt ihr Brief und Siegel, also etwas offizielles, etwas von höchster Stelle. Ihr seid meine geliebten Kinder. Für Euch habe ich meinen Sohn sterben und auferstehen lassen, weil ich Euch liebe.

Geben wir das doch einmal weiter in diesem Monat Juni, in der uns die Natur mit dem Gezwitscher der ausfliegenden Jungvögel und sanften Winden auffordert, das Schöne zu sehen: Dass wir geliebt sind, dass wir schön sind.

Kommt gut durch den Juni!

Euer Chris Schönefeld

Gedanken zur Monatslosung Mai 2022

Ich wünsche dir in jeder Hinsicht Wohlergehen und Gesundheit, so wie es deiner Seele wohlergeht.
3. Johannes 2

Liebe Schwestern und Brüder,

erinnert Ihr Euch noch? Wie jedes Jahr starteten wohl die meisten von uns mit guten Vorsätzen ins neue Jahr. Der eine wollte nach mehr als 20 Jahren endlich mit dem Rauchen aufhören. Der nächste hat sich vorgenommen, mehr Sport zu treiben oder sich sogar im Fitnessstudio anzumelden. Wieder ein anderer hatte den festen Willen, die 10 Kilo-gramm, die in den letzten Monaten des Lockdowns und Homeoffices dazugekommen sind, bis zum Sommer wieder abzutrainieren. Auch in der Fastenzeit vor Ostern haben sich viele Verzicht und gute Absichten vorgenommen, z.B. verzichteten einige wieder auf Alkohol oder Süßigkeiten.

Ihr merkt, da ging es bei den meisten in erster Linie um körperliche Dinge, die man an sich ändern wollte. Diese Dinge sind auch wichtig, damit man gesund bleibt.

Aber reicht das? Oder brauchen wir, damit es uns, wie wir es im Spruch für den Monat Mai lesen, „wohl ergeht“, mehr? Mehr als körperliche Fitness, mehr als gesunde Ernährung?

Der Schreiber zeigt uns einen wichtigen Punkt auf, der leider oft vernachlässigt wird – seelisches Wohlergehen.

Dabei ist das sehr wichtig. Manch einer merkt es leider erst, dass es seiner Seele nicht gut geht, wenn auch der Körper rebelliert. Wenn wir keinen ruhigen Schlaf mehr finden, den ganzen Tag unter Strom stehen und gar nicht mehr „runter kommen“. Selbst dann sucht man dann erst einmal nach anderen Ursachen und Lösungen. „Wenn ich nur mehr Sport mache, dann geht das wieder vorbei“. Die eigentliche Ursache ist damit aber nicht behoben.

In einem bekannten Spruch heißt es „in einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist.“ So kennen wir ihn zumindest. Ursprünglich geht die Redewendung aber wie folgt:

„orandum est, ut sit mens sana in corpore sano“. Auf Deutsch heißt das, man sollte darum beten, dass sich ein gesunder Geist mit einem gesunden Körper verbinden möge. Es heißt also eben nicht, dass nur in einem gesunden Körper eine gesunde Seele sich befinden kann, sondern dass es wichtig ist, so wie es Johannes seinem Freund Gaius schon schreibt, dass es beidem gut geht – Leib und Seele.

Da scheint auch etwas dran zu sein. Denn wir merken, wir können noch so viel Sport machen, uns gesund ernähren, an der frischen Luft spazieren gehen. Wenn es unserer Seele nicht gut geht, dann geht es auch unserem Körper nicht gut. Dann helfen auch die teuersten Nahrungsergänzungsmittel, Cremes oder Shakes nichts.

Der Mai bietet uns ganz viele Möglichkeiten, für beides, den Körper UND die Seele etwas zu tun. Wer sagt uns eigentlich, dass wir uns nur am Jahresanfang Vorsätze nehmen sollten? Wie wäre es denn mit guten Vorsätzen für den Mai?

Sie könnten wie folgt aussehen:

Bei einem Spaziergang in der Natur können wir jetzt den Kreislauf in Schwung bringen und mit unseren Augen ganz viel entdecken, was im Alltag oft untergeht. Gottes wunderbare Schöpfung einfach wahrnehmen und genießen.

