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Gedanken zum Monatsspruch Oktober 2024

Gedanken zum Monatsspruch Oktober 2024Die Güte des Herrn ist`s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.

Klagelieder 3, 22-23

Liebe Brüder, liebe Schwestern,

nun sind wir angekommen in der bunten Jahreszeit. Eben noch haben wir uns an dem Sommerwetter erfreut und unsere Aktivitäten gern draußen erledigt, nun hat uns der Herbst voll in den Griff genommen. Den Früchten im Garten hat das warme Spätsommerwetter noch einen richtigen Schub gegeben. So manches Pflänzchen, das in den nassen Sommermonaten mehrfach von den Schnecken attackiert  wurde, hat sich doch noch entwickeln können. Was für ein Segen! Jetzt gilt es, die Ernte einzubringen. Vielleicht ist sie nicht ganz so üppig ausgefallen, vielleicht ist da nur ein kleiner Teil dessen, was sonst so üblich ist. Vielleicht ist aber auch alles vernichtet, von den Spätfrösten im Frühjahr. Mein Thermometer hatte zur Blütezeit der Beeren, Kirschen und Pflaumen am Morgen winterliche -10°C angezeigt. Keine Chance für die Früchte. Vielleicht hat eines der vielen  Unwetter in diesem Jahr alles zerstört. Hochwasser hat in manchen Regionen nicht nur die Ernte, sondern auch Häuser, Autos und Menschen hinweggerafft. Zurück blieben verzweifelte Menschen, die alles verloren hatten, was sie sich erarbeitet und aufgebaut hatten. Und selbst wenn Versicherungen einen Teil des Schadens zahlen, oder wenn staatliche Gelder zur Verfügung gestellt werden. Für die Betroffenen wird es ein langer Weg hin zur Normalität werden und dabei ist nichts mehr so, wie es gewesen ist.

Trotzdem feiern wir auch in diesem Jahr das Erntedankfest. Auf das genaue Datum kommt es dabei nicht so an. Viel wichtiger ist, dass wir zusammen kommen und gemeinsam Gott danken für alle die guten Gaben in diesem Jahr. Dafür dass Gott uns nicht nur in dieses Leben gestellt hat, sondern dass er uns so wunderbar erhält. Dass wir in diesem Land keine Hungersnot leiden müssen, wie  Menschen in so vielen Ländern dieser Erde. Dass wir hier schon seit so langer Zeit in Frieden leben können. Dass wir unserer Arbeit nachgehen können, unsere Vorlieben und Hobbies pflegen können. Dass wir Eltern, Geschwister, Partner, Kinder, Freunde und Kollegen haben, die für uns da sind, wenn wir sie brauchen. Das alles  ist nicht selbstverständlich. Und nichts davon lässt sich schlussendlich erzwingen. Wer aber alle diese Gaben als ein Geschenk betrachtet, das Gott jedem von uns zukommen lässt, der versteht auch, warum es gut und wichtig ist, dem Herrn und Schöpfer dieser Welt von Herzen zu danken.

Unser Monatsspruch ist ein Zitat aus den so genannten Klageliedern des Jeremia. Jeremia war ein Prophet und er lebte zur Zeit der Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier. Er hatte allen Grund, Gott das Elend zu klagen, was über sein Volk gekommen war. Die Stadt und der Tempel zerstört und verwüstet, die Menschen getötet, Männer, Frauen und Kinder. Viele der Gelehrten und Begabten nach Babylon ins Exil geführt. Zurück blieb ein jämmerliches Dasein ohne jeglichen Trost. Jeremia findet schließlich einen Weg, um der tödlichen Lethargie zu entkommen. Er ruft Gott an und klagt ihm das Leid seines Volkes Israel. Und im Klagen gewinnt er Hoffnung. Nein, das Elend und das Leid ist nicht das Ende seines Volkes. Ja, Gott hält zu seinem Volk, auch wenn es gerade durch ein tiefes Tal muss. Jeremia weiß, dass es gewiss ist, dass Gott das Schicksal des Volkes Israel wenden wir. Denn Gott ist ein gütiger und ein barmherziger Gott. Und was er versprochen hat damals im Bund mit Mose, das hält Gott auch.

Es gibt im evangelischen Gesangbuch ein Lied: All Morgen ist ganz frisch und neu. Zu finden ist es unter der Nummer 440. Und der Text passt richtig gut zum Monatsspruch und auch zum Erntedankmonat Oktober:

All Morgen ist ganz frisch und neu des Herren Gnad und große Treu; sie hat kein End den langen Tag, drauf jeder sich verlassen mag. O Gott, du schöner Morgenstern, gib uns, was wir von dir begehrn:  Zünd deine Lichter in uns an, lass uns an Gnad kein Mangel han. Treib aus, o Licht, all Finsternis, behüt uns, Herr vor Ärgernis, vor Blindheit und vor aller Schand und reich uns Tag und Nacht dein Hand, zu wandeln als am lichten Tag, damit, was immer sich zutrag, wir stehn im Glauben bis ans End und bleiben von dir ungetrennt.

Ich wünsche Ihnen von Herzen  einen goldenen Oktober, bleiben Sie behütet und gesund!

Ihre Uta Baumfelder

Monatsspruch Juli 2024

Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen, wenn sie im Unrecht ist.

Exodus 23,2

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

endlich Sommer mögen viele denken. Endlich Urlaub, weg vom täglichen Stress und der immer gleichen Routine. Endlich das tun, was mir gut tut, was mich aufbaut, wieder fit macht für die Zeit danach. Urlaub am Meer, Einfach die Beine in den Sand stecken und das Rauschen der Wellen erleben. Urlaub in den Bergen. Dort auf dem Gipfel stehen, ganz allein. Du spürst so etwas wie Unendlichkeit in der schroffen und doch so wunderbaren Bergwelt. Wo auch immer du Urlaub machst. Du wirst immer neue Eindrücke, neue Erfahrungen, neues Wissen mit nach Hause bringen. Und das wirst du bewahren in dir und irgendwann wirst du von diesen Erinnerungen zehren können. Aber sie gehören ganz allein nur dir.

