Archiv für den Monat: März 2020

Gedanken zur Monatslosung April

Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich.

  1. Korinther 15;42

Vor mir liegen auf einem Blatt Papier Samenkörner, Reste vom letzten Jahr. Gute Gärtner erkennen am Samenkorn, von welcher Pflanze sie stammen; große und kleine, runde, längliche, tropfenförmige – die Vielfalt ist scheinbar unendlich. Manchen sieht man es an, was daraus wachsen könnte, wie bei den schrumpeligen Erbsenkörnern oder  den Bohnen.

Anderen wiederum sieht man es nicht an, was da Köstliches dahintersteckt. Der Samen vom Löwenmäulchen ist  winzig. Wie kann aus diesem kleinen, schwarzen Kügelchen so eine schöne Blume werden!

Ich weiß, dass es bald Zeit wird die Samenkörner in die Hand zu nehmen und jedes auf seine Art in die Erde zu säen. Die Samenkörner werde ich nie wieder sehen. Sie werden zerfallen, aber mitten in jedem Körnchen ist das Material der Mutterpflanze angelegt. Wenn das Samenkorn in der Erde zerfällt, erwächst eine neue Pflanze, die groß und stark wird und wieder Früchte bringt, in denen wieder Samen vorhanden sind.

Das ist der ewige Kreislauf vom Leben und vom Sterben.

Jetzt im beginnenden Frühling erobert sich das Leben wieder die Vorhand. Überall regt es sich, die ganze Welt scheint im Aufbruch zu sein. Alles reckt und streckt sich nach Wärme und Sonne. Jeder möchte ein Stück vom Lebensglück abbekommen.

Halt- Stopp- so haben wir das in unserem Leben immer wieder erfahren, aber in diesem Frühjahr ist alles ganz anders geworden.

Nicht nur in meiner kleinen Welt, sondern in der ganzen.

Plötzlich ist das Vertrauen in das Alte nicht mehr da. Das Geländer, an dem ich mich immer festgeklammert habe.

Plötzlich muss ich loslassen von meinen Gewohnheiten. Verwandte, Freunde, Brüder und Schwestern – wir können nur noch über Netzwerke verbunden bleiben.

Mit dem Coronavirus ist der Tod ganz real in unsere Mitte getreten. Mitten im Leben.

Nicht anonym, sondern sichtbar.

Nicht im Verborgenen, sondern konkret  mit Zahlen belegt.

Tod und Leben reichen sich die Hand.

Mitten in der Passionszeit, in den Wochen in denen die Christen das Leiden und Sterben Jesu Christi bedenken und freiwillig auf Dinge verzichten, die entbehrlich sein können. In den Wochen, die für viele da sind, um sich auf das Wichtige und Wesentliche im Leben zu besinnen. Um sich mit Jesu Lebens- und Leidensweg auseinanderzusetzen. Um Gott ein Stück näher zu kommen in Gedanken und Gebeten.

Jetzt haben plötzlich viele Menschen Zeit, weil das Leben jetzt weniger hektisch ist. Vielleicht suchen jetzt auch kirchenferne Menschen nach dem Sinn ihres Lebens und nach Antworten auf die Fragen nach dem Woher und Wohin. Und was das ist, Auferstehung. Und was das mit mir selber machen wird.

Lasst uns auf Gott vertrauen, der uns auch in der größten Bedrängnis nahe ist und der uns trösten will. Und so wie Jesus Christus nicht im Tod geblieben ist, sondern lebt, so dürfen auch wir hoffen, dass unser Leben mit dem Tod nicht endet, sondern in Gottes Herrlichkeit aufgehoben ist.

„Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus.“

Bleiben Sie behütet , bleiben Sie gesund!

Ihre Uta Baumfelder

 

Friedensgebet am 16. März 2020

Mit Wirkung vom heutigen Tag hat das Landratsamt Sonneberg alle Veranstaltungen im Landkreis untersagt. Unser monatliches Friedensgebet in Haselbach konnte nicht stattfinden. Deshalb wird der Text der Predigt hier veröffentlicht.

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen

Liebe Brüder und liebe Schwestern!

Es war im Jahre 1948 als die Vollversammlung der Vereinten Nationen eine Resolution annahm, die zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte Standards zu den Rechten der Menschen festlegte.

30 Artikel umfasst das Werk und beschäftigt sich mit Freiheitsrechten, Gleichheitsrechten, Eigentumsrechten.

18 Jahre  später wurde der Internationale Pakt über bürgerliche und politische Rechte und der Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte geschlossen.

Alles zusammen wird heute als die Internationale Menschenrechtscharta bezeichnet und  sollte Normen und Wegweiser für das Zusammenleben der Menschen und Nationen sein.