Oder bei einer Tasse Tee oder Kaffee in einem Buch mal wieder lesen. Die Seele baumeln lassen. Vielleicht sogar im Buch der Bücher, der Bibel.

Oder bei einem Sonntagsausflug mal wieder eine Kirche besuchen und dort zur Ruhe kommen.

Durch solche Dinge kann der Wunsch des Johannes dann hoffentlich Wirklichkeit werden – dass es uns in JEDER Hinsicht gut geht.

In dieser Hoffnung wünsche ich uns allen einen gesegneten Mai.

Ihre Manuela Schmidt

Gedanken zum Monatsspruch April 2022

Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.

Dieser Morgen ist anders als alle anderen. Nichts ist so, wie das schon immer ablief. Es ist so, als würde alles auf null gestellt werden und von vorn anfangen…

Marias Haus steht in Magdala. Dort unten an dem wunderschönen See. So groß, dass er wie ein Binnenmeer erscheint. So unendlich wichtig, weil die Männer mit dem Fisch ihre Familien ernähren. Arm sind sie alle eigentlich nicht. Und es lässt sich gut leben dort. Besonders jetzt, wo der kalte Winter zu Ende ist und alles ringsumher herrlich zu leben und zu wachsen beginnt. Man möchte zufrieden am liebsten die Hände in den Schoß legen und einfach nur träumen…

Maria hat aber für alle diese Dinge keine Verwendung. Sie hatte nach dem Mann gesucht, von dem alle hier in Galiläa schwärmten. Von dem so viel Wundervolles berichtet wird. Der so viele Leute um sich geschart hat und dem zuzuhören so hilfreich und labend ist. Sie hat ihn gefunden und es war von Anfang an eine seltsame Verbindung zwischen ihnen. Für ihn hat sie ihr Haus am See Genezareth verlassen und ist mit den Männern und Frauen durch Galiläa gezogen. Von Ort zu Ort, ohne feste Bleibe. Ohne zu wissen, was der nächste Tag bringt. Maria hat erlebt, wie ihr Meister blinde Menschen wieder sehend macht; wie Leute, die ihre Beine nicht mehr benutzen konnten, plötzlich wie junge Tiere umhersprangen. Jeden Tag kamen Kranke, Arme, Hilfesuchende, Ausgestoßene zu ihnen und Jesus hatte für sie alle ein freundliches Wort, heilte, töstete, richtete auf, kümmerte sich. Und wenn sie endlich einmal zur Ruhe gekommen waren, dann begann der Meister Geschichten zu erzählen. Er erzählte ihnen, wie Gott zu verstehen ist. Er sprach von Gott als seinem und unseren liebenden Vater. Er lud sie immer wieder ein, sich mit Leib und Seele auf Gott zu vertrauen. Jesus liebte die Menschen und er wollte seine Liebe so groß machen, dass alle sie nicht nur spüren, sondern weiter geben können.

Jesus nannte das das Reich Gottes.

Maria kam ihrem Meister sehr nahe. Sie waren wie zwei Vertraute. Sie ergänzten sich gegenseitig. Jesus lernte die weiblichen Seiten des Menschen kennen und Maria eignete sich die männlichen Seiten an. Wie zwei Seelenverwandte konnten sie voneinander profitieren.

So zog die ganze Schar der Jünger hinauf nach Jerusalem zum Passahfest. Auf den jubelnden Empfang folgte sehr bald Ernüchterung. Der Neid auf den Mann aus Nazareth war zu groß und jetzt, wo man ihn endlich in der Stadt hatte, wollten weltliche und religiöse Mächte die Sache zu Ende bringen. Jesu Tod war beschlossen.

Am Freitag vor dem Passahfest kreuzigten sie ihn wie einen Verbrecher. Die Nacht brach über Golgatha herein. Die Jünger flohen vor Angst und Entsetzen. Maria von Magdala stand nur mit ein paar Frauen und Johannes bis zum Schluss unten am Kreuz. Sie alle litten die furchtbaren Schmerzen ihres Meisters mit. Es war kaum zu ertragen und nicht zu erklären, wie sie das ausgehalten haben.