Vielleicht bist du auch ein Fußballfan und du hast Urlaub genommen während der Europameisterschaft 2024 in Deutschland. Weil du alle Spiele schauen möchtest und nicht unausgeschlafen auf die Arbeit möchtest. Du findest es großartig, dass Deutschland Gastgeber ist. Du siehst am Fernseher die Menschenmengen, die sich vor großen Leinwänden versammeln, um gemeinsam die Spiele zu sehen. Du spürst so etwas wie Euphorie. Menschen umarmen sich und freuen sich grenzenlos. Es scheint plötzlich eine ganz andere Zeit angebrochen zu sein. Haben wir uns nicht noch vor ein paar Wochen über Klimakleber geärgert, die unseren Tag versaut haben. Es war doch eigentlich jeder Tag angefüllt mit Negativschlagzeilen, die uns bedrängt haben und von uns Besitz  genommen haben. Sicherlich wird der tägliche Ärger nicht aus der Welt sein. Aber irgendwie können wir doch stolz sein, dass sich so viele verschiedene Nationen die Hand geben, zu uns gekommen sind samt ihrer großen Fangemeinde um etwas zu tun, was eigentlich nicht lebensnotwendig ist, aber doch immer wieder schön und packend. Besser als jeder Krimi. Dass dann auch noch unsere Nationalmannschaft gut gespielt hat bisher, dass lässt die Freude noch schöner werden.

Der Monatsspruch für Juli will nicht so recht in unsere momentane Gefühlslage passen. Da geht es um die Mehrheit, die nicht immer im Recht ist, aber Recht für sich beansprucht. Das haben wir doch beim kürzlichen Wahlmarathon erlebt.  Parteien, die sich von ihrer besten Seite zeigen, den Leuten das Blaue vom Himmel erzählen und Wähler mobilisieren. Und dabei Erfolg haben, weil sie genau die Stimmung im Volk kennen und ihre Wahlkampfziele darauf abstimmen. Der Rest ist bekannt.

Heute spielen soziale Netzwerke eine große Rolle. Bist du bei Facebook, bei Instagram, bei TikTok. Schaust du da regelmäßig vorbei und informierst dich,  was es so alles gibt auf der Welt? Merkst du eigentlich, dass solche Netzwerke den aktuellen Trend, den man unbedingt nachahmen sollte, bestimmen? Dein kritischer Blick darauf verschwindet, je mehr du von den Netzwerken konsumierst.

Dein Glaube ist unendlich wertvoll, denn du hast in nicht irgendwie dir angeeignet, sondern er ist dir geschenkt worden von Gott. Glaube ist ganz individuell. Er begleitet dich durch dein Leben, er ändert sich im Laufe deiner Lebensumstände. Aber niemand darf dich daran hindern, deinen Glauben auszuleben. Niemand darf dir aufoktroyieren  was und wie du glauben sollst. Du wirst Mut brauchen, um deinen Glauben  gegen Widerstände zu vertreten. Du wirst gegen den Strom schwimmen müssen.  Und das wird auch gefährlich sein. Die Menge wird dich nicht hören wollen und schon gar nicht akzeptieren.

Aber unser Glaube an den dreieinigen Gott schenkt uns Freiheit. Und die ist kostbar und gilt es zu hüten. Aber das ist der Weg, den wir gehen sollen. Er ist selten eben und breit. Meist ist er schmal und steinig und kaum erkennbar. Aber erführt uns an das Ziel.

Du musst diesen Weg nicht allein gehen. Du kannst dir Verbündete suchen. Aber es kommt darauf an, dass du gut abwägst, was für dich richtig ist und was falsch ist. Frage dein Gewissen und du wirst eine Antwort bekommen.

Aber nun genieße die Zeit. Der Sommer ist uns geschenkt. Und Gott lenkt unsere Wege. Darüber müssen wir uns keine großen Sorgen machen.

Bleiben Sie bitte behütet!

Ihre Uta Baumfelder

Gedanken zum Monatsspruch

Seid stets bereit, jedem Rede und Antwor zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt.

1.Petrus 3,15

 Liebe Schwestern und liebe Brüder,

Die Liedstrophe: „All Morgen ist ganz frisch und neu des Herren Gnad und große Treu;  sie hat kein End den langen Tag, drauf jeder sich verlassen mag“, drückt doch das aus, was wir gegenwärtig erleben. Endlich liegen die Wintermonate hinter uns. Vorbei die trübe, kalte Jahreszeit. Die Natur hat sich aufgerappelt und alles ist aus dem Winterschlaf erwacht. Die Schöpfung entfaltet immer mehr ihre wunderbare Schönheit und Vielfalt. Wer möchte da nicht mitjubeln. Wer möchte da nicht mit einstimmen und aus voller Kehle ein Liedchen singen. Dann tun Sie das doch bitte auch, denn fröhliche Menschen hat Gott lieb. Und die Zeit ist wirklich auch gekommen, um sich zu freuen. Das Osterfest ist noch nicht ganz vorbei. Jeder macht ja so seine eigenen Erfahrungen mit diesem Fest. Dass es nicht nur ein Frühlingsfest mit alten germanischen Wurzeln ist, das man zu Ehren der germanischen Göttin Ostara beging, die für Frühling, Fruchtbarkeit und Mörgenröte angebetet wurde, sondern eben auch ein christliches Fest ist, das seine Wurzeln beim jüdischen Passahfest hat, muss an dieser Stelle betont werden. Jesu Gefangennahme, seine Folterung und Hinrichtung am Kreuz und seine Auferstehung am Ostermorgen geschah in der Woche des Passahfestes, das Juden auf der ganzen Welt heute noch feiern als Erinnerung an den Tag des Endes der Sklaverei in Ägypten und dem Beginn ihrer 40- jährigen Wanderung mit Mose hin zum gelobten Land.

Für Christen ist die Auferstehung Jesu der Dreh- und Angelpunkt ihres Glaubens. Denn wäre Jesus nicht auferstanden von den Toten und würde nicht leben, so wäre unser Glaube vergeblich. So wäre auch unsere Hoffnung auf Sand gebaut. Aber viele haben den auferstandenen Jesus gesehen damals und sind seine Zeugen. Und Jesus hat seine Kirche gebaut. Seit fast 2000 Jahren finden Menschen zum Glauben an Jesus Christus. Und auch heute noch finden sich Menschen, die sich berühren lassen, die sich taufen lassen und die ihr Leben in die Nachfolge Christi stellen. Meist sind das Menschen wie du und ich. Man erkennt sie nicht auf den ersten Blick. Manchmal sind sie ganz verborgen und trauen sich nicht, ihr Bekenntnis zu Christus öffentlich zu machen. Aber christlicher Glaube ist nun mal keine Privatsache. Das möchte Petrus im Monatsspruch ausdrücken. Christen sollen bereit sein, über ihren Glauben zu reden. Aber warum ist unsere Sprachfähigkeit über unseren Glauben so gehemmt? Scheuen wir uns davor nicht gehört zu werden oder mitleidsvoll angeschaut zu werden? Oder fehlen uns einfach die richtigen Worte, um unseren Glauben zu beschreiben? Haben wir Angst davor, etwas Falsches zu sagen? Andererseits ist es nicht in Ordnung, anderen Trost und Hoffnung zu verschweigen, die wir selber einmal erfahren haben. Situationen, in denen Gott uns so nah war, dass wir uns in seiner Nähe geborgen und geliebt gefühlt haben. Es gibt so viele Menschen, die ein wenig Zuwendung brauchen und Zuversicht. Es ist doch wichtig zu begreifen, dass jeder Mensch ein geliebtes Geschöpf ist. Dass Gott ihm Würde und eine Daseinsberechtigung gegeben hat. Dass Jesus gestorben ist, damit du auch über den Tod hinaus eine Zukunft hast. Dass du ein freier Mensch bist und freie Entscheidungen treffen kannst. Dass Gott mit seinem Heiligen Geist in dir wohnen möchte und Kontakt mit dir pflegen will.

