Archiv für den Monat: September 2021

Gedanken zum Monatsspruch Oktober 2021

„Lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken.“

Hebräer 1024

Liebe Brüder und liebe Schwestern,


Der Herbst ist ins Land gezogen und mit ihm auch der Wechsel von den langen hellen Sommerabenden zu immer mehr Dunkelheit. Noch können wir der Wärme und der Leichtigkeit des Sommers nachspüren. Noch stehen vor uns ein paar schöne Tage. Aber allmählich verlagert sich unser Dasein wieder in den Innenbereich unserer Häuser. Vielleicht haben wir dadurch wieder weniger Kontakte. Vielleicht wird es wieder schwieriger sich unter einander auszutauschen. Viele Menschen fürchten sich vor den langen Wintermonaten. Nicht nur wegen der Kälte, sondern weil die Mensch zu Mensch Beziehungen abbrechen und lahm liegen. Nicht nur in Coronazeiten.


Der Hebräerbrief fordert uns heraus! Da schreibt einer, dass wir aufeinander achthaben sollen. In unserer Leistungsgesellschaft ist das schon fast eine Zumutung. Eigentlich stelle ich mich tagtäglich in den Vordergrund. Was ich schaffe, zählt. Was ich tue, ist wichtig. Meine Leistung, mein Beitrag,meine Anstrengung und mein Engagement bringen den entscheidenden Effekt. Was nützt es da ,wenn einer neben mir herumprobiert und doch keinen Erfolg hat. Was kümmert es mich, wenn einer sich abmüht und keinen Erfolg hat und am Ende aufgibt.


Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. In einer aggressiven noch dazu. Und Mitmenschlichkeit ist ein Fremdwort geworden. Wer im Arbeitsprozess steht oder zur Schule geht, oder in einer weiterführenden Einrichtung tätig ist, weiß das längst. Und auch unter den Menschen, die im wohlverdienten (Un-) ruhezustand sind, ist das Prinzip des Besser, Höher, Weiter längst angekommen.


Achthaben aufeinander, das heißt, den Menschen neben mir ins Visier zu nehmen. Was denkt er, was möchte er. Was prägt ihn, was quält ihn. Ich muss auf den, der mir begegnet zugehen lernen. Der, der mir heute begegnet, ist das nicht zufällig , sondern es gehört zu Gottes Plan, in dem du eingebettet bist. Und manchmal bist du bereits mittendrin in deiner Aufgabe. Du fragst dich, wie du dem Mann aus Somalia begegnen sollst. Du hast keine Ahnung, wie du dem Osteuropäer deutsche Arbeitsweise vermitteln sollst. Und wenn du deine eigenen Vorurteile überwunden hast, merkst du, dass weder Hautfarbe noch Herkunft eine Rolle spielen. Was ihr gemeinsam tut, damit jeder am Monatsende einen ordentlichen Lohn erhalten kann, das ist nicht so wichtig. Und das wird auch erst
dann gut funktionieren, wenn wir uns menschlich näher gekommen sind.


Der Mann aus Somalia hat eine lange Flüchtlingsgeschichte hinter sich. Immer ist er zur Stelle, wenn es etwas zum Helfen gibt. Ein Mensch, wie du und ich mit einer anderen Kultur und Religion. Ein Mensch, von Gott geliebt. Anders, als du und ich, aber er ist da und das verlangt Respekt. Der Mann aus Osteuropa kam zum Geldverdienen hierher. Viel hat er erzählt über sein Heimatland und wie die Menschen dort leben. Er lebt jetzt in einer völlig anderen Welt und ermöglicht seinen Landsleuten, es ihm gleichzutun.


Wer nie zuhört, wird auch nie erfahren, welche Sorgen und Probleme die anderen mit sich herum tragen. Vielleicht sind die Sorgen und Probleme der anderen banal in meinen Augen. Vielleicht treffen sie mich an einer wunden Stelle. Vielleicht habe ich gerade genug Sorgen und Probleme. Wenn ich mich meinem Nächsten zuwenden will, dann muss ich meinem Gegenüber auf Augenhöhe begegnen können. Dann muss ich aufmerksam sein können. Dann muss ich fürsorglich und behutsam auf den anderen zugehen. Dann darf ich das nicht nur ein bisschen tun, sondern ich muss es auch wollen. Denn Gott liebt dich und auch mich. Seine Liebe weiter zu geben, hat höchste Priorität. Nur so können wir in eine gute Zukunft weiter gehen. Nur so kann wird es endlich Friedenauf Erden geben. Nur so werden wir unseren Kindern und Enkelkindern Leben auf diesem Planeten ermöglichen.

