Archiv für den Monat: September 2022

Gedanken zur Monatslosung

Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr und Gott, du Herrscher über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker

Offenbarung 15,3

Ich habe es einfach nicht glauben können. Die Coronasache war noch so prägend in allem, was das Leben ausmacht. Und dann ist es doch noch wahr geworden. Wir sind zum Urlaubmachen in die Berge gefahren. Dort, wo wir immer so glücklich waren in vielen gemeinsamen Jahren. Dort, wo das Leben langsamer tickt. Dort, wo das Herz und die Seele zur Ruhe finden. Es war alles auf das Beste bestellt. Wir durften das erleben, was wir uns erträumt hatten. Wir sind reich beschenkt und glücklich zurückgekehrt. Jede Minute war kostbar und wir haben sie alle reichlich ausgekostet.

Ich hoffe, dass Sie, liebe Leser auch ein paar wunderbare Erinnerungen an diesen Sommer beisteuern können. Auch wenn es nie geregnet hat und wenn jeden Tag die Sonne über Wochen  vom blauen Himmel strahlte, es war doch immer wieder so gut, die Wärme zu spüren.

Viel ist gewachsen, trotz aller Trockenheit. Die Beeren an den Sträuchern hingen übervoll und zuckersüß. Die frühen Äpfel wollten rasch verarbeitet werden und bescherten so manches volle Regal im Keller. Gurken und Tomaten konnten in der großen Hitze gut gedeihen und brachten reichlich Früchte. Was in unseren Haselbacher Gebirgsverhältnissen überhaubt nicht selbstverständlich ist und nur recht selten geschieht. Überfluss und Fülle sind eigentlich recht sparsam bei uns angesiedelt.

Manches ist  nicht so gut gediehen. Manches hat in diesem Jahr  keinen Erfolg gehabt. In unseren Augen. So ist das eigentlich normal. So erleben wir das immer wieder. Aber für das, was so gut geworden ist, sollten wir dankbar sein. Im Oktober feiern wir das Erntedankfest. Es sind nicht nur die Früchte des Gartens oder des Feldes, die uns nähren. Gott schenkt uns jederzeit ein Menge an Dingen, die wir als selbstverständlich betrachten und erst wenn sie nicht mehr da sind, uns schmerzlich bewusst werden. Unsere Dorfgemeinschaft war so ein Anker. Die Vereine waren präsent und wer wollte, konnte sich mit seinen Gaben einbringen. Die Kirchgemeinde gehörte uneingeschränkt zum öffentlichen Leben dazu. Aus den Reihen der politischen Gemeinde wurden immer wieder Vorhaben und Anliegen an die Bürger heran getragen. Das Leben pulsierte spürbar für alle Altersgruppen in unserem Dorf. Innerhalb kurzer Zeit haben sich die Verhältnisse umgekehrt. In unserem sozialen Gefüge Dorfgemeinschaft hat sich etwas Negatives eingeschlichen. Und es ist schwer geworden all die positiven Erfahrungen aus dem eigenen Leben einzubringen, damit andere davon aufgebaut werden können. Isolation ist ein schweres Problem. Trotz allem läuft unser Leben weiter. Es läuft auf den Wegen, die Gott für jeden von uns vorgesehen hat. Es läuft hell und schön und dunkel und traurig. Vieles ist völlig unverständlich. Vieles macht Angst. Vieles möchten wir gern ungeschehen lassen.

Der Monatsspruch für Oktober ist eine Hymne. Ein Lobpreis Gottes. Er stammt aus dem letzten Buch der Bibel, der Offenbarung. Johannes schaut auf das Meer. In seinen Gedanken taucht ein Monster auf. Ein Chaosdrachen, der das Böse verkörpert. Er ist geflohen, um der Verfolgung zu entgehen. Die Römer trachten danach, die junge Sekte der Christen zu zerstören. Auf der Insel Patmos hat Johannes eine Vision. Es ist eine Vision der Endzeit. Jesus Christus, den Gott aus dem Tod aufgeweckt hat und die Macht über diese Erde gegeben hat, kommt als Retter zurück auf diese Welt. Es wird aber nicht kampflos geschehen. Zuvor muss das Böse besiegt sein. Der Kampf gut gegen böse ist global. Es sind die letzten Kämpfe  auf dieser Erde. Johannes sieht, wie das Böse untergehen muss. Mit Blitz und Donner, mit Feuer und Wasser wird diese verrohte und ungerechte Welt untergehen. Gott hat Johannes solches schauen lassen. Er ist der Richter und seine Gerichte sind gerecht. Am Ende der Zeit wird Gott das Böse in dieser Welt vernichten und die, die sich zu seinem Sohn Jesus Christus bekannt haben, wird Gott ewiges Leben schenken. Und genau solche Seelen singen den Lobpreis, der unseren Monatsspruch beinhaltet. Es ist das Lied, das Mose mit seinem Volk der Israeliter einst sang, als sie aus  ägyptischer Herrschaft befreit waren.