Solche Hoffnung sollen wir weiter geben. Aber erfüllt sie mich noch? Kann ich sie noch spüren in meinem Herzen, oder ist mein Herz mit Sorgen, Angst, Neid oder Hass gefüllt? Vielleicht muss ich mich prüfen! Vielleicht muss ich mich mit der genannten Hoffnung wieder neu verbinden. Denn erst wenn ich innerlich von Hoffnung und Liebe erfüllt bin, werde ich das leichter nach außen bringen können und ich werde sprachfähig und handlungsfähig.

Lasst euch aufrufen, eure Hoffnung nicht im Innern zu tragen, sondern nach außen zu bringen. Schweigt nicht, sondern redet sanftmütig und ehrfürchtig. Habt keine Angst, die richtigen Worte kommen aus eurem Herzen.

Ich wünsche Ihnen und euch eine gesegnete Osterzeit!

Ihre Uta Baumfelder

Gedanken zur Jahreslosung 2024

Liebe Brüder und Schwestern,

wir schreiben das Jahr 2024. Es ist noch ganz neu und 365 Tage liegen vor uns. Jeder dieser Tage will gefüllt werden mit unserer Arbeit, mit unserem Engagement, mit unserer Liebe, mit unseren Bemühungen. Wir werden auch in diesem Jahr wieder viel leisten müssen, lernen müssen, selbst wenn wir das Schulkindalter längst hinter uns gelassen haben. Wir werden ertragen und erdulden müssen, was wir gar nicht wollten. Wir werden überrascht werden und große Freude erfahren dürfen. Wir werden Veränderungen erleben, vielleicht selbst mitgestalten. Wir werden lernen loszulassen. Das wird viel Schmerz und Trauer bringen.

Noch liegt das neue Jahr wie ein unbeschriebenes Buch vor uns. Noch weiß Keiner, was dieses Jahr bringen wird. Noch leuchtet der Weihnachtsstern über der Krippe in Bethlehem. Noch zehren wir von dem Fest der Geburt unseres Herrn Jesus Christus. Noch hat der Alltag uns noch nicht wieder in den Griff bekommen. Dieses Stück Freiheit ist uns in diesen Tagen geschenkt. Etwas Ruhe und etwas Frieden sind Gaben, die oft nur noch in der Weihnachtszeit spürbar sind.

Ich wünsche Ihnen und euch für das Jahr 2024 Gottes Segen für all eure Wege und euer Tun. Ich wünsche euch Gesundheit und Kraft. Und ich wünsche euch, dass ihr Gottes Liebe immer wieder erspüren könnt und in dieser Liebe euer Leben ausrichtet.

Wie jedes Jahr wurde auch für 2024 wieder eine Jahreslosung ausgesucht. Der Vers steht im 1. Brief des Paulus an die Korinther im 16. Kapitel. Er wurde so übersetzt: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“.

Paulus ist angekommen in Korinth. Eine noch junge Stadt mit vielen kulturellen und religiösen Einflüssen. Christen gibt es auch. Paulus hat viel missioniert und viele sind zum Glauben an Jesus Christus gekommen.  Aber sie streiten sich ohne Ende. Jeder will Recht haben. Jeder meint, es besser zu können mit der Glaubensausübung. So zerstritten wissen sie kaum noch, was Paulus ihnen einst erzählt hatte. Deshalb schreibt Paulus einen Mahnbrief an die Gemeinde. Darin enthalten ist das Hohelied der Liebe. Ein Text, der tief unter die Haut geht. Ein Text, der an seiner zentralen Aussage und an seiner Gültigkeit über 2000 Jahre nichts an Aktualität eingebüßt hat. Es geht um die Liebe, die Gott mir in mein Herz gepflanzt hat und die Ausdruck seiner Liebe zu den Menschen ist.

Wie stark und mächtig und wichtig diese Liebe ist, sagt er mit den Worten: Selbst wenn ich unglaublich klug wäre und mächtig, um meinen Einfluss in der Welt geltend zu machen, aber ich könnte keine Liebe in mirspüren, dann wäre ich ganz einfach nur ein nichts. Die Liebe ist von Anbeginn der Welt da und sie bleibt. Liebe ist die zentrale Kraft, die die Welt trägt. Wer mit dieser Liebe in Verbindung bleibt, der ist fähig überwinden zu können, was ihn bedrückt, belastet und hindert, in seinem Leben einen tiefen und wunderbaren Sinn zu sehen.

Wer Gottes Liebe erfahren hat, wird sie weiter geben. Sie wird mehr und mehr sein Handeln bestimmen. Und doch ist da ein schmaler Grat, eine hauchdünne Grenze zwischen leidenschaftlichem Engagement für andere und der Durchsetzung von Eigeninteressen. Ich muss mich schon fragen, ob ich vorrangig nur noch das tue, wofür ich mich begeistere und die Restarbeit den anderen überlasse. Oder neige ich vielleicht dazu aus falsch verstandener Liebe alles zuzulassen, sozusagen die Liebe als Deckmäntelchen zu benutzen?

 Tut alles in Liebe! Aber lasst euch auch immer wieder geradebiegen und achtet auf die Menschen, die mit euch zusammen unterwegs sind.

