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Gedanken zur Monatslosung

Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr und Gott, du Herrscher über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker

Offenbarung 15,3

Ich habe es einfach nicht glauben können. Die Coronasache war noch so prägend in allem, was das Leben ausmacht. Und dann ist es doch noch wahr geworden. Wir sind zum Urlaubmachen in die Berge gefahren. Dort, wo wir immer so glücklich waren in vielen gemeinsamen Jahren. Dort, wo das Leben langsamer tickt. Dort, wo das Herz und die Seele zur Ruhe finden. Es war alles auf das Beste bestellt. Wir durften das erleben, was wir uns erträumt hatten. Wir sind reich beschenkt und glücklich zurückgekehrt. Jede Minute war kostbar und wir haben sie alle reichlich ausgekostet.

Ich hoffe, dass Sie, liebe Leser auch ein paar wunderbare Erinnerungen an diesen Sommer beisteuern können. Auch wenn es nie geregnet hat und wenn jeden Tag die Sonne über Wochen  vom blauen Himmel strahlte, es war doch immer wieder so gut, die Wärme zu spüren.

Viel ist gewachsen, trotz aller Trockenheit. Die Beeren an den Sträuchern hingen übervoll und zuckersüß. Die frühen Äpfel wollten rasch verarbeitet werden und bescherten so manches volle Regal im Keller. Gurken und Tomaten konnten in der großen Hitze gut gedeihen und brachten reichlich Früchte. Was in unseren Haselbacher Gebirgsverhältnissen überhaubt nicht selbstverständlich ist und nur recht selten geschieht. Überfluss und Fülle sind eigentlich recht sparsam bei uns angesiedelt.

Manches ist  nicht so gut gediehen. Manches hat in diesem Jahr  keinen Erfolg gehabt. In unseren Augen. So ist das eigentlich normal. So erleben wir das immer wieder. Aber für das, was so gut geworden ist, sollten wir dankbar sein. Im Oktober feiern wir das Erntedankfest. Es sind nicht nur die Früchte des Gartens oder des Feldes, die uns nähren. Gott schenkt uns jederzeit ein Menge an Dingen, die wir als selbstverständlich betrachten und erst wenn sie nicht mehr da sind, uns schmerzlich bewusst werden. Unsere Dorfgemeinschaft war so ein Anker. Die Vereine waren präsent und wer wollte, konnte sich mit seinen Gaben einbringen. Die Kirchgemeinde gehörte uneingeschränkt zum öffentlichen Leben dazu. Aus den Reihen der politischen Gemeinde wurden immer wieder Vorhaben und Anliegen an die Bürger heran getragen. Das Leben pulsierte spürbar für alle Altersgruppen in unserem Dorf. Innerhalb kurzer Zeit haben sich die Verhältnisse umgekehrt. In unserem sozialen Gefüge Dorfgemeinschaft hat sich etwas Negatives eingeschlichen. Und es ist schwer geworden all die positiven Erfahrungen aus dem eigenen Leben einzubringen, damit andere davon aufgebaut werden können. Isolation ist ein schweres Problem. Trotz allem läuft unser Leben weiter. Es läuft auf den Wegen, die Gott für jeden von uns vorgesehen hat. Es läuft hell und schön und dunkel und traurig. Vieles ist völlig unverständlich. Vieles macht Angst. Vieles möchten wir gern ungeschehen lassen.