Was bleibt für uns von diesem Text? Gott ist und bleibt der Schöpfer dieser Welt. Gott liebt seine Schöpfung. Auch dann noch, wenn Menschen brutal zu Werke gehen. Auch dann noch, wenn Menschen Krisen aller Art verschulden. Auch dann noch, wenn Menschen sich in schrecklichen Kriegen gegenseitig töten. Auch dann noch, wenn Menschen die Liebe untereinander erkalten lassen.

Gottes Zusage an seine Schöpfung bleibt bestehen. Gott liebt dich und mich. Es liegt an dir, alle die großen und kleinen Wunder, die er jeden Tag für dich bereit hält zu sehen. Seine Wege mit dir sind gute Wege. Alle deine Irrwege führen letztlich an ein gutes Ziel. Dafür zu danken ist jetzt die Zeit. Wer danken kann, kann auch getrost ein ganzes Stück von allen Sorgen und Problemen abgeben, die uns tagtäglich das Leben so unendlich schwer machen.

Dass uns das gelingen möge, wünsche ich Ihnen allen von ganzen Herzen. Bleiben Sie behütet!

Ihre Uta Baumfelder

Monatsspruch September 2022

Gott lieben, das ist die allerschönste Weisheit.
Sirach 1,10

Liebe Schwestern und Brüder,

hin und wieder stolpert man im Alltag darüber, dass man Wörter oder Sprichwörter verwendet, ohne genau zu wissen, was sie eigentlich bedeuten. Oft wird kritisiert, dass man zu viele englische Wörter im Alltag verwendet oder Phrasen nutzt, deren Grundinhalt man gar nicht versteht oder die man in dem Moment nur so dahin spricht. Auch in unserer Monatslosung für den September sind zwei Worte maßgeblich, die wir kennen und nutzen, die zu erklären uns aber schwerfällt: Liebe und Weisheit.

Liebe ist für uns Christen ja ein entscheidender Begriff und wir kennen viele Arten davon. Liebe ist ein Gefühl tiefer Zugehörigkeit, getragen von Vertrauen. Liebe verbinden wir mit vielen positiven Aspekten und sehen in ihr oft das band, was alles zusammenhält. Nächsten- und Feindesliebe sind uns wichtige Grundsätze unseres Lebens.

Bei Weisheit ahnen die meisten, dass dieser Begriff mehr beinhaltet als reines Wissen. Manche sagen, Weisheit sei das Wissen unserer Ältesten, z.B. wo die besten Blaubeergründe zu suchen sind, wie man anhand von Naturbeobachtungen Wetter vorhersagen kann oder ob Krisen wie die derzeitigen gemeistert werden können. Wenn man darüber nachdenkt, in welchen Situationen man das Wort Weisheit nutzt, kann man feststellen, dass Weisheit die Fähigkeit ist, Wissen in schwierigen Situationen anzuwenden, um gewünschte Ergebnisse zu erzielen. Weisheit kommt also aus Lebenserfahrung.

Mit diesem Verständnis von Weisheit und Liebe ließe sich unser Monatsspruch also so umformulieren und leichter verstehen lassen, dass es die beste Erfahrung im Leben sei, Gott zu vertrauen und ihn und seine Gebote wertzuschätzen.

Nun ist es mit Superlativen wie „die beste“ oder „die allerschönste“ so eine Sache. Wer legt denn fest, was das Beste und Schönste ist? Was ist wem wichtig im Leben? Bei Geburtstagwünsche hört man oft Gesundheit sei das allerwichtigste. Zweifelsohne sind das Wohlbefinden und das Fehlen schlimmer Erkrankungen wesentlich. Keiner will gern krank sein oder unter anhaltenden Schmerzen leiden. Aber wir wissen auch, dass Gesundheit wie Glück ein scheues Reh ist, was schnell verschwindet, egal, wie man sich mit gesunder Ernährung und Sport bemüht, es zu halten.

