Monatsspruch November 2025

Gott spricht: Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken.

Hesekiel 34,16

Liebe Schwestern und Brüder,

es ist schon ein paar Jahr her, als das letzte Mal ein Schäfer mit seiner Herde hier durch Hasenthal zog. Auch sonst sieht man im Landkreis Sonneberg keinen Schäfer mehr, der mit einer hunderte Tiere – umfassenden Herde über die Wiesen und Felder zieht. Eigentlich schade, dass dieser Berufszweig nicht mehr so „in Mode“ ist. Schließlich kümmerten sich viele Jahrzehnte und Jahrhunderte Schafe auch um die natürliche Pflege ganzer Landschaften. Schön anzusehen war es allemal, wenn da diese wolligen Tiere gemütlich auf den Wiesen standen.


In der Matthäuskirche in Spechtsbrunn finden wir auch Worte über einen guten Hirten. Sie stammen aus dem Psalm 23. Was verbinden nun wir mit dem Hirten? Seien wir ehrlich, als erstes kommt uns da ja schon das romantische Bild vor Augen, dass ein Schäfer mit seinem Hütehund auf einer frischen, saftigen Wiese steht, von morgens bis abends, bei Wind und Wetter. So stellen wir Laien uns das sicherlich oft vor. Die Realität schaut mittlerweile sicherlich anders aus. Wenn Zuchtpläne am Computer erstellt werden, es dank Statistiken einfach nur noch um die Rentabilität geht usw. Doch ein wenig dürfen wir ja sicherlich noch unseren nostalgischen Vorstellungen hinterherträumen, oder?

Auch im Monatsspruch für den Monat November lesen wir von einem Hirten. Auch da keimt so ein „Ideal-Bild“ in uns auf: Da hat sich so ein niedliches Schäfchen, warum auch immer, von der Herde entfernt. Irgendwie hat es sich dann an einem Strauch verletzt. Der Schäfer geht auf die Suche, sucht solange, bis er es findet, kümmert sich. Und bringt es zurück zur Herde.

Kann das Bild jetzt nicht einfach so stehen bleiben? Irgendwie hoffen wir doch insgeheim ganz sehr es uns. Doch ich muss euch enttäuschen. Denn vor dem Vers, der uns für den November gegeben ist, klagt Hesekiel die miserablen Hirten an. Er meint damit nicht die, die Schafherden vorangehen und sie weiden.
Gemeint sind die Führer des Volkes, die ihre Macht missbrauchen.


Die Herrschenden damals ließen sich nämlich gerne ‘Hirten’ nennen, auch die Despoten, denn das klingt gut. Hirten, die scheinbar fürsorglich für ihre Herden eintreten, in Wirklichkeit aber nichts anderes treiben als ihre Macht auszunutzen.

Wenn wir uns so auf dieser Welt umschauen, dann fallen sicherlich auch uns ein paar Menschen ein, die sich insgeheim null darum kümmern, wie es jedem Einzelnen in ihrem Volk geht. Denen es nur wichtig ist, dass sie gut dastehen. Das sie durch unnötige Kriege so viel wie möglich an Land wieder für sich einnehmen können , ohne Rücksicht darauf zu nehmen, wieviele Opfer diese Kriege fordern. Oder sich, in völliger Selbstüberschätzung, im Vorfeld schon als Gewinner des Friedensnobelpreises sehen.

Wir merken, so sehr unterscheiden sich die Themen damals und heute nicht.

Doch der Prophet stellt den politischen Machthabern jemanden entgegen: Gott. Er ist derjenige, der sich um die Menschen kümmert. Gott wird dabei auch mal etwas schärfer im Ton, wenn er den Machthabern droht: ‭So spricht GOTT, der Herr: Siehe, ich komme über die Hirten, und ich will meine Schafe von ihren Händen fordern und will ihrem Schafeweiden ein Ende machen, und die Hirten sollen nicht mehr sich selbst weiden; denn ich will meine Schafe aus ihrem Maul erretten, dass sie ihnen künftig nicht mehr zum Fraß dienen sollen. Aber er will sich eben nicht nur um das Körperliche, sondern auch um ihre Seele kümmern. Wenn er da schreibt mit Worten Gotts: ‭Ich selbst will meine Schafe weiden und sie lagern, spricht GOTT, der Herr. Ja, Gott selbst möchte uns Ruhe schenken. Zeiten, in denen wir wirklich zur Ruhe kommen können. Auszeiten für die Seele.

Gerade in diesen Tagen jetzt im November, wo die Tage eh schon trüb und regnerisch oft sind. Der ein oder andere sich innerlich auch schon auf die beiden Sonntage vorbereitet, in denen es um das Gedenken Verstorbener oder der Opfer der weltweiten Kriege geht. Da ist es wichtig, dass auch wir uns immer wieder daran erinnern und erinnern lassen, das es da Jemanden in unserem Leben gibt, der „das Verirrte zurückbringt auf den richtigen Weg, die Wunden verbindet und das Schwache stärkt“.

Ich weiß, es fällt uns oft nicht leicht, runterzukommen. Aber vielleicht sollen auch wir uns immer mal wieder die Zeit geben, uns einzulassen. Auf Gott, auf sein Wirken in unserem Leben. Einen Schritt dahin habt ihr jetzt eben schon getan – indem ihr euch diese Zeilen bis zu Ende durchgelesen habt.

Ich wünsche uns allen einen gesegneten November,

Ihre und eure Manuela Schmidt

Monatsspruch Oktober 2025

Jesus Christus spricht: Das Reich Gottes ist mitten unter euch. Lukas 17,21

Liebe Brüder, liebe Schwestern!

In einem Abendlied im evangelischen Gesangbuch unter der Nummer 490 heißt es in der dritten Strophe:

„So mögen Erdenreiche fallen, dein Reich, Herr, steht in Ewigkeit und wächst und wächst, bis endlich allen das Herz zu deinem Dienst bereit.“