Der Monatsspruch für Oktober ist eine Hymne. Ein Lobpreis Gottes. Er stammt aus dem letzten Buch der Bibel, der Offenbarung. Johannes schaut auf das Meer. In seinen Gedanken taucht ein Monster auf. Ein Chaosdrachen, der das Böse verkörpert. Er ist geflohen, um der Verfolgung zu entgehen. Die Römer trachten danach, die junge Sekte der Christen zu zerstören. Auf der Insel Patmos hat Johannes eine Vision. Es ist eine Vision der Endzeit. Jesus Christus, den Gott aus dem Tod aufgeweckt hat und die Macht über diese Erde gegeben hat, kommt als Retter zurück auf diese Welt. Es wird aber nicht kampflos geschehen. Zuvor muss das Böse besiegt sein. Der Kampf gut gegen böse ist global. Es sind die letzten Kämpfe  auf dieser Erde. Johannes sieht, wie das Böse untergehen muss. Mit Blitz und Donner, mit Feuer und Wasser wird diese verrohte und ungerechte Welt untergehen. Gott hat Johannes solches schauen lassen. Er ist der Richter und seine Gerichte sind gerecht. Am Ende der Zeit wird Gott das Böse in dieser Welt vernichten und die, die sich zu seinem Sohn Jesus Christus bekannt haben, wird Gott ewiges Leben schenken. Und genau solche Seelen singen den Lobpreis, der unseren Monatsspruch beinhaltet. Es ist das Lied, das Mose mit seinem Volk der Israeliter einst sang, als sie aus  ägyptischer Herrschaft befreit waren.

Was bleibt für uns von diesem Text? Gott ist und bleibt der Schöpfer dieser Welt. Gott liebt seine Schöpfung. Auch dann noch, wenn Menschen brutal zu Werke gehen. Auch dann noch, wenn Menschen Krisen aller Art verschulden. Auch dann noch, wenn Menschen sich in schrecklichen Kriegen gegenseitig töten. Auch dann noch, wenn Menschen die Liebe untereinander erkalten lassen.

Gottes Zusage an seine Schöpfung bleibt bestehen. Gott liebt dich und mich. Es liegt an dir, alle die großen und kleinen Wunder, die er jeden Tag für dich bereit hält zu sehen. Seine Wege mit dir sind gute Wege. Alle deine Irrwege führen letztlich an ein gutes Ziel. Dafür zu danken ist jetzt die Zeit. Wer danken kann, kann auch getrost ein ganzes Stück von allen Sorgen und Problemen abgeben, die uns tagtäglich das Leben so unendlich schwer machen.

Dass uns das gelingen möge, wünsche ich Ihnen allen von ganzen Herzen. Bleiben Sie behütet!

Ihre Uta Baumfelder

Gedanken zum Monatsspruch Juli

„Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.“

Liebe Schwestern und Brüder,

letzte Woche habe ich noch Tagetes gepflanzt. Sie waren irgendwie übrig geblieben und einfach so wegwerfen wollte ich nicht. Sie hatten keinen Topfballen, der ihnen beim Anwachsen helfen würde. Ich habe sie einfach aus dem Anzuchtkasten gezogen und in die heiße Erde gepflanzt. Danach habe ich tüchtig Wasser dazugegeben. Soviel, bis das Wasser endlich in den trockenen Boden eingesickert ist. Nächsten Morgen standen alle Pflänzchen kerzengerade. Doch gegen Mittag änderte sich das schlagartig. Eine Pflanze nach der anderen lies die Blätter hängen, bis schließlich die ganzen Pflanzen auf dem Boden lagen. Tagelang habe ich dann mit ihnen gekämpft. Habe sie gegossen und aufgerichtet. Habe nach dem Gießen die Erde von den schlaffen Blättchen entfernt. Ich hoffe, dass sie nun über den Berg sind und in ein paar Wochen in gelb und orange leuchten. Ihr Start war wahrlich nicht einfach. Durststrecke, weil das Wasser gefehlt hat, das so lebensnotwendig ist.

Der Sommer hat begonnen. Heiße und trockene Tage und Wochen gehören seit einigen Jahren auch in unseren Breiten dazu. Nicht allen Menschen gefällt das. Auch so manche Tiere und Pflanzen leiden unter den neuen Klimabedingungen. Und es deutet sich an, dass andere, klimaresistente Arten sich durchsetzen werden. Solche, die bei Durst und Wassermangel eben nicht gleich auf der Strecke bleiben. Die sich durchsetzen können, weil sie sich anpassen können. Es wird ganz sicher auch wieder Wald um unsere Dörfer geben, aber er wird anders sein und wir werden ihn genau so lieben. Waldlose Durststrecken wollen ertragen sein. 

