Archiv für den Monat: April 2023

Gedanken zum Monatsspruch Mai 2023

Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag.

Sprüche 3,27

Liebe Schwestern und Brüder,

im Monatsspruch für den Monat Mai hören wir heute von Bedürftigen. Da stelle ich mir natürlich zuerst die Frage: Wer ist damit gemeint? Vielen fallen dabei sicherlich Bettler ein. Hier in unseren Kirchgemeinden mag man vielleicht keine sehen, aber bei einem Spaziergang durch die Fußgängerzonen in Coburg und größeren Städten begegnet man ihnen schon. Menschen, die an Hausmauern sitzend um Geld betteln, meist mit einem Karton oder einem Hut vor sich. Manche spielen dann noch ein Instrument. Ein anderes Beispiel habe ich schon zwei-, dreimal vor dem Eingang von Supermärkten gesehen: Schausteller des in der Stadt gerade gastierenden Zirkus baten, meist in Begleitung eines ihrer Tiere, um eine Spende. Wie soll man damit umgehen?

Viele sind da oft etwas zwiegespalten. Gibt man diesen Menschen ein paar Euro, damit sie sich etwas zu Essen kaufen können oder lässt man es bleiben, weil man ja auch nicht weiß, was sie sich dann am Ende davon kaufen? Würde man am Ende nicht sogar die Sucht nach Alkohol oder Drogen fördern oder gar den Hintermännern zu noch mehr Luxus verhelfen? Man hört und sieht ja immer wieder im Fernsehen oder liest in der Zeitung, dass es ganze Banden gibt, die selbst vor Kindern nicht zurückschrecken, um an Geld zu kommen. Daneben fragt man sich vielleicht auch, wie es dazu gekommen ist. Gibt es nicht einen Sozialstaat oder die vielen Hilfsorganisationen mit vielfältigen Angeboten, um so etwas überflüssig zu machen? Solche Gedanken drängen sich leider auf, wenn es darum geht, Bedürftigen zu helfen.

Eine Antwort darauf, wie man mit Bedürftigkeit umgehen sollte, lesen wir im Monatsspruch für den Mai aus dem Buch der Sprüche. „Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag.“ Aber nicht nur dort, sondern an vielen Stellen der Bibel kann man lesen, dass selbst arme Menschen anderen etwas abgeben und damit zum Vorbild werden.

So berichtet z.B. der Evangelist Markus von einer armen Witwe, die nicht nur eine, sondern ihre beiden Münzen, also ihren ganzen Besitz einem Bettler gibt.

Müssen es aber eigentlich immer finanzielle Mittel, Geldspenden sein? In anderen Übersetzungen des Spruchs heißt es: „Versag keine Wohltat dem, der sie braucht, wenn es in deiner Hand liegt, Gutes zu tun!“ Anders ausgedrückt: Wenn jemand deine Unterstützung braucht, gleich welcher Art, und du ihm helfen kannst, dann weigere dich nicht.

Da sind wir dann schon bei einer weiteren Antwort auf die Frage, wer bedürftig sein kann. Es geht also eben nicht nur um Geld, dass wir teilen sollen, wenn wir genug davon haben. Manchmal tut man einem anderen auch etwas Gutes, wenn man einfach für ihn da ist. Zuhört. Sich Zeit für den Menschen nimmt. Vielleicht auch einfach zusammensitzt und schweigt. Wenn es dem Gegenüber in der Seele nicht gut geht. Dem einen oder anderen tut es gut, wenn er vom Nächsten hört, dass er für ihn betet.

Auch von solcher Unterstützung berichtet die Bibel, zum Beispiel in der Apostelgeschichte im 3. Kapitel. Petrus aber sprach: Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi von Nazareth steh auf und geh umher! Und er ergriff ihn bei der rechten Hand und richtete ihn auf. Sogleich wurden seine Füße und Knöchel fest, er sprang auf, konnte stehen und gehen und ging mit ihnen in den Tempel, lief und sprang umher und lobte Gott.“

Die Frage, wie das Gute nun aussehen kann, das man tun soll, lässt sich nicht immer einfach beantworten. Was helfen kann, ist, wieder genauer hinzusehen und hinzuhören. Die Bibel kann uns Hilfestellung geben, in dem sie uns verrät, worauf es wirklich ankommt. Aber auch sich das Gespür dafür wieder anzueignen, was mein Gegenüber eigentlich braucht. Dann wird es nicht mehr schwer sein, Gutes zu tun und zu erkennen, dass jemand Hilfe bedarf – manchmal eben auch an der Seele.