So viele Weltenreiche hat unsere Erde im Verlaufe der Zivilisation schon erlebt. Imperien wuchsen, hatten lange Zeit Bestand und sind schließlich alle untergegangen. Aus der Antike sind uns  große Weltreiche überliefert. Das Babylonische Reich existierte von 626 bis 539 vor  Christus. Unter König Nebukadnezar, der uns im Alten Testament begegnet als Eroberer und Zerstörer von Jerusalem, wurde das Reich stark. Doch nach seinem Tod zerfielen die stabilen Strukturen und die Perser hatten leichtes Spiel, Babylon zu erobern. Das Perserreich, das um 500 vor Christus existierte gilt als das größte der Antike, denn es hatte ca. 44% der Weltbevölkerung unter sich. Auch das Reich des Alexander des Großen im 4. Jahrhundert vor Christus war durch seine Eroberungszüge sehr groß, zerfiel aber auch nach seinem Tod. Das antike Griechenland existierte von 800 bis 30  vor Christus. Stadtstaaten wie Athen und Sparta entstanden. Die Grundlagen der Demokratie, der Philosophie und der Wissenschaft und der Kultur wurden entwickelt und prägten die europäische Zivilisation. Das Römische Reich war das größte Weltenreich nach seiner Ausdehnung, denn es umfasste drei Kontinente. Es existierte zwischen 200 vor Christus bis 476 nach Christus. Vieles aus der hat die Zeit überdauert. Geblieben sind Straßen, Aquädukte, Kolosseum, Amphitheater. Romanische Sprachen sind in Europa entstanden. Latein wird in der Schule unterrichtet und ist für Biologie und Medizin notwendig. Recht und Staatswesen in Europa sind vom römischen Recht geprägt. Das Römische Reich mit seinen vielen Sprachen, Völkern, Religionen war nicht nur eine Gesellschaftsform, sondern die Idee eines grenzenlosen Reiches. Dennoch zerfiel es in zwei Teile, als ein germanischer Heeresführer den letzten Kaiser absetzte.

Viele weitere große Weltenreiche folgten. Das Mongolenreich unter Dschingis Khan war das größte zusammenhängende Reich der Weltgeschichte. Das größte Reich der Welt mit Kolonien auf der ganzen Welt war das Britische Empire zwischen 1920 und  1936 mit 35 Millionen Quadratkilometer Fläche.  Die Liste der Weltenreiche ließe sich weiter fortsetzen, denn auch in unserer Zeit und unserer neueren Vergangenheit haben immer wieder Staatsoberhäupter versucht sich zu etablieren. Auch was gegenwärtig geschieht zwischen den sogenannten Großmächten gehört in diese Kategorie.

Als Jesus die Frage von den Pharisäern nach dem Kommen des Reiches Gottes gestellt bekommen hatte, war da eine große Sehnsucht zu spüren. Auch damals gab es große Erwartungen, Gedanken, Vorstellungen und Wünsche. Das Reich Gottes muss doch irgendwie greifbar, sichtbar und vorausschaubar sein! Eben so wie alles, was uns täglich umgibt. So wie eine Prognose, so wie unser Wetterbericht, der heute ziemlich exakt dank wissenschaftlicher Methoden erstellt wird. Oder so wie die jährliche Vorausschau der Wirtschaftsweisen zur Entwicklung oder zur Rezension der Wirtschaft. Oder wie die Erstellung von Szenarien über die  Auswirkung des Klimawandels. Wir wollen doch unsere Zukunft planen oder noch besser vorhersehen! Ungewissheit erzeugt doch Angst! Angst lähmt und macht uns kaputt. Wie sollen wir leben ohne gesicherte Zukunft?

Jesus redet vom Reich Gottes – eigentlich immer solange er als Wanderprediger in Galiläa und Judäa unterwegs ist. Er erzählt den Menschen in Gleichnissen wie das Reich Gottes ist. Etwa das Gleichnis vom Senfkorn, das so winzig klein ist. Aber wenn es zu keimen beginnt und wächst, dann wird es so groß, dass Vögel auf seinen Zweigen wohnen. Auch das Gleichnis vom verlorenen Sohn, der es satt hatte, auf dem Hof seines Vaters zu schuften und lieber sein Erbe in der Welt verprassen wollte. So tat er und als das Geld aufgebraucht war, wusste er  sich nicht anders zu helfen, als nach Hause zurück zu kehren und den Vater reumütig zu bitten, ihn als Knecht einzustellen. Aber der Vater vergab ihm und er feierte ein großes Fest, weil sein verloren geglaubter Sohn zurückgekehrt war.

In der Bibel gibt es noch viele weitere Hinweise, wie Gottes Reich sein wird. Aber Jesus sagt auch, dass es nicht möglich ist, das Reich Gottes im Voraus zu bestimmen, weil menschliche Erkenntnis dabei an ihre Grenzen stößt. Er sagt aber vom Reich Gottes auch, dass es bereits mitten unter den Menschen ist. Gottes Wirken in dieser Welt ist immer wieder erfahrbar. Wer Jesus nachfolgen kann, der baut direkt mit am Reich Gottes auf Erden.  Nicht erst in ferner Zukunft, sondern schon jetzt und hier. Eingeladen sind jedenfalls alle Menschen, weil Gott seine Geschöpfe über alles liebt. Dort wo Gottes wirken in dieser Welt sichtbar wird, da beginnt das Reich Gottes sich zu entfalten.

In unserem monatlichen Friedensgebet haben wir kürzlich ein wunderschönes Lied gesungen. Darin heißt es:

Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen…

Wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken…

Wo Menschen sich verbünden, den Hass überwinden…

Da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns.

Ich wünsche Ihnen und euch von Herzen eine wunderbare Herbstzeit!

Ihre/ eure Uta Baumfelder

Monatsspruch Juli 2025

Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!

Philipper 4,6

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

Vielleicht erinnern sich die Älteren unter uns an einen Ohrwurm, den Peter Alexander in einer Filmkomödie aus dem Jahr 1960 gesungen hat: „Ich zähle täglich meine Sorgen, denn ich sorg mich sehr.“ Da geht es darum, dass man dem anderen, den man so lieb hat, auch genug Gegenliebe aufbringen kann, damit es für ein Zusammenleben auch ausreicht. Oder ist die ganze Liebesgeschichte nur auf Sand gebaut und es reicht nie und nimmer für ein ganzes Leben? Wird ein anderer kommen und ein besserer Liebhaber sein? Und was soll ich tun, um dir zu gefallen, damit du mich auserwählst? Und was muss ich selbst tun, damit ich dir für ein ganzes langes Leben deine Erwartungen erfüllen kann?

Absolut antiquiert! So tickt doch kein Mensch heute mehr! Vielleicht hast du Recht. Vielleicht war diese gentlemanlike Zeit doch nicht so lange her.

Sorgen zu machen, um den und um das was man liebt, das ist doch völlig zeitlos.  Auch wenn wir in der herrlichen Sommerzeit und Urlaubszeit alle Sorgen und Probleme zu recht in die äußerste Ecke stellen und einfach die Zeit genießen möchten. Jeder braucht diese Auszeit aus dem hektischen und zehrenden Arbeitsalltag. Urlaub soll gelingen. Alles tut man, damit die wenigen Tagen erfüllt sind mit Zufriedenheit und Glück, mit Entspannung und mit dem was man so gern hat. Das Meer, die Berge, die Ruhe, die Herausforderung – alles was ihr so liebt, das sei euch von Herzen gegönnt.