Endlich Sommer – so mancher macht sich auf den Weg in den wohlverdienten Urlaub. Vielleicht auch in die Berge. Faszination pur für viele. Berge wollen erklommen werden, denken wir. Und so machen wir uns auf den Weg zu den Gipfeln mit guter Bergausrüstung und einem Rucksack auf den Rücken, um für so mache Eventualitäten gerüstet zu sein. Steil geht der schmale Pfad nach oben. Schritt für Schritt. Stunde um Stunde. Längst ist die Wasserflasche leer. Die Sonne brennt. Das Ziel liegt vor Augen, aber irgendwie immer noch weit entfernt. Werde ich es schaffen? Reicht meine Kraft? Wird das Wetter halten, oder wird mich ein Wetterumschwung zur Umkehr zwingen? Manchmal habe ich mein Ziel wirklich nicht erreicht. Erst im darauffolgenden Jahr war es mir vergönnt, den Weg ganz bis zum Ende zu gehen. Und am Ziel angekommen war ich körperlich ausgelaugt. Es war auch eine Durststrecke, aber ich war unendlich glücklich und dankbar für das erreichte.

Der Monatsspruch für Juli beschreibt auch so eine Durststrecke. Er stammt aus dem 42. Psalm. Der Psalmbeter ist in großer Not. Überall lauern ihm Feinde auf, die ihm drohen, die ihn verspotten, die ihm nichts Gutes gönnen. Er erhofft keine Hilfe mehr von Menschen. Es scheint, alles habe sich gegen ihn verschworen. Ihm bleibt die Erinnerung an ferne Zeiten, als er mit all den anderen fröhliche Gottesdienste gefeiert hat. Da war es leicht, Gott zu loben und zu danken. Da war das Leben ein Kinderspiel. Aber das Leben hatte anderes vor mit ihm. Ganz allein und isoliert von den Glaubensgeschwistern muss er seinem Leben einen Sinn geben. Ihm bleibt nur auf den zu Vertrauen, der ihn schon sein ganzes Leben lang begleitet hat. Er schreit es Gott förmlich entgegen. Sein Durst, sein Verlangen nach dem lebendigen Gott ist für ihn lebensnotwendig geworden. Und so betet und bittet er um eine Gotteserfahrung.

Brauchen wir heute auch Gotteserfahrungen? Und wie kann das funktionieren? Haben wir nicht alle öfter eine Durststrecke? Und was tun wir dann, damit unser schlimmer Durst gelöscht wird?

Durst ist nur schwer über eine längere Zeit auszuhalten. Deshalb tun wir etwas dagegen. Nur was können wir tun, wenn der Durst nicht auf das körperliche Wohlbefinden zielt, sondern wenn unsere Seele leidet? Wenn unsere Ressourcen aufgebraucht sind, wenn unsere Lebensstimmung ihren Tiefpunkt erreicht hat? Wenn die Kraft zu Ende und jegliche Motivation für irgendeine Änderung dahin ist?

Dann ist es gut, wenn ich nicht allein auf meine Fähigkeiten und meinen Willen setze, sondern, dass ich Gott alle meine Sorgen und Probleme anvertraue. Wieder und wieder. Der Psalmbeter hat das auch getan und er hat uns einen wertvollen Hinweis mitgegeben: „Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und min Gott ist.“

Vor Gott alle Sorgen und Probleme bringen. Und mit dem Vertrauen in den lebendigen Gott, dass bei ihm aufgehoben ist, was uns betrübt und bedrückt den Weg weiter gehen. Was dann geschieht, ist Gottes Wille. Und wer Gottes Wille akzeptieren kann, der macht eine Gotteserfahrung. Aus dieser Erfahrung werde ich gestärkt heraus gehen. Mein Durst wird weiter da sein, aber ich weiß, wie ich ihn stillen kann.

Ich wünsche Ihnen und euch eine gesegnete Sommerzeit mit vielen guten Glaubenserfahrungen.