So heißt es im Artikel 1: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen. In weiteren Artikeln heißt es:

  • 3: „Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.“
  • 5: „Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden.“
  • 18: „Jeder hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit;
  • 20, Absatz 1: „Alle Menschen haben das Recht, sich friedlich zu versammeln und zu Vereinigungen zusammenzuschließen.“
  • 22: „Jeder hat als Mitglied der Gesellschaft das Recht auf soziale Sicherheit.“
  • 23: „Jeder hat das Recht auf Arbeit, auf freie Berufswahl, auf gerechte und befriedigende Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz vor Arbeitslosigkeit.“
  • 24: „Jeder hat das Recht auf Erholung und Freizeit und insbesondere auf eine vernünftige Begrenzung der Arbeitszeit und regelmäßigen bezahlten Urlaub.“
  • 25: „Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen,

72 Jahr liegt die Annahme der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte zurück. Es gibt bis heute keine Instanz, die die Einhaltung dieser Rechte überwacht. Aber ihre moralische Verbindlichkeit gehört zum Grundgerüst vieler Verfassungen.

Dagegen haben die oben genannten Pakte Rechtsstatus und werden von den Vereinten Nationen überwacht. Unterzeichner dieser Abkommen unterliegen der Kontrolle. Kommt es zu Verletzungen der Konventionen kann über den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strasbourg geklagt werden. Für den Doppelkontinent Amerika gibt es den Interamerikanischen Menschenrechtsgerichtshof und für Afrika ist der Afrikanische Gerichtshof für Menschenrechte zuständig.

Was da international in harter Arbeit aufgebaut wurde, klingt positiv und aufmunternd. Aber wir wissen, dass die internationale Gemeinschaft meilenweit davon entfernt ist, Gerechtigkeit und Freiheit für alle Menschen in allen Ländern durchzusetzen. Es ist ein zähes Ringen mit den immer gleichen Verhinderern.

Wir kennen die Staaten, die die Menschenrechte mit Füßen treten und in denen Menschen nicht frei leben können. Dazu zählen: Eritrea, Saudi- Arabien, Nordkorea, Katar, Türkei. In manchen Ländern sind Menschenrechte ständig eingeschränkt wie in Kuba, den Philippinen, China oder in den islamischen Ländern mit ihrem uneingeschränkten Scharia- Rechtssytem.

Liebe Brüder, liebe Schwestern!

Wir alle hier sind in dieses Leben gestellt.  Jeder von uns hat das Recht auf ein erfülltes und freies Dasein, auf Wertschätzung und Würdigung.

Diesen Anspruch sollen wir haben. Und dort, wo Menschenwürde in den Schmutz getreten wird, sollte es unsere Pflicht sein, unser Veto einzusetzen. Auch hier in unserem Land, in unserem Umfeld werden Menschen ausgegrenzt, diskriminiert, kriminalisiert, weil sie eben anders sind, nicht meine Sprache sprechen, nicht meine Religion pflegen.

Gesetze sind hilfreich, aber wenn viele dafür sorgen, dass in ihrem Umfeld ein Klima der gegenseitigen Wertschätzung herrscht, so reflektiert sich das förderlich für das eigene Leben.

Ich lese jetzt dazu Auszüge aus Psalm 8:

HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen, der du zeigst deine Hoheit am Himmel! 

Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast:  was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? 

Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan

Was ist der Mensch, fragt der Psalmbeter und er findet die Antwort. Gott hat ihn zu seinem Bilde gemacht und hat ihm die Fähigkeit und die Aufgabe gegeben, die Erde, Gottes Schöpfung und Eigentum, zu nutzen, zu pflegen, zu gestalten.

Eine hohe Ehre ist das und eine große Verantwortung. Gott setzt den Wert des Menschen hoch an.

Wertvoll bist du! Hast du darüber in der letzten Zeit nachgedacht? Gott hat dir Gaben verliehen, die du unbedingt nutzen solltest. Womöglich schlummern sie noch in dir drin und wollen entdeckt werden, damit dein Leben erfüllter und glücklicher wird.

Dein Wert ist in den Augen Gottes unendlich groß, du bist genau richtig, so wie du bist.

Du brauchst dir deinen Wert nicht zu verdienen, denn er wurde dir von Gott bereits verliehen.

Niemand ist wertlos, auch derjenige nicht, der krank oder behindert ist, oder alt und pflegebedürftig.

Gott selbst wohnt auch in den schwächsten und kleinsten Menschen.

Und wer sich der Schwachen und Kleinen annimmt, begegnet dem Allmächtigen auf ganz eigene Weise.

Ob aus ethischer oder christlicher Sicht, das Menschenleben ist ein hohes Gut und das gilt es zu schützen.

In diesem Zusammenhang müssen wir akzeptieren, dass die Verwaltungen unseres Landes, unserer Kirche restriktive Maßnahmen anordnen, um das Coronavirus am raschen Ausbreiten zu hindern.

Herr, plötzlich ist in unsere Welt große Angst gekommen. Wir sind verunsichert und wissen nicht, was wir tun sollen. Deshalb legen wir unsere Sorgen vor dich. Herr hilf, dass besonders die am Coronavirus Erkrankten wieder gesund werden, stoppe diese Pandemie und lass uns dir vertrauen. Amen

Und der Friede Gottes, der höher ist, als wir denken und verstehen können, der bewahre eure Herzen und Sinne in Jesus Christus.

Amen