Ich grüße sie und euch herzlich  

Uta Baumfelder

Gedanken zum Monatsspruch Oktober

Liebe Brüder und Schwestern,

Das letzte Viertel des Jahres 2023 ist angebrochen. Unverkennbar hat der Herbst bei uns Einzug gehalten. Immer kürzer werden die Tage und die Dunkelheit wir ständig dominanter. Jetzt sucht man wieder die sonnigen Plätzchen, jetzt geht man, so oft es möglich ist, nach draußen, um noch so viel wie möglich aufzutanken, ehe die kalten und nassen Monate uns frustrieren und womöglich deprimieren. Die letzten warmen Sonnenstrahlen regen uns vielleicht dazu an, danke zu sagen. Danke für ein Jahr voller Höhen und Tiefen, persönlich,  politisch, gesellschaftlich. In unseren Familien, unseren Dörfern, im Landkreis, in unserem Land und in der Welt. Denn auch die tiefen Täler gehören zu unserem Leben. Und oft bleiben die tiefen Täler, die finsteren Momente in uns so bestimmend, so zwingend, dass es scheinbar keinen Weg gibt, um da  heraus zu kommen. Dann fehlt uns das Licht, das uns den Weg weisen will.  Dann sinkt unser Mut und unsere Entschlossenheit. Dann will uns scheinbar nichts mehr gelingen. Dann werden wir passiv und lassen uns einfach treiben. Ich stehe vor dem Spiegel und schaue mich an. Eigentlich weiß ich ja, was ich da sehe. Aber heute schaut mich etwas an, das mich erschreckt. Zwei müde Augen fallen mir auf. Zu wenig Schlaf gehabt schon seit Wochen oder Monaten. Zu viele Sorgen um tausend Dinge und nicht eins lässt sich lösen oder abmildern. Zuviel Arbeit, die gefühlt ständig zunimmt. Tue doch das bitte noch und jenes, weil andere das aus verschiedenen Gründen nicht tun können. Gehetzt, gejagt – mit der physischen Kraft am Ende. Nicht nur der Körper ist am, auch die Seele leidet. So nehme ich mein Spiegelbild war. So schaut mich ein Mensch an, der mir fremd ist. Ich bin erschrocken. Es ist früher Morgen und ich muss fertig werden, denn bald beginnt meine Arbeitszeit. Und wieder ignoriere ich das, was ich gesehen habe. Ich zwinge mich in meine Rolle und los geht`s. Tag für Tag und Woche für Woche. Paradox und doch Realität.

Hin und wieder nehme ich die Bibel in die Hand und lese darin. Das Evangelium ist mir wichtig geworden. Die frohe Botschaft, die Jesus uns gebracht hat und in der er von seinem Vater, von Gott, erzählt. Von der unbedingten Liebe Gottes, die er allen schenken möchte. Von seiner ständigen Präsenz in allen Dingen und Wesen seiner Schöpfung. Von der Erlösung der Menschen, weil Jesus sich für uns am Kreuz geopfert hat. Jesus ist für mich nicht nur Herr und Gott, sondern auch ein Bruder und ein Freund. Und so fühle ich mich geborgen, geliebt und verstanden. Es tröstet mich und gibt mir Kraft. Ich sehe wieder positiv und kann mich am Leben freuen. Solche Sonntagsgedanken sind mir nicht fremd. Ich erlebe sie in einer meist kurzen Realität. Doch schon Stunden später sind sie wieder wie weggeblasen. War das alles, frage ich mich.

Der Monatsspruch für Oktober kann darauf eine Antwort geben.  „Seid Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst.“

Gottes Wort hören, auch wenn das schon für manchen fremd geworden ist, allein das genügt eben nicht. Die erbauliche  Sonntagsstimmung genießen und sich in Wellnessstimmung versetzen lassen, bringt weder mir auf die  Dauer noch meinen Mitmenschen etwas. Es geht darum, das Gottes Wort von der Liebe in meinem Umfeld Gestalt annimmt. Gute Werke tun, so nennt das der Jakobusbrief. Aus dem Glauben heraus etwas Positives tun. Eben weil ich mich zu Jesus hingezogen fühle, weil ich mich selbst als Christ sehe, trifft mich der Satz voll ins Herz. Gute Werke tun, weil ich auch heute noch ein Nachfolger Jesu sein möchte. Menschen brauchen meine Hilfe, meine Zeit, meine Fähigkeiten. In meinem Umfeld gibt es immer wieder Möglichkeiten zu helfen und manchmal zeigt mir Gott auch an, wo ich gebraucht werde. Dann heißt es zupacken und tun und keine Angst vor der Aufgabe haben. Wenn Gott mir etwas zumutet, dann wird er mir auch zur Seite stehen.

Wenn der eigene Glaube in tätiger Nächstenliebe mündet, dann seid ihr Täter von Gottes Wort und euer Dienst wir gesegnet sein.  Dann seid ihr freie Menschen, so wie Gott euch geschaffen hat.

Ich wünsche Ihnen einen segensreichen, goldenen Oktober!

Ihre Uta Baumfelder

Gedanken zum Monatsspruch Juli 2023

„Jesus Christus spricht: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet.“ (Matthäus 5, 44-45)

Liebe Brüder, liebe Schwestern,

irgendetwas passt gerade nicht. Wir erleben gerade wie gut es ist, wenn Sonne und Regen, Wärme und Licht unseren Alltag bestimmen. Lange haben wir in diesem Jahr darauf gewartet und haben es kaum für möglich gehalten, dass aus dem tristen und kalten Wetter im März und April so ein wunderbar warmer Frühsommer werden kann. Die Wiesen stehen prächtig und versprechen eine gute Ernte. Das eine bedingt eben das andere; alles zu seiner Zeit.

In diese Leichtigkeit hinein kommt nun der Monatsspruch für Juli. Der macht mir ganz schön zu schaffen. Vielleicht passt er aber gerade jetzt in diese Zeit,  weil ich mir an den langen hellen Abendstunden Zeit zum Nachdenken nehmen kann. Vielleicht draußen auf dem Balkon oder im Garten. Vielleicht denke ich über mein Leben nach. Über das, was gut gewesen ist und über das, was völlig daneben gegangen ist. Über  das, was ich einmal erreichen wollte und das, was mir letztendlich geglückt ist. Über meine Arbeit, die mich jeden Tag auf Trab hält und nur selten erfüllt. Über meine Familie, wo so vieles im Argen noch ist. Über meine Freunde, die mich immer wieder kontaktieren und die genau wie ich Probleme zuhauf haben, genau wie ich.

Über meinen Glauben, der mir über viele Durststrecken hinweg geblieben ist. Über Gott, dessen Schöpferkraft sich jetzt überall in der Natur erweist und der mich singen lässt: „Geh aus mein Herz und suche Freud…“.

Über meinen Herrn und Heiland Jesus Christus, der uns Menschenkindern so viele wichtige Dinge gesagt hat, damit unser aller Leben gelingen kann.

In der Bergpredigt, so nennt man Kapitel 5 bis 7 aus dem Matthäusevangelium, sind die wichtigsten Punkte aus Jesu Vermächtnis aufgeschrieben. Einer davon ist die Feindesliebe. Und das ist der Punkt, der nicht einfach ist, wenn man ihn ehrlich betrachtet.

Vielleicht muss ich erst einmal darüber nachdenken, wer mein persönlicher Feind ist. Warum kam es denn zu meiner Haltung ihm gegenüber?  Was hat er getan, damit ich ihm seine Fehler nicht verzeihen kann? Bin ich nun absolut benachteiligt, weil es zu dem großen Streit gekommen ist? Oder hat mein eigenes Ego einfach nur gesagt, dass darfst du dir nicht gefallen

lassen?