Eure Uta Baumfelder

Gedanken zur Monatslosung Mai 2022

Ich wünsche dir in jeder Hinsicht Wohlergehen und Gesundheit, so wie es deiner Seele wohlergeht.
3. Johannes 2

Liebe Schwestern und Brüder,

erinnert Ihr Euch noch? Wie jedes Jahr starteten wohl die meisten von uns mit guten Vorsätzen ins neue Jahr. Der eine wollte nach mehr als 20 Jahren endlich mit dem Rauchen aufhören. Der nächste hat sich vorgenommen, mehr Sport zu treiben oder sich sogar im Fitnessstudio anzumelden. Wieder ein anderer hatte den festen Willen, die 10 Kilo-gramm, die in den letzten Monaten des Lockdowns und Homeoffices dazugekommen sind, bis zum Sommer wieder abzutrainieren. Auch in der Fastenzeit vor Ostern haben sich viele Verzicht und gute Absichten vorgenommen, z.B. verzichteten einige wieder auf Alkohol oder Süßigkeiten.

Ihr merkt, da ging es bei den meisten in erster Linie um körperliche Dinge, die man an sich ändern wollte. Diese Dinge sind auch wichtig, damit man gesund bleibt.

Aber reicht das? Oder brauchen wir, damit es uns, wie wir es im Spruch für den Monat Mai lesen, „wohl ergeht“, mehr? Mehr als körperliche Fitness, mehr als gesunde Ernährung?

Der Schreiber zeigt uns einen wichtigen Punkt auf, der leider oft vernachlässigt wird – seelisches Wohlergehen.

Dabei ist das sehr wichtig. Manch einer merkt es leider erst, dass es seiner Seele nicht gut geht, wenn auch der Körper rebelliert. Wenn wir keinen ruhigen Schlaf mehr finden, den ganzen Tag unter Strom stehen und gar nicht mehr „runter kommen“. Selbst dann sucht man dann erst einmal nach anderen Ursachen und Lösungen. „Wenn ich nur mehr Sport mache, dann geht das wieder vorbei“. Die eigentliche Ursache ist damit aber nicht behoben.

In einem bekannten Spruch heißt es „in einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist.“ So kennen wir ihn zumindest. Ursprünglich geht die Redewendung aber wie folgt:

„orandum est, ut sit mens sana in corpore sano“. Auf Deutsch heißt das, man sollte darum beten, dass sich ein gesunder Geist mit einem gesunden Körper verbinden möge. Es heißt also eben nicht, dass nur in einem gesunden Körper eine gesunde Seele sich befinden kann, sondern dass es wichtig ist, so wie es Johannes seinem Freund Gaius schon schreibt, dass es beidem gut geht – Leib und Seele.

Da scheint auch etwas dran zu sein. Denn wir merken, wir können noch so viel Sport machen, uns gesund ernähren, an der frischen Luft spazieren gehen. Wenn es unserer Seele nicht gut geht, dann geht es auch unserem Körper nicht gut. Dann helfen auch die teuersten Nahrungsergänzungsmittel, Cremes oder Shakes nichts.

Der Mai bietet uns ganz viele Möglichkeiten, für beides, den Körper UND die Seele etwas zu tun. Wer sagt uns eigentlich, dass wir uns nur am Jahresanfang Vorsätze nehmen sollten? Wie wäre es denn mit guten Vorsätzen für den Mai?

Sie könnten wie folgt aussehen:

Bei einem Spaziergang in der Natur können wir jetzt den Kreislauf in Schwung bringen und mit unseren Augen ganz viel entdecken, was im Alltag oft untergeht. Gottes wunderbare Schöpfung einfach wahrnehmen und genießen.

Oder bei einer Tasse Tee oder Kaffee in einem Buch mal wieder lesen. Die Seele baumeln lassen. Vielleicht sogar im Buch der Bücher, der Bibel.

Oder bei einem Sonntagsausflug mal wieder eine Kirche besuchen und dort zur Ruhe kommen.