Manchmal aber ist alles nicht mehr normal. Manchmal sind Sorgen täglicher Begleiter. Manchmal ändern Sorgen den ganzen Lebensablauf. Dann spätestens weißt du, dass Sorgen sich nicht loslösen lassen vom Leben. Sondern zum Leben dazu gehören. Und wer kann schon sagen, dass er sich keine Sorgen gemacht hat in der letzten Zeit?  Das wäre ganz und gar weltfremd. Selbst wer im Moment keine persönlichen Sorgen kennt, wird sich unwohl fühlen,  wenn er an die ganze politische Weltsituation denkt und tägliche Nachrichten verkraften muss. Wird das Auf(trump)fen von Führerpersönlichkeiten eine gute Wende noch bringen können? Oder wird Krieg unser tägliches Brot werden? Wird der Klimawandel uns in eine unkontrollierbare Lebenssituation bringen? Was bringt der Führungswechsel in der deutschen Politik? Wird es den Führungsnationen gelingen, die Kontrolle über die ganze Welt zu erringen?

Du kannst dich nicht abschotten von den Problemen. Du kannst auch nicht auf Dauer wie die drei Affen nichts hören, nichts sehen, nichts sagen und den Kopf in den Sand stecken.

Sich sorgen gehört zum Leben dazu. Sich zu kümmern und vorzusorgen ist wichtig und notwendig. Das muss jeder von uns tun. Aber sich um alle möglichen Dinge ständig den Kopf zu zerbrechen, sich alle möglichen schrecklichen Dinge vorzustellen das erzeugt negative Gedanken, die das Leben zur Hölle machen. Und das ist nicht gottgewollt!

Das meint Paulus, als er  im Brief an seine Gemeinde in Philippi schreibt, dass sie sich nicht so viele Sorgen machen sollen. Bringe doch deine Sorgen und Probleme im Gebet vor Gott. Egal, ob du vor großen und schweren Entscheidungen stehst, oder ob du mit den täglichen kleinen Problemen nicht fertig wirst. Lasse deine Sorgen sich nicht einnisten bei dir, beharre nicht auf den schwierigen und schmerzenden Umständen, sondern richte deinen Blick auf Gott, der dich kennt und liebt.

Gott wartet darauf, dass du mit ihm redest. Vielleicht hilft dir dabei ein Vers aus dem 139. Psalm: „Von allen Seiten umgibt du mich und hältst deine Hand über mir.“

Oder ebenfalls aus Psalm 139: „ Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne.“

Und im 50. Psalm heißt es: Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten und du sollst mich preisen.“

Bei allem Bitten und Flehen sollst du eines nicht vergessen: Gott zu danken, bedeutet, seinen Willen zu respektieren. Denn nicht unser eigener Wille hat Bestand, sondern Gottes. Denn Gott hat einen Weg für dich und eine Lösung für deine Probleme.

Und wenn du die gut gemeinten Ratschläge dir zu eigen machst, dann kannst du auch irgendwann zur Ruhe kommen, Frieden spüren und Heilung erfahren.

Von Herzen wünsche ich euch und Ihnen eine segensreiche Sommerzeit!

Ihre Uta Baumfelder

Gedanken zum Monatsspruch Mai 2025

Zu dir rufe ich, HERR; denn Feuer hat das Gras der Steppe gefressen, die Flammen haben alle Bäume auf dem Feld verbrannt. Auch die Tiere auf dem Feld schreien lechzend zu dir; denn die Bäche sind vertrocknet.

Joel 1,19-20

Liebe Schwestern und Brüder,

kennt ihr den Spruch „Alles neu macht der Mai“? Eigentlich wird er als Sinnbild dafür verwendet, dass der Mai den Sommer einläutet. Die Natur ein „neues Kleid anzieht“. Das kann man auch auf uns Menschen beziehen, wenn sich etwas plötzlich im Leben oder auch in den Einstellungen ändert. Deshalb möchte ich euch, um beim Spruch zu bleiben, mal einen neuen Beginn der Auslegung schreiben. Diesmal mit einer Betrachtung zu einem kirchlichen Lied. Ihr fragt euch sicherlich: „Was sollen wir denn nun damit? Normalerweise lesen wir in unserem Gemeindeblättle doch immer ein paar Worte zu dem Spruch, der da auf der ersten Seite steht. Was will sie denn diesmal von uns?“

Ich verrate es euch gleich zu Beginn. Jeder Mensch geht mit Situationen, die ihn im Inneren bewegen, anders um. So hat zum Beispiel jeder eine „Strategie“ für den Umgang mit schlimmen Nachrichten: Der eine braucht dann erstmal Zeit für sich, geht vielleicht raus in die Natur. Macht einen Spaziergang, um den Kopf frei zu bekommen. Der nächste braucht erstmal Schokolade als Nervennahrung. Wieder ein anderer geht irgendwohin, wo ihn niemand sieht und hört und schreit seine Gefühle hinaus.

Bei schönen Momenten wiederum möchte manch einer die ganze Welt umarmen. Ein anderer gönnt sich vielleicht was Schönes, kauft sich etwas, was er oder sie schon länger haben wollte. Oder möchte einfach das Gute mit lieben Menschen teilen.

Für uns Christen gibt es noch ein paar andere Dinge, die wir in solchen Momenten tun können. Manch einer nimmt sich die Bibel zur Hand. Ein anderer betet zu Gott, entweder, um ihm zu danken oder ihn um Hilfe zu bitten. Für andere ist aber auch der Gesang ein Mittel, die Gefühle auszudrücken.

Da komm ich nun zu einem Lied, was mir über den Weg quasi diesmal gelaufen ist: „Wie lieblich ist der Maien“. In der ersten Strophe beschreibt es recht schön, wie Viele von uns den Monat Mai empfinden: „Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottesgüt, des sich die Menschen freuen, weil alles grünt und blüht. Die Tier sieht man jetzt springen mit Lust auf grüner Weid, die Vöglein hört man singen, die loben Gott mit Freud.“ Und irgendwie wollen wir ja dem Dichter des Liedtextes recht geben, da draußen ist jetzt im Mai ganz viel los. Unsere Herzen könnten doch eigentlich vor „Freude überquellen.“

Doch dann schauen wir hier in unseren Täler um uns herum. Die Berge hoch, wo noch vor einigen Jahren tiefdunkle Fichtenwälder standen. Irgendwie hatten sie ja doch auch etwas Beruhigendes, hatten im Sommer Schatten gespendet und an stürmischen Tagen einem Schutz geboten vor dem Wind. Wenn wir da heute lang gehen, auf altbekannten Wegen, wird manch einem ganz arg traurig im Herzen. Teilweise erinnern die Flächen an Mondlandschaften.