Was also ist das Wichtigste im Leben und was das Schönste? In vielen biblischen Stellen heißt es, dass es Gottes Liebe und seine Begleitung durch das Leben sei. Viele Propheten, Psalmbeter und auch Jesus selbst machen deutlich, dass ihnen die Liebe Gottes mehr wert sei als ihr Leben und damit auch ihre Gesundheit. Würden sie die Liebe Gottes verlieren, wäre das für sie furchtbar. Gottes Liebe war und ist für Gläubige wie eine sprudelnde Quelle im Leben. Sie gibt Kraft und Sinn für echtes Leben. Was den Menschen in der Bibel so selbstverständlich ist, erscheint uns aufgeklärten Menschen mittlerweile manchmal recht fremd.

Wir suchen nach Selbstverwirklichung, nach jugendlicher Frische, nach Spaß und Frieden, heiler Familienwelt. Häufig erleben wir solche glücklichen schönen Momente, aber irgendwie hälft die Freude nie lange an. Schnell sind Sorge und Kummer zurück und der Alltag hat die Freude erstickt. Kann es also wirklich die Liebe Gottes sein, die mich im Leben ausfüllt? Wenn ja, wo finde ich diese Liebe Gottes in meinem Leben?

Meine Glaubensgewissheit und die Sicherheit, von Gottes Liebe umgeben zu sein, ist nicht jeden Tag gleich. Manchmal wird mein Glaube auch erschüttert. Doch meist wurde mir im Nachhinein bewusst, wie stark mich Gottes Liebe durch schwierige Zeiten getragen hat. Manchmal muss ich mich selbst am frühen Morgen zu Gottesdiensten oder zum abendlichen Gebet überreden und werde doch immer wieder überrascht, wie beides meiner Seele Kraft geben. Ich weiß mich von Gottes liebender Hand umgeben und bin in ihr geborgen, auch wenn manchmal Fragen bleiben.

Natürlich treffen wir auch auf Menschen, die uns das Leben schwermachen, die andere Lebensstile pflegen oder andere Einstellungen haben. Hier wird es oft schwierig, nach Gottes Liebe zu handeln. Lieblosigkeit scheint oft weit verbreitet, in den bürokratischen Mühlen, im Arbeitsalltag, bei Streitigkeiten. Dabei ist sie keine Bagatelle, wie uns Jesus immer wieder gezeigt hat. Für Jesus steht und fällt unsere Liebe zu Gott damit, wie liebevoll wir mit anderen Menschen, insbesondere mit schwierigen Menschen, umgehen. Nach Auseinandersetzungen mit anderen denke ich oft, ich sollte die Hand zur Versöhnung reichen, aber mein Stolz lässt es nicht zu. Wie oft hindern mich tausend Gründe, meinen Glauben umzusetzen und Gottes Liebe an andere weiterzugeben. Wie oft nehme ich mir vor, heute noch den versprochenen Krankenbesuch zu absolvieren oder für diesen oder jenen kranken oder verzweifelten Menschen zu beten, doch die Arbeit nimmt mich in Beschlag und ich denke, es auf morgen verschieben zu können.

Liebe kann und lässt sich natürlich nicht auf Knopfdruck herstellen. Jesus geht es aber auch um ein bewusstes Verhalten mit einer liebevollen Einstellung. Diese Liebe kommt von Herzen, ist ehrlich und voller Kraft. Diese Liebe muss geübt werden, damit sie sich nicht selbst in den Vordergrund schiebt, sondern Andere ermutigt und das Gute von ihnen erwartet. Gottes Wort hält uns den Spiegel vor und zeigt uns mögliche Wege der Vergebung. Sie nimmt Streitigkeiten die Verbissenheit auf die eigene Position und öffnet den Blick für die Sicht des anderen oder eine ganz andere Perspektive. Dann fällt es leichter, Gottes Geboten nach Nächsten- und Feindesliebe besser umzusetzen.

Die Lebenserfahrung so vieler Menschen zeigt uns, dass es wirklich etwas sehr Schönes ist, Gott lieben zu dürfen und dabei zu erkennen, dass es keine Phrase, keine schwierig zu verstehende Begrifflichkeit ist, sondern etwas tief mit Sinn erfülltes, das Leben tragendes sein kann.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen guten Herbstanfang.

Chris Schönefeld