Durch solche Dinge kann der Wunsch des Johannes dann hoffentlich Wirklichkeit werden – dass es uns in JEDER Hinsicht gut geht.

In dieser Hoffnung wünsche ich uns allen einen gesegneten Mai.

Ihre Manuela Schmidt

Gedanken zum Monatsspruch April 2022

Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.

Dieser Morgen ist anders als alle anderen. Nichts ist so, wie das schon immer ablief. Es ist so, als würde alles auf null gestellt werden und von vorn anfangen…

Marias Haus steht in Magdala. Dort unten an dem wunderschönen See. So groß, dass er wie ein Binnenmeer erscheint. So unendlich wichtig, weil die Männer mit dem Fisch ihre Familien ernähren. Arm sind sie alle eigentlich nicht. Und es lässt sich gut leben dort. Besonders jetzt, wo der kalte Winter zu Ende ist und alles ringsumher herrlich zu leben und zu wachsen beginnt. Man möchte zufrieden am liebsten die Hände in den Schoß legen und einfach nur träumen…

Maria hat aber für alle diese Dinge keine Verwendung. Sie hatte nach dem Mann gesucht, von dem alle hier in Galiläa schwärmten. Von dem so viel Wundervolles berichtet wird. Der so viele Leute um sich geschart hat und dem zuzuhören so hilfreich und labend ist. Sie hat ihn gefunden und es war von Anfang an eine seltsame Verbindung zwischen ihnen. Für ihn hat sie ihr Haus am See Genezareth verlassen und ist mit den Männern und Frauen durch Galiläa gezogen. Von Ort zu Ort, ohne feste Bleibe. Ohne zu wissen, was der nächste Tag bringt. Maria hat erlebt, wie ihr Meister blinde Menschen wieder sehend macht; wie Leute, die ihre Beine nicht mehr benutzen konnten, plötzlich wie junge Tiere umhersprangen. Jeden Tag kamen Kranke, Arme, Hilfesuchende, Ausgestoßene zu ihnen und Jesus hatte für sie alle ein freundliches Wort, heilte, töstete, richtete auf, kümmerte sich. Und wenn sie endlich einmal zur Ruhe gekommen waren, dann begann der Meister Geschichten zu erzählen. Er erzählte ihnen, wie Gott zu verstehen ist. Er sprach von Gott als seinem und unseren liebenden Vater. Er lud sie immer wieder ein, sich mit Leib und Seele auf Gott zu vertrauen. Jesus liebte die Menschen und er wollte seine Liebe so groß machen, dass alle sie nicht nur spüren, sondern weiter geben können.

Jesus nannte das das Reich Gottes.

Maria kam ihrem Meister sehr nahe. Sie waren wie zwei Vertraute. Sie ergänzten sich gegenseitig. Jesus lernte die weiblichen Seiten des Menschen kennen und Maria eignete sich die männlichen Seiten an. Wie zwei Seelenverwandte konnten sie voneinander profitieren.

So zog die ganze Schar der Jünger hinauf nach Jerusalem zum Passahfest. Auf den jubelnden Empfang folgte sehr bald Ernüchterung. Der Neid auf den Mann aus Nazareth war zu groß und jetzt, wo man ihn endlich in der Stadt hatte, wollten weltliche und religiöse Mächte die Sache zu Ende bringen. Jesu Tod war beschlossen.

Am Freitag vor dem Passahfest kreuzigten sie ihn wie einen Verbrecher. Die Nacht brach über Golgatha herein. Die Jünger flohen vor Angst und Entsetzen. Maria von Magdala stand nur mit ein paar Frauen und Johannes bis zum Schluss unten am Kreuz. Sie alle litten die furchtbaren Schmerzen ihres Meisters mit. Es war kaum zu ertragen und nicht zu erklären, wie sie das ausgehalten haben.

