Archiv des Autors: Manuela Schmidt

Gedanken zum Monatsspruch September 2021

„Ihr sät viel und bringt wenig ein; ihr esst und werdet doch nicht satt; ihr trinkt und bleibt doch durstig; ihr kleidet euch, und keinem wird warm; und wer Geld verdient, der legt‘s in einen löchrigen Beutel“

Haggai 1,6

Liebe Schwestern und Brüder,


war alles umsonst? So hat man es vielfach lesen können, als vergangenen Monat die Taliban innerhalb weniger Tage ganz Afghanistan unter ihre Kontrolle brachten und alles, was in 20 Jahren NATO-Einsatz dort an Staatstrukturen etabliert und an Wiederaufbau geleistet wurde, über den Haufen geworfen wurde. Waren also alle Kosten, alle Bemühungen, alle Opfer der Soldaten und Hilfsorganisationen dort völlig umsonst?


Es gibt viele Situationen, in denen man sich fragen kann, war denn mein ganzes Bemühen umsonst? Wir wählen einen neuen Bundestag und so manch ein Wahlkämpfer, aber auch der ein oder andere Wähler wird sich hinterher fragen, war alles umsonst? Selbst bei Olympia gilt schon lange, zumindest bei manchen Medienvertretern, nicht mehr das Motto „dabei sein ist alles“, sondern nur eine Medaille. Jahrelang wird trainiert und wenn es dann, obwohl man in dem Jahr bislang alles gewonnen hat, doch nicht reicht, dann ist die Enttäuschung groß. Genauso wie sich Menschen, die lange intensiv auf ihre Gesundheit geachtet haben, sich ausgewogen ernährten und viel Sport trieben, aber dann doch krank wurden und viel leiden mussten, zweifelnd fragen, ob die ganze Schinderei umsonst war. Ebenso die Bauern in den Hochwassergebieten oder in den vergangenen Dürrejahren. Man sät und kümmert sich um seine Felder, man bekämpft Unkraut, lockert Böden auf, wässert nach Möglichkeit und es bringt doch nichts ein, wenn das Wetter nicht passt. Oder auch die vielen engagierten, die Ideen entwickeln, regelmäßig Veranstaltungen planen und durchführen, jedoch immer wieder ernüchtert feststellen, dass viele Mitmenschen sich nicht aus ihren Häusern locken lassen und lieber im Klagen feststecken, es sei nichts los. Ist denn alles umsonst?


Ja, es lässt sich oft der Eindruck gewinnen, dass alles umsonst ist. Gerade jetzt, in der zweiten Hälfte des Jahres, in der es auf die Ernte zugeht und erste Bilanzen gezogen werden, so fällt manch einer dieses Fazit. Auch unser Monatsspruch scheint diese Feststellung zu treffen. Egal, wie sehr man sich bemüht, es hilft doch nichts. Man kann sich um alles Leibliche kümmern, nach bestem Wissen redlich und gut leben und doch unzufrieden bleiben. Man kann Geld verdienen und muss doch feststellen, dass es nichts bringt, der reichste auf dem Friedhof zu sein. Man kann noch so viele gute fromme Worte hören, wenn sie doch nichts in einem verändern, das Handeln das gleiche bleibt. Man kann auch noch so viele gute Predigten halten, aber was hilft es, wenn es fast keiner hört. Der Prophet Haggai, der die Worte des Monatsspruchs im Auftrag Gottes dem Volk Israel überbringen soll, hat sich vermutlich gefragt, was Gott mit solchen harten Aussagen den Isareliten sagen will. Natürliche gehören Essen, Trinken, Kleidung und ein eigenes Einkommen zum menschlichen Leben dazu. Den meisten Menschen ist auch bewusst, dass Leben mehr ist als das Stillen der Grundbedürfnisse oder das Streben nach materiellem Besitz. Gottes Worte beziehen sich darauf, dass die Menschen nicht nur um sich selbst drehen sollen, nicht nur um ihr tägliches Fortkommen, sondern dass sie nach höherem Ziel streben sollen. Haggai soll sie konkret zum Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem anhalten. Man kann sich jetzt fragen, warum Gott das höher gewichtet als menschliche Bedürfnisse. Zum einen geht es um die gemeinsame Aufgabe. Die Menschen sollten zusammenstehen, um solch große Herausforderungen anzugehen. Große Heraus-forderungen wie den Wiederaufbau eines Gebäudes, aber auch die Überwindung von Naturkatastrophen oder große gesellschaftliche Umwälzungen. Zum anderen laufen wir Menschen dabei jedoch Gefahr, in unserem Streben, etwas Höheres zu erreichen, unseren Nächsten zu übersehen und die eigene Leistung überbewerten. Alles, was wir erreichen können, ist vergänglich. Wer Olympiasieger errungen hat, darf stolz auf sich sein, aber schon vier Jahre später wird vermutlich ein anderer Olympiasieger. Ein Bundestagsmandat ist auch nur auf Zeit vergeben. Vier Jahre später kann ein anderer gewählt werden. Auch scheinbar stabiles wie ein Haus oder eine Kirche oder auch wie die eigene Gesundheit, wie eine glückliche Ehe, wie Frieden in einem Land sind nicht unzerstörbar. Naturkatastrophen zerstören Häuser, Kleinigkeiten spalten Gesellschaften, Viren bedrohen die Gesundheit.


