Archiv für den Monat: Juni 2021

Gedanken zum Monatsspruch Juli 2021

Gott ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir.
Apostelgeschichte 17,27

Liebe Brüder und Schwestern,

„Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser schönen Sommerzeit“, so dichtete Paul Gerhardt im Jahre 1653 nur wenige Jahre nach dem verheerenden 30- jährigen Krieg  eines seiner schönsten Lieder. In 15 Strophen erfahren wir sehr viel über das, was Gerhardt in seiner Zeit tief bewegt. Er nimmt uns mit auf eine Reise durch sein Erleben und Schauen und auf sein Hoffen und Glauben. Er beschreibt die ganze Fülle dessen, was um ihn herum geschieht. Er kann es mit dankbaren Augen sehen, seine Freude ist fast grenzenlos. In ihm erwacht nach jahrzehntelanger Not, Bitterkeit und Leid das Leben wieder neu. Er erhebt sich aus dem Trauma des schrecklichen Krieges, um das Leben wieder neu zu erfahren.

Er schaut die schönen bunten Gärten, die Bäume, die voller Laub stehen, das herrliche Grün überall. Er sieht, wie die Vögel voller Leben sind und mit ihrem Gesang alles übertönen. Viele herrliche Momente sind ihm vergönnt, er kann Rehe und Hirsche beobachten, sieht wie die Bienen emsig ihrer Arbeit nachgehen. Er schaut Bäche und Wiesen, Schafe und Hirten, wie sie in Frieden ein Teil der Schöpfung sind. Die Äcker sind bestellt und müssen nicht mehr brach liegen und brauchen auch keine Angst mehr vor Verwüstung zu haben. Der Krieg ist vorbei. Der Weizen wächst wieder und damit die Grundlage für die Ernährung der Menschen. Gott sei gelobt und gedankt, dass die Not ein Ende hat, so schreibt Gerhardt. So singt und klingt es in ihm und es dringt eine tiefe Freude aus seinem Herzen.

Um das Jahr 50 nach Christus steht Paulus auf dem Aeropag, einem damals berühmten Platz in Athen, auf dem unter anderen viel geredet und diskutiert wurde und macht Werbung für den einen Gott, den Gott der Juden und den Gott Jesu Christi, den Gott selbst von den Toten auferweckt hat, damit wir leben. Und Paulus weiß, dass dieser eine Gott, der Schöpfer des ganzen Universums ist. Der Schöpfer alles Sichtbaren auf der Erde und im Himmel und des Unsichtbaren, uns Menschen Verborgenen. Und dieser wunderbare, allmächtige Schöpfer wohnt nicht in fernen Weiten, sondern er durchdringt seine Schöpfung in jedem Augenblick. Auch jeder von uns ist Teil von Gottes Schöpfung. Gott ist uns nah, viel näher als wir denken. Näher als uns vertraute Dinge oder Menschen. Wir leben immer schon von Gott her, aber wir haben das so oft und so lange ignoriert. Gott aber will gesucht werden. Gott will gefunden werden. Gott möchte, dass wir mit ihm leben und eine persönliche Beziehung aufbauen. Gott will, dass keiner verloren ist. Gott ruft deinen Namen, damit du nicht ohne ihn leben musst. Wer an Gott glauben kann, dem schenkt er Leben, das gelingen kann und unvergänglich ist.

Ich lausche den Worten von Paul Gerhards Sommerlied und höre auch die Strophen des zweiten Teils. Ich höre die Hoffnung, dass nach dieser Reise hier das Paradies wartet. Ich spüre die Kraft, die mich so manche Widerwärtigkeit hier ertragen lässt. Ich fühle mich gesegnet und behütet.

Hilf mir und segne meinen Geist mit Segen, der vom Himmel fleußt, dass ich dir stetig blühe; gib, dass der Sommer deiner Gnad in meiner Seele früh und spat viel Glaubensfrüchte ziehe, viel Glaubensfrüchte ziehe.

Wenn Sie das Lied gern singen möchten, dann schlagen Sie doch einfach das Gesangbuch auf. Im evangelischen Gesangbuch, Ausgabe Thüringen/Bayern, finden Sie es unter der Nummer 503.

Bleiben Sie behütet! Lassen Sie in dieser schönen Sommerzeit die Freude in ihr Herz und genießen Sie in vollen Zügen eine gesegnete Zeit.

