Predigt am Sonntag Palmarum am 25. März 2018 in Spechtsbrunn über Jesaja 50,4-9

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen

Liebe Gemeinde!

Warum seid ihr heute Morgen eigentlich hier her gekommen? Ich kann mir gut vorstellen, dass jeder von euch noch andere Dinge zu erledigen hätte. Außerdem war es auch nötig rechtzeitig aufzustehen, alle Dinge zu ordnen und sich innerlich und äußerlich zu rüsten und auf den Weg zu machen.

Ganz schön viel für einen geruhsamen Sonntagmorgen. Man könnte ja jetzt um diese Zeit auch noch mit der Familie am Frühstückstisch sitzen – ausgedehnt essen und plaudern. Ich selbst finde das immer ganz toll nach einer langen Arbeitswoche.

Nun sind wir aber trotzdem zusammen gekommen, weil das gemeinsame Feiern des Gottesdienstes, das Beten, Singen und das Hören auf Gottes Wort für uns lebensnotwendig ist.

Ich hoffe, dass ihr heute Morgen gut aufgewacht seid, dass quälende Gedanken der Nacht oder unangenehme Träume im Morgenlicht verflogen sind. Ist doch jeder neue Tag und jeder Morgen ein Geschenk, das angenommen und dankbar ausgepackt werden will.

In einem Morgenlied aus unserem Gesangbuch heißt es: „All Morgen ist ganz frisch und neu, des Herren Gnad und große Treu, sie hat kein End den langen Tag, drauf jeder sich verlassen mag.“

Und Jochen Klepper bringt es auf den Punkt mit seinem Liedtext: „Er weckt mich alle Morgen, er weckt mir selbst das Ohr. Gott hält sich nicht verborgen, führt mir den Tag empor. Dass ich mit seinem Worte, begrüß das neue Licht. Schon an der Dämmrung Pforte ist er mir nah und spricht.“

Gott spricht! Gott spricht zu dir und mir. Er hat zu Jesus gesprochen und zu den Propheten.

In unserem Predigttext heute redet der Prophet Jesaja davon, auf Gottes Wort zu hören und es zu den Menschen zu bringen auch trotz Anfeindungen und persönlicher Nachteile.

Dieser Jesaja, von dem hier die Rede ist, lebte in Babylon zur Zeit des jüdischen Exils, weit weg von der eigentlichen Heimat in der Verbannung, so wie viele deportierte Israeliter. Heimat los waren sie in der Fremde. Manche hatten sich längst eingerichtet in den neuen Verhältnissen, andere hielten die Sehnsucht aufrecht. Auch die Hoffnung, dass Gott sein Volk Israel noch immer liebt und eines Tages einen Neuanfang starten wird.

Einer dieser Hoffnungsträger war der sogenannte Deuterojesaja, der unermüdlich und gegen allen Augenschein von dem liebenden Gott spricht, der sein Volk und darüber hinaus die ganze Welt retten wird. Für die Juden in der Verbannung war das eine ungeheuere Botschaft. Für sie existierte Gott im Tempel in Jerusalem, niemals aber in der Fremde und schon gar nicht für alle Menschen dieser Erde.

Im Neuen Testament wird dieser Jesaja oft zitiert und Jesus bezieht sein Wirken und seine Sendung immer wieder aus diesen Schriften.

In unserem Predigttext hören wir in den Versen 4-5:

„Gott der HERR hat mir eine Zunge gegeben, wie sie Jünger haben, dass ich wisse, mit den Müden zu rechter Zeit zu reden. Er weckt mich alle Morgen; er weckt mir das Ohr, dass ich höre, wie Jünger hören. Gott der HERR hat mir das Ohr geöffnet. Und ich bin nicht ungehorsam und weiche nicht zurück.“

Jesaja sagt, wenn ich ein Jünger, also ein Schüler des Herrn sein möchte, muss ich zuerst darauf hören, was Gott zu mir sagt. Ich muss sehr genau zuhören, nüchtern und konzentriert sein. Ich muss Gottes Wort wortgetreu wiedergeben können, denn es ist sein Wort. Ich bin Gottes Werkzeug. Durch mich kommt es zu den Menschen.

Und das ist wichtig, denn es warten viele darauf. Da sind die Müden, die sich verbraucht haben, vielleicht auch aufgeopfert haben in ihrem Leben und die nun zusehen, wie andere die Früchte ihrer Arbeit ernten. Da sind die Verzweifelten, die einst mit großem Engagement an ihr vorgestecktes Ziel gegangen sind und es nie erreichen konnten. Da sind die, die sich abgefunden haben mit allem, was um sie herum geschieht und die nur noch funktionieren.

Jesus hat immer wieder im Gebet Gottes Nähe gesucht. Was er zu sagen hat, das redet er nicht von sich aus, sondern es ist sein Vater, der sein Werk tut.