Irgendwie sind diese Flächen dann auch ein Sinnbild für so viele andere Ängste, die uns aktuell, trotz schönstem Mai, bewegen. Bekommen wir, in unserem einst so sicher geglaubtem Deutschland, irgendwann doch noch Krieg? Was wird aus unserer Wirtschaft, wenn Trump, Putin und Co. ihre Macht eines Tages völlig maßlos zur Geltung kommen lassen? Da stellt man sich die Frage: „Was hilft uns“? Der Schreiber unseres Textes für die Monatslosung hat für sich den Weg des hilfesuchenden, verzweifelten Rufes zu Gott gewählt.

Auch in unserem am Anfang noch so leicht klingenden Lied hören wir dann in der dritten Strophe von der Bitte, dass Gott doch helfen möge:

„Herr, lass die Sonne blicken ins finstre Herze mein, damit sich’s möge schicken,
fröhlich im Geist zu sein, die größte Lust zu haben allein an deinem Wort,
das mich im Kreuz kann laben und weist des Himmels Pfort.“

Wir merken: Manchmal kommen wir alleine nicht weiter. Da brauchen wir etwas oder jemanden, der uns hilft, Situationen zu meistern. Weil sie einfach zuviel für unsere Seele sind. Vielleicht ist dann gerade der Mai wiedermal eine Gelegenheit, unsere „Beziehung zu Gott“ zu pflegen. Das mag, wenn man es jetzt schon länger nicht mehr getan hat, vielleicht etwas schwierig sein. In unseren beiden Kirchgemeinden gibt es im Lauf des Monats verschiedene Angebot, Glaube in Gemeinschaft zu leben und zu erleben. Wie wärs…?

Ich wünsche uns allen einen gesegneten Mai,

Ihre und eure Manuela Schmidt

Monatsspruch April 2025

Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete?

Lukas 24,32

Liebe Brüder, liebe Schwestern,

neulich ist es mir wieder passiert. Ich höre hinter  mir ein Hallo und meinen Namen. Ich drehe mich um und sehe einen Menschen, der vielleicht in meinem Alter ist. „Hallo“, grüße ich vorsichtig zurück und möchte eigentlich gleich im Erdboden versinken, weil ich nicht weiß, wer da  vor mir steht. Aber er scheint mich gut zu kennen, denn er fragt gleich weiter und die Fragen gehen weit über einen Small Talk hinaus. Meine Gedanken kreisen. Woher kennen wir uns? Was haben wir irgendwann einmal zusammen erlebt. Ich hoffe, dass es mir irgendwie einfällt und lasse ihn reden. Er erzählt von Frau und Kindern und wie das so läuft heute in der Schule. „Solche Streiche, wie wir mit dem Fischer damals gemacht haben, das kann heute keiner mehr“, sagt er. „Aha“, also ein Schulkamerad aus der Lohauschule. Ich wäre nie allein darauf gekommen. Das macht mich mutig und ich frage dann doch noch nach seinem Namen.

Der Monatsspruch für den Ostermonat April stammt aus einer Geschichte, die im letzten Kapitel des Lukasevangeliums steht. Und nur bei Lukas ist diese Geschichte zu finden. In unserer Kapelle hing bis zur Renovierung ein schönes Bild von eben dieser Geschichte. Die Emmausjünger ist sie überschrieben. Da gehen zwei von Jesu Jünger den Weg von Jerusalem nach Emmaus, eine Wegstrecke von zwei Stunden. Sie wollen weg aus dieser Stadt, die in den letzten Tagen so viel  Schlimmes erlebt hat. Jesus, der Auferstandene nähert sich ihnen und lässt sich von den beiden Jüngern erzählen, was denn so passiert wäre in Jerusalem vor dem Passafest. Keiner von ihnen erkennt ihren Herrn und Meister mit dem sie so lange durch die Lande gezogen sind und mit dem sie so viele Dinge erlebt haben, die sie nie für möglich gehalten haben und so viele Geschichten von ihm gehört haben, die sie unendlich froh gemacht haben. Und so erzählen sie dem Fremden, dass Jesus von Nazareth vor drei Tagen zum Tode am Kreuz verurteilt wurde und gestorben ist. Und dass heute am frühen Morgen Frauen zum Grab gegangen sind und seinen Leichnam nicht mehr aufgefunden haben. Stattdessen seien Engel am Ort gewesen und haben gesagt, dass Jesus lebt.

Der Fremde ist erstaunt und nennt die Beiden Tore. Und er erklärt ihnen, dass das was geschehen ist, bereits von den Propheten vorausgesagt wurde und geschehen musste, damit Christus in seine Herrlichkeit eingehen könne. Er redet genau wie Jesus, aber sie erkennen ihn immer noch nicht. Schließlich sind sie in Emmaus angelangt und bitten den Fremden, mit ihnen zu Abend zu essen. Das tut er auch und setzt sich mit ihnen zu Tisch. Und der Fremde nahm das Brot, sprach ein Dankgebet und brach es auseinander und gab den Beiden jeden ein Stück. Genauso hatten sie es am Tag seiner Hinrichtung zum letzten Mal erlebt. Da plötzlich erkannten sie den Fremden. Der auferstandene Christus saß mit ihnen am Tisch. Doch schon im nächsten Moment sahen sie ihn nicht mehr.

„Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?“, so sagen sie. Sie waren blind, ihre Augen haben ihren Dienst versagt. Aber in ihren Herzen hat sich etwas bewegt. Ihr Herz hat den geliebten Meister erkannt.

Der französische Autor Antoine de Saint- Exupery hat in seinem Roman  „Der kleine Prinz“ den Satz geprägt: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Genau das ist Ostern. Unser Kopf kann das nicht verstehen, was da geschehen ist. Wir können das Ganze mit unseren Argumenten kleinreden. Oder wir können unser Herz sprechen lassen. Etwas davon verstehen, dass Gott uns so unendlich liebt, dass er seinen Sohn dahingibt und leiden lässt, damit wir, die an ihn glauben als seine Erlösten ihm gleich leben können. Wer das im Herzen bewegen kann, der kann auch glauben.

Und das wünsche ich Ihnen von Herzen!

Bleiben Sie gesund und behütet!

Ihre Uta Baumfelder

Gedanken zum Monatsspruch Februar 2025

Du tust mir kund den Weg zum Leben.

Psalm 16,11

Liebe Schwestern und Brüder,

gleich zu Beginn möchte ich euch ein paar Fragen stellen: „Wie erging es euch mit den selbst auferlegten Vorsätzen fürs neue Jahr?“ „Ist es euch gelungen, sie noch einzuhalten? „Oder gab es schon erste: „Ach, dass ist doch nichts jetzt am Jahresanfang, ich probiere es dann im Laufe des Jahres nochmal“-Momente?