Ihre Uta Baumfelder

Geadanken zum Monatsspruch im Juni 2021

Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.
Apostelgeschichte 5,29

Liebe Schwestern und Brüder,

wer Kinder hat – ob klein, in der Pubertät oder auch schon erwachsen – weiß, dass nicht immer auf einen gehört wird. Manchmal, so scheint es, geht es zum einen Ohr hinein und zum anderen hinaus. Doch nicht nur Kinder hören selten. Bittet man den Mann oder die Frau dieses oder jenes zu tun, so wird man nicht selten auf später vertröstet und die Bitte dann einfach vergessen. Auch Kollegen und Vorgesetzte folgen oft lieber ihrem eigenen Kopf als einem gut gemeinten Rat. Selbst bei gut erzogenen Haustieren wie Hunden, klappt es nicht immer mit dem Gehorsam. Kaum wird eine Katze, ein anderer Hund oder ein Hase erspäht, vergisst der Schützling alles um sich herum und dann kann man noch so laut rufen. Doch nicht nur andere hören selten. Wenn man sich und sein Verhalten selbstkritisch und ehrlich betrachtet, so muss man sich eingestehen, dass es auch hier nicht immer weit her ist mit dem Hören. Der innere Schweinehund ist meist stärker oder auch der Widerwille, etwas zu tun. Gehorsam klingt ja auch ziemlich nach Zwang und hat im Blick auf die Geschichte der Menschheit einen ziemlich negativen Hintergrund, wurde doch so manches Verbrechen allzu schnell mit Gehorsam entschuldigt. Vielleicht rührt daher auch der innere Zweifel und so manche Skepsis an den Entscheidungen unserer Regierenden und selbsternannter Experten, die uns zu einem veränderten Verhalten anhalten wollen. Bei manchen geht es so weit, dass man alles in Frage stellt, was andere einem sagen. Man hat schließlich einen gesunden Menschenverstand, auch wenn der bisweilen in die Irre führen kann.

Wie also ist der Monatsspruch für Juni zu verstehen, in dem es heißt, man müsse Gott mehr als den Menschen gehorchen?“ Wenn es doch bei Menschen schon nicht funktioniert und das Wort „gehorchen“ ohnehin negativ klingt, wie soll das dann gegenüber dem gehen, dem man nicht sieht?

Gehorchen lässt sich ableiten von horchen, also einem alten Wort für hören, wobei horchen noch eine etwas andere Bedeutung inne wohnt. Man horcht in sich hinein oder man horcht in die Stille des Waldes. Horchen klingt aus diesem Verständnis eher etwas abwartend, etwas passiver als hören. Gehorchen ist dann noch passiver. Das passt irgendwie nicht zu dem Drang, den viele verspüren, gerade jetzt nach Monaten der erzwungenen Pause, die Dinge lieber aktiv anzugehen. Man will schließlich selbst der Herr im eigenen Körper, im eigenen Haus, in der eigenen Welt sein. Wir wollen frei sein, frei auch in unserem Tun. Da passt Gehorsam irgendwie nicht. Selbst unsere katholischen Glaubensgeschwister, die sonst so erprobt sind im Umgang mit Gehorsam gegenüber ihren geistigen Oberhirten, wagen sich derzeit an mehr Ungehorsam gegenüber den Regeln aus Rom. Wir Protestanten ja seit Luther sowieso.

Was also soll uns der Monatsspruch sagen? Wir wissen und haben es in den letzten Monaten wieder deutlich lernen müssen, dass unsere Freiheit endet, wo die Freiheit eines anderen anfängt. Jede Freiheit ist beschränkt. Allein unser endliches Leben in einer Welt mit beschränkten Ressourcen schränkt unsere Freiheit ein. Freiheit muss auch beschränkt sein, wenn Menschen miteinander leben wollen. Das wissen wir. Ohne die Einschränkungen, die wir in den letzten Monaten ertragen mussten, hätten wir wahrscheinlich noch mehr unserer Lieben gefährdet, selbst auch Erkrankungen und Folgeschäden hinnehmen müssen. Menschliches Miteinander braucht Regeln, am besten welche, die alle nachvollziehen können. Denn genau darin lag und liegt ja auch ein Kritikpunkt an den aktuellen Maßnahmen. Dass nicht immer nach-vollziehbar ist, wozu welche Regel konkret dienen soll, dass sich Regeln zum Teil auch widersprechen. Die Regeln unseres Zusammenlebens stellen meist andere auf. So unser Eindruck. Manche können wir nachvollziehen, andere weniger.

Gehorchen kommt von horchen. Ich horche hinein in den anderen. Ich versuche zu verstehen, was seine Regeln bringen sollen, was er damit bei mir bewegen will. So wie ein Kind begreifen lernt, dass es die Mutter oder der Vater nicht böse meint, wenn er etwas verbietet oder um etwas bittet. Es geht den Eltern um den Schutz des Kindes und um seine Entwicklung. Genauso wie es unserem himmlischen Vater um unsere Entwicklung geht, um unser Zusammenleben. Wenn also in der Apostelgeschichte davon die Rede ist, dass man Gott mehr als den Menschen gehorchen soll, dann spricht das davon, dass man gegenüber Gottes Geboten mehr Vertrauen haben sollte. Dass seine Regeln und Gebote sinnvoller sind als die von Menschen. Menschliche Gebote sind wie Menschen. Unvollkommen. Ihnen zu gehorchen heißt, auch große Fehler zu begehen, andere einzuschränken, ihnen etwas aufzuzwingen. Gottes Gebote, wie das von der Nächstenliebe oder die bekannten zehn Gebote versuchen, uns eine Richtschnur zu sein, damit wir uns entwickeln können – in unserem Glauben, aber auch unserem Zusammenleben. Klar, auch sie schreiben uns etwas vor, auch sie verlangen, dass man sich an sie hält. Aber sie suchen unser bestes. Darauf dürfen wir vertrauen. Horchen wir also hin, wenn uns jemand einen Rat gibt und wir einen Bibeltext lesen, eine Predigt hören, was er uns eigentlich damit sagen will

Eine schöne Sommerzeit wünscht Ihnen Chris Schönefeld