Aber es ist oft schwierig, tröstende und aufmunternde Worte zu sagen. Und weil wir wissen, dass die gute Botschaft nur allzuoft schlecht ankommt, machen wir gern einen Rückzieher. Wer von uns erzählt schon am Montagmorgen den miesepetrig dreinschauenden Kollegen von den guten Gedanken, die er aus dem Sonntagsgottesdienst mitgenommen hat.

Genau so schwierig ist es, Versöhnung und Frieden zu stiften. Wer widerspricht denn voller Überzeugung denen, die ständig über alles jammern und klagen und die sich großspurig über die erheben, die ihrer Meinung nach viel weniger als sie leisten, die in unser Land gekommen sind, um wie die Made im Speck zu leben.

Oder wer macht sich schon die Mühe zu widersprechen, wenn auf alles besserwissend geschimpft wird, wer mahnt Gelassenheit und Zuversicht an?

Jesus hat nie aufgehört, die Botschaft vom Heil den Menschen nahe zu bringen. Was er von seinem Vater empfangen hat, hat er weiter gegeben. Und er hat alle eingeladen ihm nachzufolgen: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“

Was passiert, wenn einer nicht das tut, was der Mob von ihm fordert, das hat schon Jesaja erfahren. Er sagt: „Ich bot meinen Rücken dar denen, die mich schlugen, und meine Wangen denen, die mich rauften. Mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel.“

Jesaja erntet Leid und Qual als Lohn für die aufopfernde Arbeit. Die denen er aufhelfen wollte aus ihrer Mutlosigkeit und Verbitterung, misshandeln ihn, weil es ihnen zu langsam geht mit der Gottesverheißung vom Neuanfang.

Jesus hat es genauso erfahren. Er hat seinen Auftrag in Treue erfüllt, andere geheilt und getröstet. Verständnis hat er dafür nicht erlangt. Seine Botschaft vom Reich Gottes – abgelehnt. Bei seinem Einzug in Jerusalem wurde er mit Hosiannarufen und allen Ehren, die einem neuen Herrscher gebühren empfangen. Er sollte das Volk von der Fremdherrschaft der Römer befreien und neue politische Verhältnisse schaffen. Das sollte er gefälligst tun. Aber nichts von alledem geschah.

Jesus aber hielt an seinem göttlichen Auftrag fest, als der Hohe Rat ihm den Prozess machte, weil er unbequem geworden war. Jesus blieb Gott gehorsam dort im Garten Gethsemane in der schrecklichen Erwartung seiner Gefangennahme. „Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe“, so betet er.

Und die Hosiannarufer fordern schon bald seinen Tod. Untauglich für die Führungsrolle, wer auf Gewalt verzichtet und keine Machtansprüche hat.

Irgendein Politiker unserer Tage hat einmal geäußert, mit der Bergpredigt kann man keinen Staat regieren. Wirklich nicht? Vielleicht würde unsere Welt doch anders aussehen, wenn Friedfertigkeit, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Sanftmütigkeit zu den Eigenschaften eines guten und erfolgreichen Politikers zählen würden und auf Gewalt, Krieg, Profitsucht und Machtansprüche verzichtet würde.

Das ist kein Wunschtraum von Wenigen. Das ist der Weg, der so schwer begehbar ist, der aber unabdingbar ist, wenn endlich Frieden einziehen soll auf dieser Erde, wenn alle Menschen ein Leben in Würde und Erfüllung führen können.

Gott will denen Recht verschaffen, die ihm vertrauen und so sagt uns Jesaja: „Aber Gott der HERR hilft mir, darum werde ich nicht zuschanden. Siehe, Gott der HERR hilft mir; wer will mich verdammen? Siehe, sie alle werden wie ein Kleid zerfallen, Motten werden sie fressen.“

Von Jesus wissen wir, dass seine Leidensgeschichte bis zum furchtbaren Tod am Kreuz ging. Auch dort hat er nicht aufgegeben, sondern für seine Schächer gebetet: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“

Aber was da nach menschlichem Ermessen zu Ende gehen sollte, dem hat Gott am Ostermorgen Recht verschafft, indem er Jesus aus dem Tod erweckt hat.

Jesus – Gottes Knecht, der unsere Schuld am Kreuz abgetragen hat, damit wir den Vater erkennen und zu ihm kommen können. Damit wir zu dem allmächtigen Gott im Vertrauen sprechen können. Damit wir in der Ewigkeit eine bleibende Heimat haben.

Mit dem heutigen Sonntag, liebe Gemeinde, beginnt eine besondere Woche, die Karwoche mit ihren emotionalen Tiefen und Höhen. Auch wenn wir es vielleicht nie ganz verstehen, was Karfreitag und Ostern geschehen ist, so ist es doch wertvoll und wichtig darüber nachzudenken. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist, als wir denken und verstehen können, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.      

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