Ich wünsche uns allen einen gesegneten Wonnemonat Mai.

Ihre Manuela Schmidt

Gedanken zur Monatslosung April

„Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, dass er über Tote und Lebende Herr sei.“

Röm. 149

Liebe Schwestern und Brüder,

In wenigen Tagen ist Ostern! Gründonnerstag, Karfreitag, Ostersonnabend, Ostersonntag, Ostermontag. Jeder Tag der Osterwoche hat seine eigene Bedeutung. Und eigentlich beginnt die Osterwoche, die heilige Woche, schon am Palmsonntag. Als Jesus auf einem Esel  in Jerusalem einzieht. Endlich ist er da, rufen die Menschen. Endlich kommt der neue König für Israel. Endlich wird Gerechtigkeit und Frieden herrschen. Alles wird gut und sie jubeln ihm mit Hosiannarufen zu. Aber sie liegen ganz falsch. Sie wissen nicht, warum Jesus wirklich nach Jerusalem gezogen ist. Seinen Jüngern hat Jesus es angedeutet, aber sie nehmen das nicht so ernst, was er da gesagt hat. Das Passahfest ist doch ganz nah und da wollen alle fröhlich sein und feiern. Passah ein wichtiges Fest mit vielen Ritualien schon von alters her. Damals war Mose mit dem ganzen Volk Israel aus dem Herrschaftsbereich des Pharao gezogen in die Freiheit.

Zwei Tage vor dem Passahfest ruft Jesus seine engsten Freunde zusammen. Sie wollen gemeinsam essen und trinken. Während des Mahls beginnt Jesus laut  zu reden. Er nahm das Brot, dankte Gott und gab es seinen Jüngern zu essen und sagte, nehmt das Brot und esst es, das ist mein Leib. Dann nahm er den Kelch und gab ihn seinen Jüngern zu trinken und sagte, das ist mein Blut, das für viele vergossen wird.

In dieser Nacht wurde Jesus gefangen genommen. Man verhörte ihn vor dem Hohen Rat  und vor dem römischen Statthalter Pontius Pilatus. Im Morgengrauen fällte man das Urteil: Tod wegen Gotteslästerung. Pilatus ließ Jesus hart schlagen und schickte ihn dann zum Kreuzigen nach Golgatha. Dort wurde Jesus an das Kreuz genagelt. Als seine Jünger sahen, dass es mit ihrem Freund und Meister zu Ende gehen sollte, ergriffen sie die Flucht und verbarrikadierten sich voller Angst um das eigene Leben. Nur Jesu Mutter, sein treuer Freund und seine Freundin aus Magdala blieben bei Jesus. Endlich kam die Stunde der Erlösung. Doch bevor Jesus starb, bat er Gott, er möge den Menschen verzeihen, was sie ihm angetan haben. Noch am selben Tag legte man Jesus in ein Felsengrab und verschloss es mit einem schweren Stein.

Nun war die Welt Jesus, Gottes Sohn, los. Keiner musste sich mehr Gedanken machen, dass ein dahergelaufener Wanderprediger die Königsherrschaft übernimmt. Keiner brauchte sich mehr zu schämen, weil er nicht so viel wusste, wie Jesus, der die alten Schriften der Bibel sehr genau kannte. Keiner musste mehr neidisch sein auf Jesus, weil  immer eine große Menschenmenge sich zu ihm hingezogen fühlte. Die Welt war Gott los.

Und es war ein trauriger Tag und auch der darauf folgende, der Sabbattag. Als dieser vergangen war kauften Maria, die Mutter Jesu und Maria von Magdala wohlriechende Salben, um den Leichnam Jesu zu salben, wie es Sitte war. Doch als sie zum Grab kommen ist der schwere Stein weggewälzt und der Leichnam ist nicht mehr im Grab. Sie erschrecken, aber plötzlich erscheint ein Engel und sagt den Frauen, dass sie sich nicht zu ängstigen brauchen. Jesus ist auferstanden, er lebt!

Später  können sie und die Jünger den Auferstandenen selbst sehen, bis er schließlich zu Gott dem Vater heimkehrt.