Liebt eure Feinde, heißt es im Monatsspruch. Bei Lukas an dieser Stelle steht sogar noch: „Tut wohl denen, die euch hassen; segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen.“

Wie kann ich immer  und immer wieder diejenigen lieben, die mir mein Leben so schwer machen, die mich benachteiligen, weil ich anders denke als sie, die mir immer wieder einen Strich durch die Rechnung machen, weil ich so manche Dinge kritischer sehe als sie. Sie lieben mich nicht, aber ich soll sie lieben und sie wie einen guten Bruder oder eine gute Schwester sehen und behandeln. Irgendwie überfordert mich das. Ich kann das nicht. Ich möchte mich wehren. Ich möchte denen heimzahlen, was sie mir ständig antun. Die Situation schaukelt sich auf. Aber wenn keiner anfängt, nachzugeben, wird das gegenseitige Kräftemessen eine  Endlosschleife. Am Ende gibt es nur noch Verfeindungen zwischen uns; am Ende stehen wir mit leeren Händen da.

Was hält mich eigentlich davon ab, mich auf mein Gegenüber einzulassen. Auf seine Argumente, seine Ansichten, seine Anschuldigungen. Das wird mühevoll werden, denn ich muss mich in den anderen hineinversetzen. Vielleicht merke ich, wieviel Gemeinsames wir doch haben. Ich entdecke mich in dem anderen, der mir schaden wollte, teilweise wieder. Ich stehe dem anderen plötzlich unvoreingenommen gegenüber. Ich beginne zu verstehen, warum der andere mir schaden wollte. Ich entwickle ein gewisses Verständnis für die Menschen und ihre Argumente. Meine eigene Meinung ist gar nicht mehr so wichtig. Auch wenn es noch keine Liebe ist, was da geschieht, aber ich habe Achtung gewonnen und ich beginne zu fühlen, wie mein Hass mehr und mehr verschwindet.

Die Welt ist voll mit Nachrichten von Kriegen, Gewalt, Terror und Not und Elend. Darf ich dann wenigstens die Kriegstreiber, die Terroristen, die Menschen, die Gewalt anwenden um ihre Interessen zu erreichen, aus tiefster Seele hassen? Jesus sagt nein, gerade die Feinde sollt ihr lernen zu lieben. Weil Gott selbst die Sonne über Gute und Böse aufgehen lässt, weil Gottes Wille es regnet über Gerechte und Ungerechte. Es gibt so viele, die die Spirale von Gewalt und Krieg nach oben drehen, so viele Diktaturen, die Menschen ausnutzen und wegwerfen. Dann ist meine Stimme gefragt. Meine kleine, schwache Stimme. Denn ich muss eine Meinung beziehen. Hasse ich die, die tagtäglich in den Nachrichten erscheinen? Es sind schließlich keine Monster, die auf den Bildschirmen erscheinen, sondern es sind Menschen mit einem menschlichen Antlitz. Ich muss sie ernst nehmen, auch wenn sie töten und Unrecht tun. Auch wenn ich mir wünsche, dass sie recht bald scheitern und aus der Welt verschwinden. Aber das Böse in der Welt verschwindet nicht automatisch. Wenn ich zu hassen beginne, mache ich mich dem Bösen gleich, werde ich auch zu einem Monster, das den Hass in dieser Welt Tür und Tor öffnet.

Deshalb fordert Jesus, Liebe zu üben, dort wo man sich hasst. Damit diese Spirale des Hasses unterbrochen wird. Es wird mir nicht immer gelingen, aber ich muss versuchen es wenigstens in meinem kleinen Lebensbereich versuchen.

Dass uns das immer mehr und mehr gelingen möge, gebe Gott seinen Segen dazu!    Herzliche Grüße

Ihre Uta Baumfelder

Gedanken zur Monatslosung April

„Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, dass er über Tote und Lebende Herr sei.“

Röm. 149

Liebe Schwestern und Brüder,

In wenigen Tagen ist Ostern! Gründonnerstag, Karfreitag, Ostersonnabend, Ostersonntag, Ostermontag. Jeder Tag der Osterwoche hat seine eigene Bedeutung. Und eigentlich beginnt die Osterwoche, die heilige Woche, schon am Palmsonntag. Als Jesus auf einem Esel  in Jerusalem einzieht. Endlich ist er da, rufen die Menschen. Endlich kommt der neue König für Israel. Endlich wird Gerechtigkeit und Frieden herrschen. Alles wird gut und sie jubeln ihm mit Hosiannarufen zu. Aber sie liegen ganz falsch. Sie wissen nicht, warum Jesus wirklich nach Jerusalem gezogen ist. Seinen Jüngern hat Jesus es angedeutet, aber sie nehmen das nicht so ernst, was er da gesagt hat. Das Passahfest ist doch ganz nah und da wollen alle fröhlich sein und feiern. Passah ein wichtiges Fest mit vielen Ritualien schon von alters her. Damals war Mose mit dem ganzen Volk Israel aus dem Herrschaftsbereich des Pharao gezogen in die Freiheit.

Zwei Tage vor dem Passahfest ruft Jesus seine engsten Freunde zusammen. Sie wollen gemeinsam essen und trinken. Während des Mahls beginnt Jesus laut  zu reden. Er nahm das Brot, dankte Gott und gab es seinen Jüngern zu essen und sagte, nehmt das Brot und esst es, das ist mein Leib. Dann nahm er den Kelch und gab ihn seinen Jüngern zu trinken und sagte, das ist mein Blut, das für viele vergossen wird.

In dieser Nacht wurde Jesus gefangen genommen. Man verhörte ihn vor dem Hohen Rat  und vor dem römischen Statthalter Pontius Pilatus. Im Morgengrauen fällte man das Urteil: Tod wegen Gotteslästerung. Pilatus ließ Jesus hart schlagen und schickte ihn dann zum Kreuzigen nach Golgatha. Dort wurde Jesus an das Kreuz genagelt. Als seine Jünger sahen, dass es mit ihrem Freund und Meister zu Ende gehen sollte, ergriffen sie die Flucht und verbarrikadierten sich voller Angst um das eigene Leben. Nur Jesu Mutter, sein treuer Freund und seine Freundin aus Magdala blieben bei Jesus. Endlich kam die Stunde der Erlösung. Doch bevor Jesus starb, bat er Gott, er möge den Menschen verzeihen, was sie ihm angetan haben. Noch am selben Tag legte man Jesus in ein Felsengrab und verschloss es mit einem schweren Stein.

Nun war die Welt Jesus, Gottes Sohn, los. Keiner musste sich mehr Gedanken machen, dass ein dahergelaufener Wanderprediger die Königsherrschaft übernimmt. Keiner brauchte sich mehr zu schämen, weil er nicht so viel wusste, wie Jesus, der die alten Schriften der Bibel sehr genau kannte. Keiner musste mehr neidisch sein auf Jesus, weil  immer eine große Menschenmenge sich zu ihm hingezogen fühlte. Die Welt war Gott los.