Oder erinnert ihr euch noch daran, wie ihr im Jahr 2024 ein längere Strecke mit dem Auto vor euch hattet? Vielleicht auf dem Weg zum Urlaubsort oder auf einer Dienstreise. Ja, ihr habt bewusst schon ein wenig mehr Zeit für die Fahrt geplant, um auch mal eine Pause einlegen zu können. Doch dann, nach einer Stunde auf der Landstraße, plötzlich das berühmt- berüchtigte Schild mit dem großem U auf gelbem Grund: Umleitung. Was ihr da noch nicht wusstet: Die „kurze“ Umleitung kostete dann doch etwas mehr als eine halbe Stunde Zeit. Was in dem Moment zwar irgendwie ärgerlich war, euch aber durch einen Ort führte, den ihr eigentlich schon länger mal besuchen wolltet.

Da sind sie, die ersten Erkenntnisse des neuen Jahres: Schon allein das Feststellen, dass es mit unseren gut gemeinten Vorsätzen oft nicht auf Dauer gelingt, sie einzuhalten, zeigt uns, wie schwer es doch ist, immer „schnurgeradeaus durchs Leben zu gehen“. Auch die ein oder andere Umleitung – ob nun auf der Straße oder in unserem Leben- kommt uns bekannt vor. Ein weiterer Spruch, der in die selbe Richtung geht- lautet: „Es kommt immer anders als man denkt.“

Dann lesen wir den Spruch für den Monat Februar 2025: „Du tust mir kund den Weg zum Leben“.

Was hat es nun damit auf sich? König David, dem dieser Psalm zugeschrieben wird, erkennt sehr deutlich, dass es viele Lebensmodelle gibt, die die Menschen um ihn herum leben. Viele Wege, ihr Glück zu finden. Besonders erwähnt er die Götterbilder und Opfer.  Doch David erkennt für sich selbst, dass er diese Wege nicht gehen will. Sein Lebensweg ist auf Gott ausgerichtet und er sagt: „Große Freude finde ich in deiner Gegenwart und Glück an deiner Seite für immer.“

Wie ist das nun bei uns? Den „klassischen“ Lebensweg als Christ gibt es wohl nicht. Manche Eltern lassen ihr Baby schon kurz nach der Geburt taufen, andere erst 1-2 Jahre später. Wieder andere überlassen es ihrem Kind, diese Entscheidung dann mit 11 oder 12 Jahren selbst zu treffen. Und auch wenn der junge Mensch dann 2 Jahre lang voller Begeisterung den Vorkonfirmations-Unterricht besucht und sich vor der Gemeinde zu Gott bekennt, kann es immer wieder Momente geben, in denen sie oder er sich dann erstmal oder für immer für ein Leben „ohne Gott“ entscheidet.

Da ist es dann manchmal gar nicht so schlecht, wenn man, um beim Navi zu bleiben, immer mal wieder im Laufe des Lebens Menschen kennenlernt oder Situationen erlebt, die einen wieder näher zum Glauben bringen. Wo wir merken: Ja, es tut gut und ist für mich wichtig. Das ich etwas habe, dass mir Halt gibt. Wenn mein Leben haltlos erscheint.

Wenn ich dann irgendwann wirklich fest meinen Glaubens-Weg beschreite ist es im Umkehrschluß auch gar nicht mehr so schwer, wenn das Leben mir Steine in den Weg legen will.

Unser Monatsspruch aus dem 16. Psalm hat noch eine kurze Fortsetzung. Der biblische König David ruft dann aus: „Ich kann mein Glück nicht fassen, nie hört es auf!“ Was ist der Grund für diese Freude – Euphorie: der Erfolg als König Israels, Sieg über seine Feinde? All das könnte man vermuten. Doch wenn man den Zusammenhang liest, erkennt man, dass etwas ganz anderes David in solchen Jubel versetzt – es ist seine persönliche Beziehung zu Gott „Darüber freue ich mich so sehr, dass ich es nicht für mich behalten kann.“, schreibt er – dankbar für die Hilfe Gottes in seinen persönlichen Entscheidungen; für die Sicherheit die er ihm gibt; für ein Leben, das bis in die Ewigkeit hält; dafür, nicht einen der vielen Götzen, sondern den wahren Gott als seinen Herrn gefunden zu haben.

Nun komme ich wieder auf die guten Vorsätze zurück. Wie wäre es damit, dass wir uns jeden Monat einmal fragen: Sind wir noch auf dem Weg, der gut für uns ist? Auch wenn er manchmal steinig ist?

Ich wünsche uns allen einen gesegneten Februar,

Ihre und eure Manuela Schmidt

Gedanken zur Jahreslosung 2025

Jahreslosung   2025: Prüft alles und behaltet das Gute

1.Thessalonicher 5,21

Liebe Brüder, liebe Schwestern,

ein neues Jahr ist angebrochen. Wir schreiben das Jahr 2025. Ich möchte im Namen unseres Lektorenteams euch und Ihnen von Herzen ein gesundes neues Jahr wünschen. Mögen eure Wünsche in Erfüllung gehen, mögen eure Sorgen und Probleme sich lösen, mögen Zuversicht und Hoffnung eure Herzen erfüllen.

Noch sind die bunten Lichter des Weihnachtsfestes nicht erloschen, noch strahlt der Stern von Bethlehem über der Krippe. Die Weihnachtslieder klingen noch in uns und unsere Herzen sind noch weit geöffnet. Vor uns liegt ein neues Jahr. Hoffnungsvoll ist jeder Neubeginn. Am Anfang eines jeden neuen Jahres reichen unsere Pläne wieder weit hinaus. Das ist gut, denn es geht weiter. Wir werden auch in diesem Jahr nicht alles erreichen, was wir uns vorgenommen haben. So manche Dinge und Situationen werden unsere Wege kreuzen. Und immer eine richtige Entscheidung zu treffen, eine  richtige Antwort parat zu haben, wird nicht immer möglich sein. Dass Gott euch durch dieses Jahr begleitet und leitet, das wünsche ich jedem von euch!

Die Jahreslosung für 2025 lautet:“ Prüft alles und behaltet das Gute!“ Sie stammt aus dem 1. Brief des Paulus an die Thessalonicher. Paulus hatte auf seiner zweiten Missionsreise in Tessalonich, dem heutigen Tessaloniki eine christliche Gemeinde gegründet. Mit großem Eifer und Hoffnung nahm diese junge Gemeinde die Worte von Paulus auf und lebte nach ihnen. Aber Paulus traute der Sache nicht so ganz, denn er wusste, dass Menschen mit begeisterten Glauben sehr schnell in tiefe Depressionen fallen können, wenn sie den Einflüssen und Anfeindungen von außen nicht genug entgegen setzen können. Deshalb mahnt Paulus am Ende des Briefes die Gemeinde alles was ihnen begegnet, was sie hören und erleben genau zu prüfen. Viele Dinge sind verlockend und scheinen richtig zu sein. Gut aber ist nur das, was Gottes Willen entspricht. Das soll bewahrt und gepflegt werden.