Lasst uns einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken! Aber lasst uns das nicht besserwisserisch tun. Jeder von uns hat sein eigenes Tempo, seine eigenen Erfahrungen, seine eigenen Ansichten. Das gilt es zu bedenken. Was für mich richtig erscheint, muss nicht allgemein gültig sein. Ansporn kann sonst auch zur Entmutigung führen.


Niemand soll ausgegrenzt werden, niemand soll abwertend beurteilt werden. Wenn ich mich dafür entscheide, dass eine Impfung gegen Covid 19 für mich nicht in Frage kommt, dann ist das meine Entscheidung. Das muss toleriert werden in unsere Gesellschaft und darf nicht zu Diskriminierungen führen. Wir haben gelernt mit dem Virus und seiner Gefahr vernünftig umzugehen und haben viele Schutzmechanismen entwickelt.


Lasst uns wieder zum Leben zurück finden! Lasst uns den Nächsten, der uns begegnet in den Fokus nehmen und ihn mit den uns gegebenen Gaben beistehen, aufrichten und bewahren. Das sind meine Aufgaben, mein Ziel, mein Ansporn.


Herzliche Grüße und Gottes Segen!


Uta Baumfelder

Gedanken zum Monatsspruch September 2021

„Ihr sät viel und bringt wenig ein; ihr esst und werdet doch nicht satt; ihr trinkt und bleibt doch durstig; ihr kleidet euch, und keinem wird warm; und wer Geld verdient, der legt‘s in einen löchrigen Beutel“

Haggai 1,6

Liebe Schwestern und Brüder,


war alles umsonst? So hat man es vielfach lesen können, als vergangenen Monat die Taliban innerhalb weniger Tage ganz Afghanistan unter ihre Kontrolle brachten und alles, was in 20 Jahren NATO-Einsatz dort an Staatstrukturen etabliert und an Wiederaufbau geleistet wurde, über den Haufen geworfen wurde. Waren also alle Kosten, alle Bemühungen, alle Opfer der Soldaten und Hilfsorganisationen dort völlig umsonst?


Es gibt viele Situationen, in denen man sich fragen kann, war denn mein ganzes Bemühen umsonst? Wir wählen einen neuen Bundestag und so manch ein Wahlkämpfer, aber auch der ein oder andere Wähler wird sich hinterher fragen, war alles umsonst? Selbst bei Olympia gilt schon lange, zumindest bei manchen Medienvertretern, nicht mehr das Motto „dabei sein ist alles“, sondern nur eine Medaille. Jahrelang wird trainiert und wenn es dann, obwohl man in dem Jahr bislang alles gewonnen hat, doch nicht reicht, dann ist die Enttäuschung groß. Genauso wie sich Menschen, die lange intensiv auf ihre Gesundheit geachtet haben, sich ausgewogen ernährten und viel Sport trieben, aber dann doch krank wurden und viel leiden mussten, zweifelnd fragen, ob die ganze Schinderei umsonst war. Ebenso die Bauern in den Hochwassergebieten oder in den vergangenen Dürrejahren. Man sät und kümmert sich um seine Felder, man bekämpft Unkraut, lockert Böden auf, wässert nach Möglichkeit und es bringt doch nichts ein, wenn das Wetter nicht passt. Oder auch die vielen engagierten, die Ideen entwickeln, regelmäßig Veranstaltungen planen und durchführen, jedoch immer wieder ernüchtert feststellen, dass viele Mitmenschen sich nicht aus ihren Häusern locken lassen und lieber im Klagen feststecken, es sei nichts los. Ist denn alles umsonst?