Am übernächsten Morgen geht Maria ganz früh zum Grab. Es ist noch dunkel. Sie möchte allein sein und beten. Doch der schwere Stein vorm Grab ist weggerollt. Marias Herz schlägt bis zum Hals. In Windeseile rennt sie zu den Jüngern. Petrus macht sich sogleich auf und findet das Grab ebenso offen und leer und gehen wieder nach Hause. Maria aber bleibt. Der Schock hat sie wie gelähmt. Nun ist der Leichnam ihres Meisters auch noch verschwunden. Tränen rinnen ihr über das Gesicht. Leer fühlt sie sich und völlig hilflos. Doch dann schaut sie noch einmal in das Grab und sieht zwei Engel. Die sprechen mit ihr und dann steht plötzlich ein Mann hinter ihr. Verwirrt und schockiert fährt sie ihn an. Das muss der Friedhofsgärtner sein, der so früh am Morgen hier vorbeischaut. Hätte der nicht besser aufpassen können? Die Grabräuber hätten doch nicht so ein leichtes Spiel haben dürfen.

Der vermeintliche Gärtner schaut Maria an und sagt in sanften Ton: Maria!

Wie ein starker Stromstoß trifft das eine Wort. Wie Blitze zuckt es durch Marias Körper. War das eine Sinnestäuschung?  Nein, da steht er wirklich. Er ist es. Es gibt keinen Zweifel. Voller inniger Liebe sagt sie: Rabbuni, mein Meister!

Jesus lebt. Er ist vom Tode auferstanden.

Geh und verkündige, sagt Jesus, was du gesehen hast. Es ist die Wahrheit. Ich werde zum Vater gehen, zu meinem und zu eurem und alles, was ich euch erzählt habe, wird sich bewahrheiten.

In der Hoffnung, dass die restliche Passionszeit für Sie eine gute Zeit wird und dass Sie ein fröhliches und frohmachendes Osterfest feiern können, grüße ich Sie und wünsche Ihnen Gottes Segen.

Ihre Uta Baumfelder

Gedanken zum Monatsspruch März 2022

Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen.
Epheser 6,18

Liebe Schwestern und Brüder,

oft hat man den Eindruck, dass die Welt immer unruhiger, komplizierter und gewaltvoller wird. Vielleicht täuscht man sich, aber wenn man die Bilder aus der Ukraine oder anderen Kriegsgebieten der Welt oder von den zahlreichen Naturkatastrophen wie den Stürmen der vergangenen Wochen oder den Hoch-wassern aus dem letzten Jahr sieht, da kann einem schon Angst und bange werden. Unsere Möglichkeiten, einzugreifen und etwas Grundlegendes zu verändern, scheinen klein und oft wirken getroffene Maßnahmen gegenteilig. Manchmal mag man am liebsten schreiend davon-laufen oder die Augen verschließen und sich ablenken. Nur davon wird es nicht besser. Eine andere Möglichkeit, mit unserer Welt wie sie ist und mit uns, unseren Gefühlen und unseren Grenzen umzugehen, ist es, es dem zu bringen, der uns geschaffen hat, in dem wir beten und manchmal vielleicht sogar flehen.

Da kommt mir die Frage in den Sinn. Betet ihr eigentlich noch oder habt ihr heute schon gebetet? Eine scheinbar leichte Frage, aber wo fängt Beten eigentlich an? Ist es schon ein Gebet, wenn ich auf dem Weg zur Arbeit gestresst zum Himmel schaue und bitte: „Nicht schon wieder so eine Schnarchnase (oder schon wieder so ein Drängler)!“‘ oder nach einer brenzligen Situation sage: „Gott sei Dank bin ich da heil rausgekommen!“? Oder ist es bereits ein Gebet, wenn ich den ganzen Tag einen Liedvers vor mich hinsumme, wie z.B. „Danke für diesen guten Morgen“?