Und es war ein trauriger Tag und auch der darauf folgende, der Sabbattag. Als dieser vergangen war kauften Maria, die Mutter Jesu und Maria von Magdala wohlriechende Salben, um den Leichnam Jesu zu salben, wie es Sitte war. Doch als sie zum Grab kommen ist der schwere Stein weggewälzt und der Leichnam ist nicht mehr im Grab. Sie erschrecken, aber plötzlich erscheint ein Engel und sagt den Frauen, dass sie sich nicht zu ängstigen brauchen. Jesus ist auferstanden, er lebt!

Später  können sie und die Jünger den Auferstandenen selbst sehen, bis er schließlich zu Gott dem Vater heimkehrt.

Jesus lebt. Und er lebt auch heute nach über 2000 Jahren noch unter uns. Wir nennen uns Christen, weil wir zu ihm gehören, dem Christus, dem König in Gottes Reich.

Gott selbst war in Jesus Mensch geworden. Er lebte wie wir, er arbeitete wie wir, er erlebte Not und Elend, auch Anfechtungen kamen an ihn heran. Aber er wusste, dass er einen Auftrag hatte. Er sollte die Menschen wieder mit Gott vereinen. Er sollte die Menschen befreien von ihrem Hass, ihrer Selbstsucht, ihren Irrwegen. Jesus sprach zu den Menschen von Gott als dem liebenden Vater, dem seine Kinder überaus wichtig sind. Das Reich Gottes soll nicht erst im Himmel, sondern bereits auf der Erde entstehen. Er ermunterte die Menschen einander, Gott und sich selbst zu lieben. Das ist die Voraussetzung um mit dem Vater in Kontakt zu kommen, weil Gott selbst die Liebe ist.

Und so ist Jesus seinen Weg gegangen, der bis zum Kreuz geführt hat. Wozu Menschen in der Lage sind, hat sich dort auf Golgatha gezeigt. Wenn wir heute auf den Gekreuzigten blicken, dann dürfen wir glauben, dass auch unsere Schuld, die wir als Menschen immer wieder auf uns laden, vergeben wird und uns Gottes Liebe genau so gilt, wie den Menschen vor 2000 Jahren.

Jesus Christus ist der Herr! Paulus hat das den Römern in seinem Brief deutlich gemacht. Und zwar ist Christus nicht nur Herr der Lebenden, sondern auch der Toten. Also ist Christus quasi die Brücke zwischen Beiden. Was bisher unüberbrückbar war, bringt Christus wieder zusammen. Es gibt nichts, was außerhalb des Herrschaftsbereiches liegt. Christus ist im Leben und im Sterben präsent.

Hintergrund der Worte von Paulus waren schlimme Streitereien und Meinungsverschiedenheiten unter den ersten Christen, die bis zur Spaltung in einzelne Gruppen geführt hat. Spaltungen gibt es bis heute in unserer Kirche. Vieles scheint so festgefahren zu sein, dass eine Einigung kaum möglich ist. Aber wenn Christus der Herr über Lebende und Tote ist, so ist er auch der Herr über seiner Kirche. Und einen solchen Herrn zu haben, ist der tiefe Grund, warum wir am  Ostersonntag allen Grund zur Freude haben!

In diesem Sinne frohe Ostern

Ihre Uta Baumfelder

Gedanken zur Monatslosung März

„Was kann uns scheiden von der Liebe Christi?“

Röm. 835

Liebe Schwestern und Brüder,

wir sind mitten in der Fastenzeit. Einige verzichten wieder auf bestimmte Lebens-mittel oder typische Gewohnheiten, nehmen sich mehr Zeit für sich. Die meisten wollen sich damit stärker auf sich besinnen, auf das, was im Leben wirklich zählt. Doch was zählt wirklich im Leben? Jeder setzt da seine eigenen Prioritäten. Der eine betont Familie und Freundschaften, dem anderen sind Bildung, moralische Werte und ein gutes Auskommen wichtig, dem dritten ist die eigene Fitness und Gesundheit das wichtigste. Was es auch sein mag, es tut gut, sich hin und wieder zu hinterfragen, neu auszurichten, zu besinnen. Dafür ist es sinnvoll, dass es solche Vorbereitungszeiten wie die Fastenzeit oder auch die Adventszeit gibt. Natürlich möchte man sich am besten ständig selbst optimieren und auf das Zentrale im Leben besinnen, nicht nur in solchen kurzen Zeitabschnitten. Allein es gelingt im Alltagstrubel kaum oder nur selten zwischen allen Dingen, die uns Sorgen und Mühen bereiten oder uns auch mit schönem und einfachem ablenken. Umso besser, dass es klar definierte Zeiten gibt, in denen man es bewusst versuchen kann.

Als Christen wissen wir natürlich auch, dass die Fastenzeit dazu gedacht ist, den Weg Christi nach Jerusalem ans Kreuz nachzugehen, verstehen zu lernen, was er damit für uns getan hat. Die Fastenzeit heißt auch Passionszeit. Im Wort Passion drückt sich vor allem das Leiden aus, die Schmerzen und Qualen, die Jesus empfunden haben muss, als er erst mehrfach durch harte Prüfungen seines Glaubens gehen musste, dann hochumjubelt begrüßt und nur kurze Zeit später von allen Freunden verraten und von den Mächtigen seiner Zeit zum Tode verurteilt wurde. All das, so ist uns überliefert und so glauben wir, aus tiefer Liebe zu uns, seinen Jüngern, Gottes Geschöpfen. Deshalb assoziieren wir heute mit dem Wort Passion nicht nur Leid und Schmerz, sondern auch Leidenschaft. Wenn jemand etwas zu seiner Passion macht, dann ist das seine Leidenschaft, also etwas, was derjenige mit voller Hingabe tut und dabei auch Schmerzen und Qualen in Kauf nimmt, z.B. Sportler, die nur durch jahrelanges hartes Training und Verzicht auf bestimmte Freuden Weltmeister oder Olympiasieger werden können oder Tüftler und Entwickler, die unter Entbehrungen und Unverständnis der Mitmenschen sehr lange an einer Erfindung arbeiten.

Christus, so glauben und hoffen wir, liebt uns mit eben dieser absoluten Hingabe. Er gibt sich sogar ganz hin für seine Botschaft, seinen Glauben. Er stirbt, damit die Sünden seiner Brüder und Schwestern nicht mehr die Macht haben, sie von Gott und einander fernzuhalten. Wir alle dürfen uns zu seinen Brüdern und Schwestern zählen, wenn wir bereit sind, seinem Beispiel zu folgen, an ihn zu glauben, unsere Hoffnung auf ihn zu setzen, und zwar zu jeder Zeit – in Freude und in Leid.