Ja, es lässt sich oft der Eindruck gewinnen, dass alles umsonst ist. Gerade jetzt, in der zweiten Hälfte des Jahres, in der es auf die Ernte zugeht und erste Bilanzen gezogen werden, so fällt manch einer dieses Fazit. Auch unser Monatsspruch scheint diese Feststellung zu treffen. Egal, wie sehr man sich bemüht, es hilft doch nichts. Man kann sich um alles Leibliche kümmern, nach bestem Wissen redlich und gut leben und doch unzufrieden bleiben. Man kann Geld verdienen und muss doch feststellen, dass es nichts bringt, der reichste auf dem Friedhof zu sein. Man kann noch so viele gute fromme Worte hören, wenn sie doch nichts in einem verändern, das Handeln das gleiche bleibt. Man kann auch noch so viele gute Predigten halten, aber was hilft es, wenn es fast keiner hört. Der Prophet Haggai, der die Worte des Monatsspruchs im Auftrag Gottes dem Volk Israel überbringen soll, hat sich vermutlich gefragt, was Gott mit solchen harten Aussagen den Isareliten sagen will. Natürliche gehören Essen, Trinken, Kleidung und ein eigenes Einkommen zum menschlichen Leben dazu. Den meisten Menschen ist auch bewusst, dass Leben mehr ist als das Stillen der Grundbedürfnisse oder das Streben nach materiellem Besitz. Gottes Worte beziehen sich darauf, dass die Menschen nicht nur um sich selbst drehen sollen, nicht nur um ihr tägliches Fortkommen, sondern dass sie nach höherem Ziel streben sollen. Haggai soll sie konkret zum Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem anhalten. Man kann sich jetzt fragen, warum Gott das höher gewichtet als menschliche Bedürfnisse. Zum einen geht es um die gemeinsame Aufgabe. Die Menschen sollten zusammenstehen, um solch große Herausforderungen anzugehen. Große Heraus-forderungen wie den Wiederaufbau eines Gebäudes, aber auch die Überwindung von Naturkatastrophen oder große gesellschaftliche Umwälzungen. Zum anderen laufen wir Menschen dabei jedoch Gefahr, in unserem Streben, etwas Höheres zu erreichen, unseren Nächsten zu übersehen und die eigene Leistung überbewerten. Alles, was wir erreichen können, ist vergänglich. Wer Olympiasieger errungen hat, darf stolz auf sich sein, aber schon vier Jahre später wird vermutlich ein anderer Olympiasieger. Ein Bundestagsmandat ist auch nur auf Zeit vergeben. Vier Jahre später kann ein anderer gewählt werden. Auch scheinbar stabiles wie ein Haus oder eine Kirche oder auch wie die eigene Gesundheit, wie eine glückliche Ehe, wie Frieden in einem Land sind nicht unzerstörbar. Naturkatastrophen zerstören Häuser, Kleinigkeiten spalten Gesellschaften, Viren bedrohen die Gesundheit.


Ist also alles, was wir tun, umsonst? Nein. Es geht bei Olympia nicht nur um gewinnen oder verlieren, sondern eben doch um das Dabeisein, um die Menschen, die man kennenlernt, die Freundschaften, die sich dabei bilden, das Mitfiebern und Mitleiden. Bei der Wahl geht es nicht nur darum, sich gegen andere durchzusetzen und Ämter zu besetzen, sondern um Ideen zum Wohle aller einzubringen, unsere Gesellschaft aktiv mitzugestalten, Missstände anzugehen und Bewährtes zu verteidigen. Beim Wiederaufbau der Häuser nach den Überschwemmungen geht es nicht nur um die Wiederherstellung von Gebäuden und Infrastruktur, sondern um die Hoffnung, um das Gefühl, nicht allein gelassen zu sein. Es ist nicht umsonst, dort wieder alles neu aufzubauen, auch wenn ein künftiges Unwetter wieder alles bedroht. Es ist nicht umsonst, sich für Menschen in aller Welt einzusetzen und dabei dem Beispiel Jesu zu folgen. Auch wenn unsere Kraft klein erscheint, Gott begleitet uns und so wird es gelingen. Wie der Wiederaufbau des Tempels damals. Vertrauen wir ihm!


Einen behüteten Spätsommer wünscht Euch und Ihnen Chris Schönefeld