Wenn Paulus uns im Monatsspruch aus dem Epheserbrief schreibt, „Betet jederzeit im Geist“, dann meint er damit, im Alltag ständig mit Gott in Verbindung zu sein und Gott über das Gebet – egal, in welcher Form oder Länge – in das eigene tägliche Leben mit einzubeziehen. Beten heißt, sich Gott zuzuwenden. Was mich gerade bewegt, kann ich vor ihn bringen. Natürlich kann man überall ein Gebet sprechen, doch wenn es ruhig um einen ist, fällt es leichter, innerlich still zu werden. Ein Gebet kann manchmal nur einen Augenblick dauern. Gerade so lange wie man braucht, um „Danke“ und „Bitte“ zu sagen. Natürlich ist es wie bei jedem Gespräch besser, wenn man sich mehr Zeit dafür nimmt. Zumindest so viel, um sich zu sammeln und zunächst das Gedankenkarussell im Kopf abzustellen. Oder um sich in Ruhe zu überlegen, wofür genau man Gott danken oder worum konkret man ihn bitten möchte. Ein guter Rat ist auch, dass ich beim Beten meinen Blick öffne, von mir selbst weg, hin zu den Themen und der Perspektive meiner Mitmenschen.

Wenn ich bei vielen Dingen schon nicht selbst aktiv etwas tun kann, dann kann ich sie zumindest in mein Gebet miteinschließen. Dann kann ich einfach los reden, frei von der Leber weg. Zum Glück schreibt mir Gott keine Floskeln vor. Ich kann ihm direkt und geradeheraus sagen, was mich beschäftigt. Auch Klagen und Schimpfen sind erlaubt. Gelegentlich gleicht Beten einem Ringen mit Gott. Immer wieder bringe ich meine Bitte vor ihn wegen dieser einen Sache, die mich so sehr und schon so lange beschäftigt und die mir so viel bedeutet. Ich darf mir sicher sein, Gott hört mir zu. „Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.“

Aber Gott ist kein „Wunscherfüllungsautomat“. Wir legen unsere Anliegen in seine Hände und vertraue darauf, dass er es gut machen wird. Wir wissen, er handelt oft anders als wir wollen. Er handelt auf eine Weise, die ganz anders ist als der Weg, den wir in unserem „Tunnelblick“ als einzig wahren sehen. „Der Mensch denkt und Gott lenkt“, so beschreibt es der Volksmund treffend. Manchem fällt es leichter, in Gemeinschaft zu beten. Gedanklich die Worte nachzuvollziehen, die jemand stellvertretend an Gott richtet. So kann man sich an den Dank für Dinge anschließen, an die wir gar nicht gedacht hatten oder in Bitten für andere mit einstimmen.

Was aber, wenn einem wegen unangenehmer Situationen, z.B. bei einer Trauerfeier oder an einem Sterbebett, oder auf Grund der eigenen Ohnmacht angesichts der vielen Probleme und Ungerechtigkeiten in der Welt die Worte fehlen und man nicht weiß, was man beten soll. Auch die Jünger Jesu scheinen manchmal nicht gewusst zu haben, wie sie beten sollten und baten Jesus daher: „Herr, lehre uns beten!“ Jesus gab ihnen mit dem Vaterunser ein Gebet, das heute rund 2,3 Milliarden Menschen auf der ganzen Welt verbindet. Ein Gebet, das man selbst in vielen fremden Sprachen schon am Sprechrhythmus erkennt. Ein Gebet für alle Lebenslagen. Mit seinen sieben Bitten deckt es alle Aspekte des Lebens ab. Es ist gut, dieses Gebet zu kennen, um es alleine oder gemeinsam zu sprechen. Spontan, wann immer sich eine Situation ergibt, in der wir Gott dankbar sind oder Gott um etwas bitten möchten. Im Grunde ist es aber auch egal, wann und wie wir beten. Wichtig ist, dass wir es tun, denn so geben wir Gott Raum in unserem Leben und eine Chance, bei uns auch zu wirken. Nur wer bittet, dem kann gegeben werden und nur wer anklopft, dem kann Gott öffnen

Nutzen wir die Fastenzeit, den Verzicht auf irgendeine Angewohnheit oder ganz konkret auf bestimmte Lebensmittel, um die gewonnene Zeit zum Gespräch mit Gott zu nutzen. Unsere Welt, unsere Gesellschaft und auch wir selbst haben es nötig, dass wir für sie beten.