Manch einen von uns mag solcher unerschütterliche Glauben suspekt, fremd sein. Zu sehr zeigt das eigene Leben, dass alles vergeht und selbst der festeste Glauben erschüttert werden kann. Wenn uns Paulus im Monatsspruch März provokativ fragt „Was kann uns scheiden von der Liebe Christi?“, dann fällt uns sicher viel ein. Wie kann Gott es zulassen, dass es solche Katastrophen wie das Erdbeben in der Türkei und Syrien gibt, Zugunglücke wie in Griechenland, Kriege wie in der Ukraine, Krankheiten oder den Verlust geliebter Menschen? Das sind Fragen, die schnell zweifeln lassen an der Unendlichkeit der Liebe Gottes. Schnell ließe sich Paulus also antworten, dass vieles uns scheiden kann von der Liebe Christi. Uns geht es dabei nicht anders als den ersten Zuhörern von Paulus oder den Empfängern seines Briefes in Rom. Auch die Gemeinde in Rom litt an vielen Dingen, an staatlicher Verfolgung, an Hunger, an Krankheiten. Paulus selbst setzt seiner Frage Beispiele nach, die alle dazu geeignet sind, Menschen weg von Jesus zu bringen. „Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert?“.

Jeder von uns hat auch schon Schicksalsschläge oder Ungerechtigkeiten erlebt, die uns am Glauben zweifeln ließen. Manche haben dann aufgegeben und sich damit abgefunden, dass sie Gottes und Jesu Liebe nicht mehr vertrauen. Wir wissen ebenso, dass vieles uns nicht nur von Gott, sondern auch voneinander treiben kann. Liebe scheint also doch auch endlich. Familien und Freundschaften zerbrechen und das kann einem den Boden unter den Füßen entreißen. Manchmal gewinnt man den Eindruck, dass das heute öfters oder schneller geschieht als früher.

Paulus dagegen macht uns Mut darauf zu hoffen, dass die Liebe von Jesus nicht so einfach aufhört, dass uns Herausforderungen sogar stärken im Glauben und Vertrauen. Von unserer Seite mag die Beziehung zu Jesus vielleicht abkühlen, von seiner Seite nicht. Er hält trotzig an uns fest und ist da, um uns gerade durch schwere Zeiten hindurchzutragen. In ihm schenkt uns Gott die Hilfe, das Leben auszuhalten, anzunehmen, zu verändern – mit einem liebevollen und versöhnlichen Blick zueinander. Vielleicht können wir am Ende der Fastenzeit, wenn Ostern der Sieg des Lebens über die Endgültigkeit des Todes gefeiert wird, Paulus zustimmen, wenn er sagt:

„Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“

In diesem Sinne eine gesegnete Fastenzeit

Chris Schönefeld

Gedanken zur Jahreslosung


Herzlich willkommen in 2023! Ich möchte Ihnen im Namen des Lektorenteams für das neue Jahr alle guten Wünsche mitgeben. Bleiben Sie gesund! Bleiben Sie mitten im Leben mit allen Höhen und Tiefen! Bleiben Sie neugierig, auf das, was kommt! Bleiben Sie voller Hoffnung und Zuversicht, auch wenn das Leben schwer wird. Bleiben Sie behütet von dem, der Sie ins Leben gerufen hat, der sie begleitet und erreichbar sein will für Sie und der Ihnen den Weg zeigen will, der sich vollenden wird in Gottes Reich.
Ein Jahr liegt vor uns und noch ist so vieles offen, was uns begegnen wird. Wenn die eine Krise zu Ende geht, was kommt dann? Werden neue Probleme auf uns zukommen? Wird es immer schwieriger und komplizierter die Welt zu verstehen? Können wir überhaupt noch etwas tun, wenn die Worte Klimawandel, Krieg, Naturkatastrophen, Ausbeutung, Unterdrückung, Missbrauch, Not und Elend in dieser Welt tagtäglich in den Schlagzeilen sind? Oder müssen wir da recht ohnmächtig zusehen und hoffen, dass unsere Spende an die Hilfsorganisationen in die richtigen Hände gelangt. Oder dass Gott unsere Gebete für die Menschen, denen es am Allernötigsten fehlt, erhört und ihnen Hilfe zukommen lässt.
Hagar war die Magd der Sarah und Sarah die Frau Abrahams. So berichtet die Bibel. Abraham war aus seiner Heimat mit seinem ganzen Viehbestand gezogen, weil Gott ihm das befohlen hatte. Seine Frau Sarah war schon hochbetagt, aber Kinder stellten sich bisher nicht ein. Ein großes Problem zu dieser Zeit. Sarah schickt ihre Magd, die aus Ägypten stammte, zu ihrem Mann, damit er mit ihr ein Kind zeugen sollte. Eine gängige Praxis damals. Hagar wird schwanger. Ihr Verhältnis zu ihrer Herrin Sarah ändert sich und eskaliert. Sie lässt sich nicht länger demütigen und flieht. An einer Wasserquelle sucht sie Zuflucht und Schutz. Gottes Engel tritt zu ihr und verheißt Hagar Nachkommen, die so viele sein werden, dass sie nicht zu zählen sind. Das Kind, das sie gebären wird, soll den Namen Ismael tragen, denn Gott hat ihr Elend gesehen und sich erbarmt. Das richtet Hagar auf. Sie erlebt zum ersten Mal in ihrem Leben Zuspruch, Anerkennung, Wertschätzung. Sie kann wieder aufrecht gehen. Gott ist an ihrer Seite. „Du bist ein Gott, der mich sieht“, so spricht Hagar. Du achtest mich, du schaust nach mir, obwohl ich nur ein geringer Mensch bin. Aber mit der Gewissheit, Gott an ihrer Seite zu haben, kehrt Hagar wieder in das Lager der Israeliten zurück. Sie wird dem Abraham ein Kind gebären, das den Grundstein für das Entstehen der arabischen Stämme legen wird. Und noch 4000 Jahre später berufen sich Juden, Christen und Muslime auf den einen Stammvater Abraham. Die Geschichte der Hagar wird auch im Islam erzählt.
Gott sieht dich, mich. Er sieht dich, auch wenn du mit ihm nichts zu tun haben möchtest. Er sieht dich, auch wenn du Unrecht oder Böses tust. Gott sieht dich nicht nur, sondern er möchte mit dir in Verbindung treten. Er möchte, dass du aus deinen Wüstenerfahrungen herausfindest. Er möchte die Leere in dir füllen. Er möchte dir neuen Mut geben. Er möchte, dass du neue Kraft findest und alle deine Enttäuschungen überwinden kannst. Gott ist die Liebe. Die Liebe ist sein Wesen. Gott sagt ja zu dir. Jeder Mensch ist ein frei geschaffenes Wesen, ausgestattet mit Würde und der Fähigkeit sein Leben zu gestalten und Entscheidungen zu treffen. Das schließt auch falsche Entscheidungen ein und falsche Wege, die wir gehen. Aber Gott geht dir nach und wer bereit ist, sich verändern zu lassen, kann seine Liebe am eigenen Leib spüren.
Das wünsche ich Ihnen von Herzen für 2023! Gott liebt dich, weil du bist und du bist, weil Gott dich liebt!