Am übernächsten Morgen geht Maria ganz früh zum Grab. Es ist noch dunkel. Sie möchte allein sein und beten. Doch der schwere Stein vorm Grab ist weggerollt. Marias Herz schlägt bis zum Hals. In Windeseile rennt sie zu den Jüngern. Petrus macht sich sogleich auf und findet das Grab ebenso offen und leer und gehen wieder nach Hause. Maria aber bleibt. Der Schock hat sie wie gelähmt. Nun ist der Leichnam ihres Meisters auch noch verschwunden. Tränen rinnen ihr über das Gesicht. Leer fühlt sie sich und völlig hilflos. Doch dann schaut sie noch einmal in das Grab und sieht zwei Engel. Die sprechen mit ihr und dann steht plötzlich ein Mann hinter ihr. Verwirrt und schockiert fährt sie ihn an. Das muss der Friedhofsgärtner sein, der so früh am Morgen hier vorbeischaut. Hätte der nicht besser aufpassen können? Die Grabräuber hätten doch nicht so ein leichtes Spiel haben dürfen.

Der vermeintliche Gärtner schaut Maria an und sagt in sanften Ton: Maria!

Wie ein starker Stromstoß trifft das eine Wort. Wie Blitze zuckt es durch Marias Körper. War das eine Sinnestäuschung?  Nein, da steht er wirklich. Er ist es. Es gibt keinen Zweifel. Voller inniger Liebe sagt sie: Rabbuni, mein Meister!

Jesus lebt. Er ist vom Tode auferstanden.

Geh und verkündige, sagt Jesus, was du gesehen hast. Es ist die Wahrheit. Ich werde zum Vater gehen, zu meinem und zu eurem und alles, was ich euch erzählt habe, wird sich bewahrheiten.

In der Hoffnung, dass die restliche Passionszeit für Sie eine gute Zeit wird und dass Sie ein fröhliches und frohmachendes Osterfest feiern können, grüße ich Sie und wünsche Ihnen Gottes Segen.

Ihre Uta Baumfelder

Gedanken zum Monatsspruch Februar 2022

Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.
Epheser 4,26

Liebe Schwestern und Brüder,

wie oft geht es einem so, dass man sich über etwas aufregt? Ob es nun ganz aktuell Entscheidungen unserer Regierung sind, Gesetzesänderungen zu unserem Nachteil oder die Einführung von neuen Steuern.

Das sind dann meist die Dinge, über die wir uns innerlich ärgern, dann vor uns dahin brummeln noch einige Zeit und dann irgendwann es aufgeben. Weil wir ja tief in uns drin wissen, dass wir konkret daran nichts ändern können.

Seien wir ehrlich, dieses „erst mal drüber aufregen“ musste schon sein. Sonst wären wir gefühlt geplatzt vor innerer Anspannung.

Dann gibt es aber ja auch noch den Streit und Ärger mit einem Gegenüber. Ob nun Eltern mit ihrem Kind – oder umgekehrt. Partner untereinander. Nachbarn. Freunde. Bekannte. Meist sind es da dann Dinge, deren Ursache uns doch sehr nahe geht. Wo im ersten Moment, im ersten Impuls, dann sicherlich auch Worte fallen, die wir im Nachhinein bereuen.

Es tut uns dann ja meist gleich danach von Herzen leid, das wir sie so gesagt haben. Meist lässt sich das Ganze Gott sei Dank durch ein klärendes Gespräch wieder lösen. Der Andere versteht, warum wir so reagiert haben.

Aber warum kommt es nur eigentlich immer erst so weit? Kann man das denn nicht irgendwie anders machen? Genial wäre doch, wenn wir Jemand an unserer Seite hätten, der uns schon von vornherein abhält. Leider haben wir den aber nie da, wenn wir ihn am Meisten bräuchten.

Einen Rat möchte uns der Schreiber des Monatsspruches geben. Genau genommen nicht nur einen, sondern sogar zwei.

Fangen wir mit dem ersten an: „Zürnt ihr, so sündigt nicht“ schreibt er an die Gemeinde in Ephesus. Mit dem Sündigen meint er aber nicht Das, was Viele von uns als Sünde verstehen.