Im Konfiunterrricht war doch alles klar. Wir lernten die Gebote, einige Lieder, die wichtigsten Gebete, lasen den Katechismus des Martin Luther. Alles war gut und geregelt. Aber das Leben danach war ein anderes. Gott spielte in den folgenden Jahren und Jahrzehnten keine Rolle mehr, scheinbar. Die Menschen um mich herum konnten mit Gott und Kirche nichts anfangen. Aber Gott hat nie aufgegeben, um mich zu suchen. Da gab es kleine Schritte und kleine Begegnungen immer wieder. Später hat er Ernst gemacht und mich verstehen lassen, bis mein Glauben ein neues Level erreicht hatte. Das war euphorisch und gut.

Im Kontext hat das Leben mir ganz andere Seiten gezeigt. Konflikte mussten verarbeitet werden. Lieber alles erdulden, oder doch besser tätig werden? Im Sinne von sich gegen die Probleme, die misslichen Zustände, den Schmerz und die Demütigung wehren. Oder doch erkennen, dass selten etwas nach eigenem Plan läuft, weil Gott einen ganz anderen Plan mit dir hat. Einen, der dich abholt an irgendeiner Wegekreuzung, die dich fast verzweifeln lässt, weil du keine Richtung für dein Leben erkennen kannst. Lernen zu vertrauen darauf, dass du niemals allein deinen Weg gehen musst. Dass ist alles andere als einfach, aber du gibst einen großen Teil deiner Probleme ab in die Hände dessen, der dich von Anfang an liebt. Der zu dir steht, auch wenn du Fehler machst. Selbst dann, wenn du nichts mehr mit ihm zu tun haben möchtest.

Das genau ist das Gute! Du kannst wieder aufrecht gehen. Du kannst ja sagen zu dir, zu deinem Leben. Ja sagen zu Gott, der immer an deiner Seite ist, egal ob du lachst und fröhlich bist, oder Traurig und untröstlich, ob du gesund bist und mit deiner Kraft deiner Arbeit nachgehen kannst, oder ob du schwach und krank bist und auf die Hilfe anderer angewiesen bist.

Gott macht uns frei und er schenkt uns zu entdecken, wo unser Platz im Leben ist. „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat!“ Und Jesus spricht von sich: „Ich bin der Weg,  die Wahrheit und das Leben.“  Solche Sätze sind gut und eine gute Grundlage für das Jahr 2025.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Gottes reichen Segen!

Ihre Uta Baumfelder

Gedanken zum Monatsspruch Dezember 2024

„Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!“ Jesaja 601

Liebe Schwestern und Brüder,

Adventszeit und Weihnachten – das heißt für viele Weihnachtsmarkt mit Glühweinduft, Lebkuchen und vielerlei Gebäck, Kerzenschein und Geschenke. Für viele ist es einfach eine schöne Zeit. Eine Zeit, in der Wunder möglich scheinen und selbst größte Feinde zumindest Waffenstillstand schließen können, Probleme gute Lösungen finden oder zumindest in den Hintergrund treten. Manche fürchten die emotional aufgeladene Zeit mit dem scheinbar verordneten Frieden aber auch, tragen vielleicht Trauer um geliebte Menschen oder zerbrochene Lebensträume in sich und wünschen sich, dass der Advent und die Feiertage recht schnell vorüber gehen und ein neues Jahr mit neuen Möglichkeiten anbrechen möge.

In der Adventszeit- und Weihnachtszeit spielt Licht eine große Rolle. Anders als noch im tristen November erhellen nun fast überall Lichterketten in allen Formen und Größen Vorgärten und Häuser. Selbst wer es schlichter mag, erhellt mit Kerzen, mindestens den vieren am Adventskranz, seine Wohnung. Licht ist für uns Menschen enorm wichtig, das merken wir, wie bei allen Dingen, vor allem dann, wenn es fehlt. Wenn es jetzt im Winter draußen dunkel ist und die Tage kurz und immer kürzer werden, sehnen wir uns nach Helligkeit, nach Wärme und eben nach Licht. Viele wünschen sich in den Sommer zurück, in dem es lang hell war. Wie fast alle Lebewesen brauchen wir Licht – biologisch, damit sich Vitamin D bilden kann und auch unser Hormonhaushalt im Schwung bleibt, aber auch seelisch, damit man so manchen dunklen Gedanken bestehen kann. Im übertragenen Sinne wünschen wir uns, dass es hell in uns wird, dass sich unsere Stimmung aufhellt, dass positive Gedanken in unsere Gedankenkarusselle eindringen, sie anhalten und sei es nur für einen Moment. Vielleicht bewegt uns die Advents- und Weihnachtszeit auch deshalb so sehr, weil es eben fehlt das Licht und wir kleine Lichter deutlicher sehen, als es an lichtdurchfluteten langen Sommertagen möglich wäre. So, wie wir auch in allem Kummer, in allem Leid und aller Ungerechtigkeit in dieser Welt immer wieder wunderbare, glückliche Momente gibt, die wir allzu leicht übersehen, weil wir eigentlich alles im Überfluss haben, weil es eben immer zu hell ist, wenn auch nicht leuchtend, sondern für viele eher gedimmt.

„Mache dich auf, werde licht, denn Dein Licht kommt.“ Licht ist ein zentrales Bild der christlichen Botschaft zu Weihnachten und ein zentrales Motiv in der Bibel. Auch der Monatsspruch greift das auf. Gott schenkt uns Hoffnung, schenkt uns seinen Sohn und wie könnte man das schöner ausdrücken, als mit dem Bild des Lichtes. Das verstehen weltanschauungsübergreifend alle Menschen, ob nun Christen, Juden, Muslime, Atheisten. Das sind Botschaften, die wir brauchen, gerade in schwierigen, eben in dunklen Zeiten, wie sie nun anzubrechen scheinen.