Jesus lebt. Und er lebt auch heute nach über 2000 Jahren noch unter uns. Wir nennen uns Christen, weil wir zu ihm gehören, dem Christus, dem König in Gottes Reich.

Gott selbst war in Jesus Mensch geworden. Er lebte wie wir, er arbeitete wie wir, er erlebte Not und Elend, auch Anfechtungen kamen an ihn heran. Aber er wusste, dass er einen Auftrag hatte. Er sollte die Menschen wieder mit Gott vereinen. Er sollte die Menschen befreien von ihrem Hass, ihrer Selbstsucht, ihren Irrwegen. Jesus sprach zu den Menschen von Gott als dem liebenden Vater, dem seine Kinder überaus wichtig sind. Das Reich Gottes soll nicht erst im Himmel, sondern bereits auf der Erde entstehen. Er ermunterte die Menschen einander, Gott und sich selbst zu lieben. Das ist die Voraussetzung um mit dem Vater in Kontakt zu kommen, weil Gott selbst die Liebe ist.

Und so ist Jesus seinen Weg gegangen, der bis zum Kreuz geführt hat. Wozu Menschen in der Lage sind, hat sich dort auf Golgatha gezeigt. Wenn wir heute auf den Gekreuzigten blicken, dann dürfen wir glauben, dass auch unsere Schuld, die wir als Menschen immer wieder auf uns laden, vergeben wird und uns Gottes Liebe genau so gilt, wie den Menschen vor 2000 Jahren.

Jesus Christus ist der Herr! Paulus hat das den Römern in seinem Brief deutlich gemacht. Und zwar ist Christus nicht nur Herr der Lebenden, sondern auch der Toten. Also ist Christus quasi die Brücke zwischen Beiden. Was bisher unüberbrückbar war, bringt Christus wieder zusammen. Es gibt nichts, was außerhalb des Herrschaftsbereiches liegt. Christus ist im Leben und im Sterben präsent.

Hintergrund der Worte von Paulus waren schlimme Streitereien und Meinungsverschiedenheiten unter den ersten Christen, die bis zur Spaltung in einzelne Gruppen geführt hat. Spaltungen gibt es bis heute in unserer Kirche. Vieles scheint so festgefahren zu sein, dass eine Einigung kaum möglich ist. Aber wenn Christus der Herr über Lebende und Tote ist, so ist er auch der Herr über seiner Kirche. Und einen solchen Herrn zu haben, ist der tiefe Grund, warum wir am  Ostersonntag allen Grund zur Freude haben!

In diesem Sinne frohe Ostern

Ihre Uta Baumfelder

Gedanken zur Monatslosung März

„Was kann uns scheiden von der Liebe Christi?“

Röm. 835

Liebe Schwestern und Brüder,

wir sind mitten in der Fastenzeit. Einige verzichten wieder auf bestimmte Lebens-mittel oder typische Gewohnheiten, nehmen sich mehr Zeit für sich. Die meisten wollen sich damit stärker auf sich besinnen, auf das, was im Leben wirklich zählt. Doch was zählt wirklich im Leben? Jeder setzt da seine eigenen Prioritäten. Der eine betont Familie und Freundschaften, dem anderen sind Bildung, moralische Werte und ein gutes Auskommen wichtig, dem dritten ist die eigene Fitness und Gesundheit das wichtigste. Was es auch sein mag, es tut gut, sich hin und wieder zu hinterfragen, neu auszurichten, zu besinnen. Dafür ist es sinnvoll, dass es solche Vorbereitungszeiten wie die Fastenzeit oder auch die Adventszeit gibt. Natürlich möchte man sich am besten ständig selbst optimieren und auf das Zentrale im Leben besinnen, nicht nur in solchen kurzen Zeitabschnitten. Allein es gelingt im Alltagstrubel kaum oder nur selten zwischen allen Dingen, die uns Sorgen und Mühen bereiten oder uns auch mit schönem und einfachem ablenken. Umso besser, dass es klar definierte Zeiten gibt, in denen man es bewusst versuchen kann.

