Gedanken zum Monatsspruch November 2020

Gott spricht: Sie werden weinend kommen, aber ich will sie trösten und leiten.

Jeremia 31,9

Liebe Schwestern und Brüder,

mit dem Monat November nähert sich nun das Jahr 2020 bald seinem Ende.

Manch einer möchte schon jetzt sagen, ja fast schon schreien: Hoffentlich bald, sehr bald. Denn gefühlt war das Jahr 2020 von zwei Dingen geprägt, die unser Herz bluten lassen: Dem Corona-Virus und dem Borkenkäfer.

All das, was uns vertraut war, war dieses Jahr ganz anders. Nichts mehr so, wie es mal war.

Wir konnten nicht wie gewohnt in andere Länder reisen – Reisewarnungen machten es unmöglich. Die sonst üblichen Besuche der Familie an Ostern – nicht möglich, wegen den Kontaktbeschränkungen. Irgendwo spontan hinfahren – auch nicht machbar, denn zumindest die Maske wurde zum ständigen Begleiter. Auch die Veranstaltungen, die sonst den Sommer prägten, ob nun Kirmes, Dorffeste usw. – mussten abgesagt werden wegen begrenzter Teilnehmerzahl und Abstandregelungen

Und nicht nur unsere Aktivitäten wurden eingeschränkt. Auch unsere Umgebung änderte sich. Wo noch zu Beginn des Jahres die Bäume im Wind rauschten, dröhnten plötzlich Motorsägen und das Krachen umstürzender Bäume war weithin hörbar. Da waren fast über Nacht an Orten, die noch vor eins, zwei Jahren in dichtem Grün standen, kahle Berghänge entstanden. Landschaften änderten sich.

Sie merken, viele Dinge, die unser Leben 2020 eher traurig machten.

Nun kommen, jetzt im November, neben dem grauen Herbstwetter und den Dingen, die seit März 2020 unseren Alltag zusätzlich belasten, auch die beiden Sonntage, an denen wir der Gefallenen und unserer verstorbenen Lieben gedenken.

Menschen, die uns über Jahre und Jahrzehnte begleitet haben, sind nicht mehr bei uns. Manche von ihnen haben wir in diesem Jahr verloren, andere sind schon Jahre nicht mehr bei uns. Gerade am Toten – oder Ewigkeitssonntag kommt wieder die Trauer in uns hoch. Was bleibt, sind Erinnerungen

Irgendwie scheint alles in diesen Tagen grau und trüb und unendlich traurig zu sein und wir fragen uns, wo sich Halt und Hoffnung finden lässt

Der Monatsspruch für den November möchte uns darauf eine Antwort geben. Die Menschen, zu denen der Prophet Jeremia sie damals sprach, waren aus einem anderen Grund traurig, ja, traumatisiert.

Auf einer assyrischen Reliefdarstellung aus dieser Zeit sieht man, wie Einwohner der eroberten judäischen Stadt Lachisch, nahe Jerusalem, von den neuen Machthabern aus ihrer Heimat in eine ungewisse Zukunft abgeführt werden. Die Worte von Jeremia wirken wie ein Kontrast zu dieser Darstellung: „Ich bringe euch wieder zurück, gehe neben euch her und schütze euch.“

Gott sagt ihnen nicht nur zu, dass er sie trösten wird. Nein, er wird sie leiten und begleiten.

Und das möchte er, mitten hinein in diesen November 2020 auch uns sagen:
„ich bin bei euch, ich gehe mit euch da durch und ich beschütze euch“

Diese Zusage wird uns nicht von jetzt auf gleich von unserer Traurigkeit befreien. Aber sie kann uns helfen, die Zeit zu durchstehen, die Hoffnung nicht zu verlieren

So wünsche ich uns allen, dass wir Gott als unseren Begleiter spüren können in diesen trüben Tagen des Novembers.

Ihre Manuela Schmidt