Zeiten, in denen gesellschaftliche Spaltung zunimmt, wirtschaftlicher Abstieg herauf-beschworen wird oder eine Ausbreitung von aktuellen Kriegen auch zu uns droht. „Mache dich auf, werde licht, denn Dein Licht kommt.“ Dieser Appel des Propheten Jesaja scheint da umso dringender. Jesaja richtet seine Worte an das Volk Israel im babylonischen Exil, also in der Fremde, in die sie fliehen mussten, als man ihre Tempel, all das, was ihnen lieb und teuer war, zerstört hatte. Seine Botschaft ist eine Verheißung an das Volk Israel, das es in seine geliebte Heimatstadt Jerusalem zurückkehren wird, in der noch vieles am Boden liegt. Der Prophet verheißt der Stadt und ihren Menschen inneren und äußeren Frieden, Gerechtigkeit und Wohlstand, auch wenn sie davon noch wenig spüren können. In der Fremde geht es ihnen gut, aber es bleibt eine Leere, seine Sehnsucht nach Hause. Gott verheißt seinem Volk durch den Propheten, dass als Erweis für die Wiederherstellung der Stadt die Völker der Welt nach Jerusalem kommen und dort Frieden und Orientierung finden werden – welch eine tröstende Vision, auch für uns heute, vor allem für die Menschen im Nahen Osten, in der Ukraine und auch für die, die persönlich an innerer Dunkelheit leiden.

„Werde Licht“ – Werde „lebendig“, könnte man es auch formulieren. Es ist eine Aufforderung an uns, sich nicht von dunklen Kräften, auch nicht aus dem eigenen Inneren beherrschen zu lassen, sondern sich aufzurichten und aufzumachen. Im Lichte oder bei Tag betrachtet, heißt es, lassen sich Heraus-forderungen und Sorgen angehen, die im Dunklen oft übermächtig schienen. Das ist oft leicht gesagt und doch unendlich schwer. Aber und das ist die tröstende Komponente aus der Botschaft von Jesaja, man muss es nicht krampfhaft allein, aus sich selbst herausschaffen, sondern es wird möglich, weil Gott selbst zu uns kommt, als kleines Kind im Stall, klein und doch wirkmächtig. Nicht, weil das Volk Israel selbst über Strahlens- und Lebenskraft verfügte, sondern weil die „Herrlichkeit des Herrn“ über der Stadt aufgin“, konnten sie nach Jerusalem zurückkehren und ihren Tempel wieder aufbauen. Es ist der Gott Israels, der dem Volk und der Stadt immer wieder neues Licht und Leben bringt. Er selbst ist es, der es auch hell um uns machen und Licht in unser Leben (zurück)bringen kann, oftmals und vor allem in den dunklen Momenten, wenn uns nichts mehr von seinem Licht ablenken kann. Es ist schwer begreiflich, dass es oft harter Situationen bedarf, um das schöne bewusster zu erleben, aber es ist zugleich ein Geschenk, was uns gegeben wird, vielleicht, um das Leben besser auszuhalten. Daher bleibt es wichtig, dass wir jedes Jahr aufs Neue in der Adentszeit- und Weihnachtszeit viel von Licht sprechen, Kerzen anzünden, uns anrühren lassen, unsere Herzen immer wieder neu füreinander öffnen und Gottes Licht in uns hineinlassen, seine Botschaften hören, singen und Kraft tanken für das kommende Jahr.

In diesem Sinne wünscht Euch und Ihnen eine schöne Adventszeit, ein gesegnetes Weihnachtfest und einen behüteten Jahreswechsel,

Chris Schönefeld im Namen des Lektorenteams und der Kirchgemeinden

Gedanken zum Monatsspruch November 2024

Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.“

2. Petrus 3,13

Liebe Schwestern und Brüder,

„herzlich willkommen im herrlich kühlen November.“ So könnte man es sagen, wenn man zu der zugegeben recht kleinen Gruppe von Menschen gehört, die sich im für sie viel zu warmen Sommer den kühlen November herbei gewünscht haben Für andere ist der November eher mit trübem Grau verbunden. Bei manch einem schleichen sich dann dunkle Momente in die Gedanken ein. Denn bevor die besinnliche Adventszeit anbricht, kommen erstmal noch Volkstrauertag und Ewigkeitssonntag.

Doch nicht nur bei uns Menschen ist der November ein Monat der Veränderungen. Auch die Natur stellt sich nun um. Die schönen bunten Blätter, die wir noch im Oktober bestaunen konnten, sind nicht mehr. Viele Dinge in unseren Gärten sind schon längst abgeerntet. Aber es ist auch noch nicht wirklich so, dass ein sanftes winterliches Kleid alles zudeckt.

Wir merken, der Monat November hat in den Köpfen vieler Menschen etwas mit Sehnsucht zu tun. Wir sehnen uns nach Wärme, nach ersten Schneeflocken, nach dem nächsten Urlaub und suchen ja auch irgendwie nach etwas – nach Geborgenheit, nach Halt in unsicheren Zeiten. Auch in diesem Jahr mussten wir wieder von Ereignissen hören, die Menschen in ihrer Existenz und ihrem Leben bedrohen. So die anhaltenden Kriege in der Ukraine oder Israel. Oder den Überschwemmungen oder Dürren in aller Welt. In Äthiopien wurden die Lebensgrundlagen durch drei aufeinanderfolgende Dürrejahre und zahlreiche Konflikte vernichtet. Aufgrund von Sicherheits- und Wirtschaftskrisen sind 6,2 Millionen Menschen in Mali auf humanitäre Hilfe angewiesen. Das Krankenhaus in Neuhaus am Rennweg schließt seine Porten, wieder etwas Vertrautes, was es nicht mehr geben wird,

Wir empfinden vieles, was da auf dieser Welt geschieht, als ungerecht. Genau darum geht es auch in dem Spruch, der uns für November gegeben ist. Wir finden ihn im 2. Brief an Petrus:

Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.“

Um das verstehen zu können, stellt sich die Frage, was Gerechtigkeit eigentlich ist. Mit dem markanten Spruch: „Gleiches Recht für Alle“ ist es wahrscheinlich nicht ganz erfasst. Auch die folgende wissenschaftliche Definition trifft das, um was es in dem Monatsspruch geht, immer noch nicht ganz. „Gerechtigkeit ist die ethische, philosophische  Idee, dass die Menschen vom Gesetz und von  den Schiedsrichtern  des Gesetzes unparteiisch, fair, angemessen und vernünftig behandelt werden müssen, dass die Gesetze sicherstellen sollen, dass keinem anderen Schaden zugefügt wird, und dass, wenn ein Schaden behauptet wird, Abhilfemaßnahmen ergriffen werden – sowohl der Ankläger als auch der Angeklagte erhalten die moralisch richtigen Konsequenzen, die ihren Handlungen entsprechen.“

Versuchen wir es also mit folgender Definition: „Gerechtigkeit ist bei Gott mehr als eine ausgewogene Rechtsprechung. Es geht darum, dass alle Geschöpfe zu ihrem Recht kommen. Dabei kommt es zum Beispiel nicht darauf an, dass der, der mehr tut, auch mehr bekommt. Es geht um die Güte Gottes. Sie ist radikal, sie macht keinen Unterschied. Bei Gott ist zum Beispiel egal, ob man als Erstes kommt und viel arbeitet oder ob man der Letzte ist und weniger arbeitet als die anderen.“

Zugegeben klingt das alles sehr theoretisch. Doch jetzt kommen wir zu dem Punkt unseres Textes, der uns Menschen wohl am schwersten fällt: Dem Warten. Die meisten von uns sind wohl nicht gerade gut darin, sich in Geduld zu üben. Vor allem und gerade dann nicht, wenn es uns nicht gut geht, wenn Sorgen oder Trauer, die Angst vor der eigenen Zukunft oder der Nächsten einen umtreiben.