Eine gesegnete Fastenzeit wünscht Ihnen Chris Schönefeld

Gedanken zum Monatsspruch Februar 2022

Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.
Epheser 4,26

Liebe Schwestern und Brüder,

wie oft geht es einem so, dass man sich über etwas aufregt? Ob es nun ganz aktuell Entscheidungen unserer Regierung sind, Gesetzesänderungen zu unserem Nachteil oder die Einführung von neuen Steuern.

Das sind dann meist die Dinge, über die wir uns innerlich ärgern, dann vor uns dahin brummeln noch einige Zeit und dann irgendwann es aufgeben. Weil wir ja tief in uns drin wissen, dass wir konkret daran nichts ändern können.

Seien wir ehrlich, dieses „erst mal drüber aufregen“ musste schon sein. Sonst wären wir gefühlt geplatzt vor innerer Anspannung.

Dann gibt es aber ja auch noch den Streit und Ärger mit einem Gegenüber. Ob nun Eltern mit ihrem Kind – oder umgekehrt. Partner untereinander. Nachbarn. Freunde. Bekannte. Meist sind es da dann Dinge, deren Ursache uns doch sehr nahe geht. Wo im ersten Moment, im ersten Impuls, dann sicherlich auch Worte fallen, die wir im Nachhinein bereuen.

Es tut uns dann ja meist gleich danach von Herzen leid, das wir sie so gesagt haben. Meist lässt sich das Ganze Gott sei Dank durch ein klärendes Gespräch wieder lösen. Der Andere versteht, warum wir so reagiert haben.

Aber warum kommt es nur eigentlich immer erst so weit? Kann man das denn nicht irgendwie anders machen? Genial wäre doch, wenn wir Jemand an unserer Seite hätten, der uns schon von vornherein abhält. Leider haben wir den aber nie da, wenn wir ihn am Meisten bräuchten.

Einen Rat möchte uns der Schreiber des Monatsspruches geben. Genau genommen nicht nur einen, sondern sogar zwei.

Fangen wir mit dem ersten an: „Zürnt ihr, so sündigt nicht“ schreibt er an die Gemeinde in Ephesus. Mit dem Sündigen meint er aber nicht Das, was Viele von uns als Sünde verstehen.

Sondern Paulus meint die Entfremdung von Gott. Das wir Gott keinen Platz mehr in unserem Leben einräumen und uns auch nicht mehr fragen, ob unser Handeln dem entspricht, was einem Leben als Christ entspricht.

Wir sollen also, bevor wir unserem Gegenüber böse Worte sagen, erst einmal kurz innehalten und vielleicht auch kurz mit Gott reden. Uns überlegen, was in seinem Sinne wäre.

Das klingt jetzt ganz hochtrabend. Aber es kann in der eigentlichen Situation eben auch helfen. Das wir nicht gleich auch uns herauspusten, was uns bewegt, sondern uns Zeit lassen. Uns sammeln. Die Situation überdenken.

Vielleicht auch erst einmal unser Gegenüber zu Wort kommen lassen.

Als Zweites sagt er: „lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen“. Ich denke, damit spricht er etwas an, was Viele von uns kennen. Man hatte sich irgendwann im Laufe des Tages über etwas aufgeregt, meist war es nur eine Kleinigkeit und schnell wieder vergessen. Aber dann, wenn wir schlafen wollen, kommt es wieder hoch. Der Gedanke an das Erlebte raubt uns den Schlaf oder verfolgt uns in unseren Träumen.

Deshalb ist es wichtig, dass wir, wenn wir mit einem uns nahen Menschen einen Streit haben, noch vorm Zubettgehen versuchen, ein klärendes Gespräch zu führen oder wenn wir uns über etwas aufgeregt haben, dies vor dem Einschlafen uns nochmal ins Gedächtnis zu rufen und dann z.B. in einem Gebet vor Gott zu bringen. Damit wieder Frieden in uns einkehren kann.

Ich wünsche uns Allen einen friedvollen Februar,

Manuela Schmidt