Als Christen wissen wir natürlich auch, dass die Fastenzeit dazu gedacht ist, den Weg Christi nach Jerusalem ans Kreuz nachzugehen, verstehen zu lernen, was er damit für uns getan hat. Die Fastenzeit heißt auch Passionszeit. Im Wort Passion drückt sich vor allem das Leiden aus, die Schmerzen und Qualen, die Jesus empfunden haben muss, als er erst mehrfach durch harte Prüfungen seines Glaubens gehen musste, dann hochumjubelt begrüßt und nur kurze Zeit später von allen Freunden verraten und von den Mächtigen seiner Zeit zum Tode verurteilt wurde. All das, so ist uns überliefert und so glauben wir, aus tiefer Liebe zu uns, seinen Jüngern, Gottes Geschöpfen. Deshalb assoziieren wir heute mit dem Wort Passion nicht nur Leid und Schmerz, sondern auch Leidenschaft. Wenn jemand etwas zu seiner Passion macht, dann ist das seine Leidenschaft, also etwas, was derjenige mit voller Hingabe tut und dabei auch Schmerzen und Qualen in Kauf nimmt, z.B. Sportler, die nur durch jahrelanges hartes Training und Verzicht auf bestimmte Freuden Weltmeister oder Olympiasieger werden können oder Tüftler und Entwickler, die unter Entbehrungen und Unverständnis der Mitmenschen sehr lange an einer Erfindung arbeiten.

Christus, so glauben und hoffen wir, liebt uns mit eben dieser absoluten Hingabe. Er gibt sich sogar ganz hin für seine Botschaft, seinen Glauben. Er stirbt, damit die Sünden seiner Brüder und Schwestern nicht mehr die Macht haben, sie von Gott und einander fernzuhalten. Wir alle dürfen uns zu seinen Brüdern und Schwestern zählen, wenn wir bereit sind, seinem Beispiel zu folgen, an ihn zu glauben, unsere Hoffnung auf ihn zu setzen, und zwar zu jeder Zeit – in Freude und in Leid.

Manch einen von uns mag solcher unerschütterliche Glauben suspekt, fremd sein. Zu sehr zeigt das eigene Leben, dass alles vergeht und selbst der festeste Glauben erschüttert werden kann. Wenn uns Paulus im Monatsspruch März provokativ fragt „Was kann uns scheiden von der Liebe Christi?“, dann fällt uns sicher viel ein. Wie kann Gott es zulassen, dass es solche Katastrophen wie das Erdbeben in der Türkei und Syrien gibt, Zugunglücke wie in Griechenland, Kriege wie in der Ukraine, Krankheiten oder den Verlust geliebter Menschen? Das sind Fragen, die schnell zweifeln lassen an der Unendlichkeit der Liebe Gottes. Schnell ließe sich Paulus also antworten, dass vieles uns scheiden kann von der Liebe Christi. Uns geht es dabei nicht anders als den ersten Zuhörern von Paulus oder den Empfängern seines Briefes in Rom. Auch die Gemeinde in Rom litt an vielen Dingen, an staatlicher Verfolgung, an Hunger, an Krankheiten. Paulus selbst setzt seiner Frage Beispiele nach, die alle dazu geeignet sind, Menschen weg von Jesus zu bringen. „Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert?“.

Jeder von uns hat auch schon Schicksalsschläge oder Ungerechtigkeiten erlebt, die uns am Glauben zweifeln ließen. Manche haben dann aufgegeben und sich damit abgefunden, dass sie Gottes und Jesu Liebe nicht mehr vertrauen. Wir wissen ebenso, dass vieles uns nicht nur von Gott, sondern auch voneinander treiben kann. Liebe scheint also doch auch endlich. Familien und Freundschaften zerbrechen und das kann einem den Boden unter den Füßen entreißen. Manchmal gewinnt man den Eindruck, dass das heute öfters oder schneller geschieht als früher.

Paulus dagegen macht uns Mut darauf zu hoffen, dass die Liebe von Jesus nicht so einfach aufhört, dass uns Herausforderungen sogar stärken im Glauben und Vertrauen. Von unserer Seite mag die Beziehung zu Jesus vielleicht abkühlen, von seiner Seite nicht. Er hält trotzig an uns fest und ist da, um uns gerade durch schwere Zeiten hindurchzutragen. In ihm schenkt uns Gott die Hilfe, das Leben auszuhalten, anzunehmen, zu verändern – mit einem liebevollen und versöhnlichen Blick zueinander. Vielleicht können wir am Ende der Fastenzeit, wenn Ostern der Sieg des Lebens über die Endgültigkeit des Todes gefeiert wird, Paulus zustimmen, wenn er sagt:

„Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“

In diesem Sinne eine gesegnete Fastenzeit

Chris Schönefeld