Genau in diesen Momenten brauchen wir Halt und Vertrauen, wie wir sie in Gott finden können. Einer unserer ehemaligen Pfarrer hat einmal zu mir gesagt: „Es ist sinnvoll, sich in guten Zeiten ein Geländer aufzubauen. Das einem Halt in schlechten Zeiten gibt.“ Warum nutzen wir nicht die Zeit jetzt im November dazu, in denen sich unsere Seele eh nach so vielen Dingen sehnt? Vielleicht findet sie dann im Glauben einen Weg, der das Warten auf den neuen Himmel und die neue Erde nicht mehr ganz so schwer macht. Versuchen wir es einfach.

Ich wünsche uns allen einen gesegneten und hoffnungsvollen November.

Ihre Manuela Schmidt

Gedanken zum Monatsspruch Oktober 2024

Gedanken zum Monatsspruch Oktober 2024Die Güte des Herrn ist`s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.

Klagelieder 3, 22-23

Liebe Brüder, liebe Schwestern,

nun sind wir angekommen in der bunten Jahreszeit. Eben noch haben wir uns an dem Sommerwetter erfreut und unsere Aktivitäten gern draußen erledigt, nun hat uns der Herbst voll in den Griff genommen. Den Früchten im Garten hat das warme Spätsommerwetter noch einen richtigen Schub gegeben. So manches Pflänzchen, das in den nassen Sommermonaten mehrfach von den Schnecken attackiert  wurde, hat sich doch noch entwickeln können. Was für ein Segen! Jetzt gilt es, die Ernte einzubringen. Vielleicht ist sie nicht ganz so üppig ausgefallen, vielleicht ist da nur ein kleiner Teil dessen, was sonst so üblich ist. Vielleicht ist aber auch alles vernichtet, von den Spätfrösten im Frühjahr. Mein Thermometer hatte zur Blütezeit der Beeren, Kirschen und Pflaumen am Morgen winterliche -10°C angezeigt. Keine Chance für die Früchte. Vielleicht hat eines der vielen  Unwetter in diesem Jahr alles zerstört. Hochwasser hat in manchen Regionen nicht nur die Ernte, sondern auch Häuser, Autos und Menschen hinweggerafft. Zurück blieben verzweifelte Menschen, die alles verloren hatten, was sie sich erarbeitet und aufgebaut hatten. Und selbst wenn Versicherungen einen Teil des Schadens zahlen, oder wenn staatliche Gelder zur Verfügung gestellt werden. Für die Betroffenen wird es ein langer Weg hin zur Normalität werden und dabei ist nichts mehr so, wie es gewesen ist.

Trotzdem feiern wir auch in diesem Jahr das Erntedankfest. Auf das genaue Datum kommt es dabei nicht so an. Viel wichtiger ist, dass wir zusammen kommen und gemeinsam Gott danken für alle die guten Gaben in diesem Jahr. Dafür dass Gott uns nicht nur in dieses Leben gestellt hat, sondern dass er uns so wunderbar erhält. Dass wir in diesem Land keine Hungersnot leiden müssen, wie  Menschen in so vielen Ländern dieser Erde. Dass wir hier schon seit so langer Zeit in Frieden leben können. Dass wir unserer Arbeit nachgehen können, unsere Vorlieben und Hobbies pflegen können. Dass wir Eltern, Geschwister, Partner, Kinder, Freunde und Kollegen haben, die für uns da sind, wenn wir sie brauchen. Das alles  ist nicht selbstverständlich. Und nichts davon lässt sich schlussendlich erzwingen. Wer aber alle diese Gaben als ein Geschenk betrachtet, das Gott jedem von uns zukommen lässt, der versteht auch, warum es gut und wichtig ist, dem Herrn und Schöpfer dieser Welt von Herzen zu danken.

Unser Monatsspruch ist ein Zitat aus den so genannten Klageliedern des Jeremia. Jeremia war ein Prophet und er lebte zur Zeit der Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier. Er hatte allen Grund, Gott das Elend zu klagen, was über sein Volk gekommen war. Die Stadt und der Tempel zerstört und verwüstet, die Menschen getötet, Männer, Frauen und Kinder. Viele der Gelehrten und Begabten nach Babylon ins Exil geführt. Zurück blieb ein jämmerliches Dasein ohne jeglichen Trost. Jeremia findet schließlich einen Weg, um der tödlichen Lethargie zu entkommen. Er ruft Gott an und klagt ihm das Leid seines Volkes Israel. Und im Klagen gewinnt er Hoffnung. Nein, das Elend und das Leid ist nicht das Ende seines Volkes. Ja, Gott hält zu seinem Volk, auch wenn es gerade durch ein tiefes Tal muss. Jeremia weiß, dass es gewiss ist, dass Gott das Schicksal des Volkes Israel wenden wir. Denn Gott ist ein gütiger und ein barmherziger Gott. Und was er versprochen hat damals im Bund mit Mose, das hält Gott auch.

Es gibt im evangelischen Gesangbuch ein Lied: All Morgen ist ganz frisch und neu. Zu finden ist es unter der Nummer 440. Und der Text passt richtig gut zum Monatsspruch und auch zum Erntedankmonat Oktober:

All Morgen ist ganz frisch und neu des Herren Gnad und große Treu; sie hat kein End den langen Tag, drauf jeder sich verlassen mag. O Gott, du schöner Morgenstern, gib uns, was wir von dir begehrn:  Zünd deine Lichter in uns an, lass uns an Gnad kein Mangel han. Treib aus, o Licht, all Finsternis, behüt uns, Herr vor Ärgernis, vor Blindheit und vor aller Schand und reich uns Tag und Nacht dein Hand, zu wandeln als am lichten Tag, damit, was immer sich zutrag, wir stehn im Glauben bis ans End und bleiben von dir ungetrennt.

Ich wünsche Ihnen von Herzen  einen goldenen Oktober, bleiben Sie behütet und gesund!

Ihre Uta Baumfelder