Sondern Paulus meint die Entfremdung von Gott. Das wir Gott keinen Platz mehr in unserem Leben einräumen und uns auch nicht mehr fragen, ob unser Handeln dem entspricht, was einem Leben als Christ entspricht.

Wir sollen also, bevor wir unserem Gegenüber böse Worte sagen, erst einmal kurz innehalten und vielleicht auch kurz mit Gott reden. Uns überlegen, was in seinem Sinne wäre.

Das klingt jetzt ganz hochtrabend. Aber es kann in der eigentlichen Situation eben auch helfen. Das wir nicht gleich auch uns herauspusten, was uns bewegt, sondern uns Zeit lassen. Uns sammeln. Die Situation überdenken.

Vielleicht auch erst einmal unser Gegenüber zu Wort kommen lassen.

Als Zweites sagt er: „lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen“. Ich denke, damit spricht er etwas an, was Viele von uns kennen. Man hatte sich irgendwann im Laufe des Tages über etwas aufgeregt, meist war es nur eine Kleinigkeit und schnell wieder vergessen. Aber dann, wenn wir schlafen wollen, kommt es wieder hoch. Der Gedanke an das Erlebte raubt uns den Schlaf oder verfolgt uns in unseren Träumen.

Deshalb ist es wichtig, dass wir, wenn wir mit einem uns nahen Menschen einen Streit haben, noch vorm Zubettgehen versuchen, ein klärendes Gespräch zu führen oder wenn wir uns über etwas aufgeregt haben, dies vor dem Einschlafen uns nochmal ins Gedächtnis zu rufen und dann z.B. in einem Gebet vor Gott zu bringen. Damit wieder Frieden in uns einkehren kann.

Ich wünsche uns Allen einen friedvollen Februar,

Manuela Schmidt

Geadanken zum Monatsspruch im Juni 2021

Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.
Apostelgeschichte 5,29

Liebe Schwestern und Brüder,

wer Kinder hat – ob klein, in der Pubertät oder auch schon erwachsen – weiß, dass nicht immer auf einen gehört wird. Manchmal, so scheint es, geht es zum einen Ohr hinein und zum anderen hinaus. Doch nicht nur Kinder hören selten. Bittet man den Mann oder die Frau dieses oder jenes zu tun, so wird man nicht selten auf später vertröstet und die Bitte dann einfach vergessen. Auch Kollegen und Vorgesetzte folgen oft lieber ihrem eigenen Kopf als einem gut gemeinten Rat. Selbst bei gut erzogenen Haustieren wie Hunden, klappt es nicht immer mit dem Gehorsam. Kaum wird eine Katze, ein anderer Hund oder ein Hase erspäht, vergisst der Schützling alles um sich herum und dann kann man noch so laut rufen. Doch nicht nur andere hören selten. Wenn man sich und sein Verhalten selbstkritisch und ehrlich betrachtet, so muss man sich eingestehen, dass es auch hier nicht immer weit her ist mit dem Hören. Der innere Schweinehund ist meist stärker oder auch der Widerwille, etwas zu tun. Gehorsam klingt ja auch ziemlich nach Zwang und hat im Blick auf die Geschichte der Menschheit einen ziemlich negativen Hintergrund, wurde doch so manches Verbrechen allzu schnell mit Gehorsam entschuldigt. Vielleicht rührt daher auch der innere Zweifel und so manche Skepsis an den Entscheidungen unserer Regierenden und selbsternannter Experten, die uns zu einem veränderten Verhalten anhalten wollen. Bei manchen geht es so weit, dass man alles in Frage stellt, was andere einem sagen. Man hat schließlich einen gesunden Menschenverstand, auch wenn der bisweilen in die Irre führen kann.

Wie also ist der Monatsspruch für Juni zu verstehen, in dem es heißt, man müsse Gott mehr als den Menschen gehorchen?“ Wenn es doch bei Menschen schon nicht funktioniert und das Wort „gehorchen“ ohnehin negativ klingt, wie soll das dann gegenüber dem gehen, dem man nicht sieht?