Bleiben Sie behütet

Ihre Uta Baumfelder

Gedanken zur Monatslosung

Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr und Gott, du Herrscher über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker

Offenbarung 15,3

Ich habe es einfach nicht glauben können. Die Coronasache war noch so prägend in allem, was das Leben ausmacht. Und dann ist es doch noch wahr geworden. Wir sind zum Urlaubmachen in die Berge gefahren. Dort, wo wir immer so glücklich waren in vielen gemeinsamen Jahren. Dort, wo das Leben langsamer tickt. Dort, wo das Herz und die Seele zur Ruhe finden. Es war alles auf das Beste bestellt. Wir durften das erleben, was wir uns erträumt hatten. Wir sind reich beschenkt und glücklich zurückgekehrt. Jede Minute war kostbar und wir haben sie alle reichlich ausgekostet.

Ich hoffe, dass Sie, liebe Leser auch ein paar wunderbare Erinnerungen an diesen Sommer beisteuern können. Auch wenn es nie geregnet hat und wenn jeden Tag die Sonne über Wochen  vom blauen Himmel strahlte, es war doch immer wieder so gut, die Wärme zu spüren.

Viel ist gewachsen, trotz aller Trockenheit. Die Beeren an den Sträuchern hingen übervoll und zuckersüß. Die frühen Äpfel wollten rasch verarbeitet werden und bescherten so manches volle Regal im Keller. Gurken und Tomaten konnten in der großen Hitze gut gedeihen und brachten reichlich Früchte. Was in unseren Haselbacher Gebirgsverhältnissen überhaubt nicht selbstverständlich ist und nur recht selten geschieht. Überfluss und Fülle sind eigentlich recht sparsam bei uns angesiedelt.

Manches ist  nicht so gut gediehen. Manches hat in diesem Jahr  keinen Erfolg gehabt. In unseren Augen. So ist das eigentlich normal. So erleben wir das immer wieder. Aber für das, was so gut geworden ist, sollten wir dankbar sein. Im Oktober feiern wir das Erntedankfest. Es sind nicht nur die Früchte des Gartens oder des Feldes, die uns nähren. Gott schenkt uns jederzeit ein Menge an Dingen, die wir als selbstverständlich betrachten und erst wenn sie nicht mehr da sind, uns schmerzlich bewusst werden. Unsere Dorfgemeinschaft war so ein Anker. Die Vereine waren präsent und wer wollte, konnte sich mit seinen Gaben einbringen. Die Kirchgemeinde gehörte uneingeschränkt zum öffentlichen Leben dazu. Aus den Reihen der politischen Gemeinde wurden immer wieder Vorhaben und Anliegen an die Bürger heran getragen. Das Leben pulsierte spürbar für alle Altersgruppen in unserem Dorf. Innerhalb kurzer Zeit haben sich die Verhältnisse umgekehrt. In unserem sozialen Gefüge Dorfgemeinschaft hat sich etwas Negatives eingeschlichen. Und es ist schwer geworden all die positiven Erfahrungen aus dem eigenen Leben einzubringen, damit andere davon aufgebaut werden können. Isolation ist ein schweres Problem. Trotz allem läuft unser Leben weiter. Es läuft auf den Wegen, die Gott für jeden von uns vorgesehen hat. Es läuft hell und schön und dunkel und traurig. Vieles ist völlig unverständlich. Vieles macht Angst. Vieles möchten wir gern ungeschehen lassen.

Der Monatsspruch für Oktober ist eine Hymne. Ein Lobpreis Gottes. Er stammt aus dem letzten Buch der Bibel, der Offenbarung. Johannes schaut auf das Meer. In seinen Gedanken taucht ein Monster auf. Ein Chaosdrachen, der das Böse verkörpert. Er ist geflohen, um der Verfolgung zu entgehen. Die Römer trachten danach, die junge Sekte der Christen zu zerstören. Auf der Insel Patmos hat Johannes eine Vision. Es ist eine Vision der Endzeit. Jesus Christus, den Gott aus dem Tod aufgeweckt hat und die Macht über diese Erde gegeben hat, kommt als Retter zurück auf diese Welt. Es wird aber nicht kampflos geschehen. Zuvor muss das Böse besiegt sein. Der Kampf gut gegen böse ist global. Es sind die letzten Kämpfe  auf dieser Erde. Johannes sieht, wie das Böse untergehen muss. Mit Blitz und Donner, mit Feuer und Wasser wird diese verrohte und ungerechte Welt untergehen. Gott hat Johannes solches schauen lassen. Er ist der Richter und seine Gerichte sind gerecht. Am Ende der Zeit wird Gott das Böse in dieser Welt vernichten und die, die sich zu seinem Sohn Jesus Christus bekannt haben, wird Gott ewiges Leben schenken. Und genau solche Seelen singen den Lobpreis, der unseren Monatsspruch beinhaltet. Es ist das Lied, das Mose mit seinem Volk der Israeliter einst sang, als sie aus  ägyptischer Herrschaft befreit waren.

Was bleibt für uns von diesem Text? Gott ist und bleibt der Schöpfer dieser Welt. Gott liebt seine Schöpfung. Auch dann noch, wenn Menschen brutal zu Werke gehen. Auch dann noch, wenn Menschen Krisen aller Art verschulden. Auch dann noch, wenn Menschen sich in schrecklichen Kriegen gegenseitig töten. Auch dann noch, wenn Menschen die Liebe untereinander erkalten lassen.

Gottes Zusage an seine Schöpfung bleibt bestehen. Gott liebt dich und mich. Es liegt an dir, alle die großen und kleinen Wunder, die er jeden Tag für dich bereit hält zu sehen. Seine Wege mit dir sind gute Wege. Alle deine Irrwege führen letztlich an ein gutes Ziel. Dafür zu danken ist jetzt die Zeit. Wer danken kann, kann auch getrost ein ganzes Stück von allen Sorgen und Problemen abgeben, die uns tagtäglich das Leben so unendlich schwer machen.

Dass uns das gelingen möge, wünsche ich Ihnen allen von ganzen Herzen. Bleiben Sie behütet!

Ihre Uta Baumfelder