Gehorchen lässt sich ableiten von horchen, also einem alten Wort für hören, wobei horchen noch eine etwas andere Bedeutung inne wohnt. Man horcht in sich hinein oder man horcht in die Stille des Waldes. Horchen klingt aus diesem Verständnis eher etwas abwartend, etwas passiver als hören. Gehorchen ist dann noch passiver. Das passt irgendwie nicht zu dem Drang, den viele verspüren, gerade jetzt nach Monaten der erzwungenen Pause, die Dinge lieber aktiv anzugehen. Man will schließlich selbst der Herr im eigenen Körper, im eigenen Haus, in der eigenen Welt sein. Wir wollen frei sein, frei auch in unserem Tun. Da passt Gehorsam irgendwie nicht. Selbst unsere katholischen Glaubensgeschwister, die sonst so erprobt sind im Umgang mit Gehorsam gegenüber ihren geistigen Oberhirten, wagen sich derzeit an mehr Ungehorsam gegenüber den Regeln aus Rom. Wir Protestanten ja seit Luther sowieso.

Was also soll uns der Monatsspruch sagen? Wir wissen und haben es in den letzten Monaten wieder deutlich lernen müssen, dass unsere Freiheit endet, wo die Freiheit eines anderen anfängt. Jede Freiheit ist beschränkt. Allein unser endliches Leben in einer Welt mit beschränkten Ressourcen schränkt unsere Freiheit ein. Freiheit muss auch beschränkt sein, wenn Menschen miteinander leben wollen. Das wissen wir. Ohne die Einschränkungen, die wir in den letzten Monaten ertragen mussten, hätten wir wahrscheinlich noch mehr unserer Lieben gefährdet, selbst auch Erkrankungen und Folgeschäden hinnehmen müssen. Menschliches Miteinander braucht Regeln, am besten welche, die alle nachvollziehen können. Denn genau darin lag und liegt ja auch ein Kritikpunkt an den aktuellen Maßnahmen. Dass nicht immer nach-vollziehbar ist, wozu welche Regel konkret dienen soll, dass sich Regeln zum Teil auch widersprechen. Die Regeln unseres Zusammenlebens stellen meist andere auf. So unser Eindruck. Manche können wir nachvollziehen, andere weniger.

Gehorchen kommt von horchen. Ich horche hinein in den anderen. Ich versuche zu verstehen, was seine Regeln bringen sollen, was er damit bei mir bewegen will. So wie ein Kind begreifen lernt, dass es die Mutter oder der Vater nicht böse meint, wenn er etwas verbietet oder um etwas bittet. Es geht den Eltern um den Schutz des Kindes und um seine Entwicklung. Genauso wie es unserem himmlischen Vater um unsere Entwicklung geht, um unser Zusammenleben. Wenn also in der Apostelgeschichte davon die Rede ist, dass man Gott mehr als den Menschen gehorchen soll, dann spricht das davon, dass man gegenüber Gottes Geboten mehr Vertrauen haben sollte. Dass seine Regeln und Gebote sinnvoller sind als die von Menschen. Menschliche Gebote sind wie Menschen. Unvollkommen. Ihnen zu gehorchen heißt, auch große Fehler zu begehen, andere einzuschränken, ihnen etwas aufzuzwingen. Gottes Gebote, wie das von der Nächstenliebe oder die bekannten zehn Gebote versuchen, uns eine Richtschnur zu sein, damit wir uns entwickeln können – in unserem Glauben, aber auch unserem Zusammenleben. Klar, auch sie schreiben uns etwas vor, auch sie verlangen, dass man sich an sie hält. Aber sie suchen unser bestes. Darauf dürfen wir vertrauen. Horchen wir also hin, wenn uns jemand einen Rat gibt und wir einen Bibeltext lesen, eine Predigt hören, was er uns eigentlich damit sagen will

Eine schöne Sommerzeit wünscht Ihnen Chris Schönefeld