Ist also alles, was wir tun, umsonst? Nein. Es geht bei Olympia nicht nur um gewinnen oder verlieren, sondern eben doch um das Dabeisein, um die Menschen, die man kennenlernt, die Freundschaften, die sich dabei bilden, das Mitfiebern und Mitleiden. Bei der Wahl geht es nicht nur darum, sich gegen andere durchzusetzen und Ämter zu besetzen, sondern um Ideen zum Wohle aller einzubringen, unsere Gesellschaft aktiv mitzugestalten, Missstände anzugehen und Bewährtes zu verteidigen. Beim Wiederaufbau der Häuser nach den Überschwemmungen geht es nicht nur um die Wiederherstellung von Gebäuden und Infrastruktur, sondern um die Hoffnung, um das Gefühl, nicht allein gelassen zu sein. Es ist nicht umsonst, dort wieder alles neu aufzubauen, auch wenn ein künftiges Unwetter wieder alles bedroht. Es ist nicht umsonst, sich für Menschen in aller Welt einzusetzen und dabei dem Beispiel Jesu zu folgen. Auch wenn unsere Kraft klein erscheint, Gott begleitet uns und so wird es gelingen. Wie der Wiederaufbau des Tempels damals. Vertrauen wir ihm!


Einen behüteten Spätsommer wünscht Euch und Ihnen Chris Schönefeld

Gedanken zum Monatsspruch August 2021

Neige, HERR, dein Ohr und höre! Öffne, HERR, deine Augen und sieh her!

2 Könige 19,16

Liebe Schwestern und Brüder,

nun sind wir hier, am Anfang vom August. Eigentlich doch etwas sehr Schönes. Denn der August ist ja einer der Sommermonate, den wir doch noch vor 2 Jahren mit Urlaub, Reisen, Ferien verbunden haben. Im August fängt es in unsere Gärten auch an, dass man ernten kann. Tomaten, Gurken, Äpfel, die ganzen Beeren. Die Bauern ernten ihr Getreide. Das sind doch die Bilder, welche wir alle im Kopf haben vom August.Aber dieses Jahr ist August bei vielen von uns leider auch mit ganz viel Bangen verbunden. 16 Monate Corona – Pandemie liegen nun schon hinter uns. 16 Monate, in denen man immer hoffte, dass doch bald die Zahlen sinken. Hoffte, dass Lockerungen in Kraft treten. Selbstständige und Firmenbesitzer ständig hofften, dass es doch endlich vorbei ist. Und dann kam schon wieder die nächste Welle. Mit voller Wucht.

Und wir fragen uns: Wie wird das noch weiter gehen?Und nicht nur Corona hat unser Leben in der letzten Zeit bestimmt. Jetzt im Juli die schlimmen Unwetter, die erst im Landkreis Hof den Katastrophenfall ausrufen liesen und dann nur 2 Tage später in Eifel, Nordrhein – Westphalen und Rheinland – Pfalz etliche Tote forderten. Hunderte Feuerwehren waren im Einsatz, Rettungskräfte. Tagelang, nächtelang. Unermüdlich im Kampf gegen die Wassermassen. Die so eine unfassbar große Kraft hatten, dass sie Autos mit sich rissen und ganze Häuser – doch eigentlich massiv gebaut – zerstörten.

Und man möchte hinausrufen, ja geradezu hinausschreien: „Neige, Herr, dein Ohr und höre! Öffne, Herr, deine Augen und sieh her!“ Und anfügen: „Wenn wir es schon nicht fassen können, vielleicht kannst du es ja.“Und dann schauen wir unter den Monatsspruch und lesen: 2. Buch der Könige. Und merken, auch damals schon muss es jemanden gegeben haben, der ruft. Voller Verzweiflung, voller Angst. Auch Hiskia ist bedroht. Hiskia ist vor 2700 Jahren der König von Juda gewesen. Er sagt als Erster diese Worte und bittet Gott um Gehör und Hinsehen. Das, was Hiskia bedroht, lässt sich mit einer Zahl ausdrücken: 185.000. So viele Soldaten hat Sanherib, der König von Assyrien. Juda ist winzig, Assyrien ist groß. Ein ungleiches Verhältnis. Und das weis eben auch König Hiskia. Er merkt: Das Einzigste, was mir jetzt noch helfen kann, ist Beten. Beten zu Gott.Denn auch Hiskia fühlt sich klein und hilflos angesichts des drohenden Angriffs.So wie wir, die nicht wissen, was die nächsten Monate bringen. Welle Nummer 4? Oder die Menschen, die ihr Hab und Gut verloren haben. Können sie nochmal die Kraft aufbringen, sich ein neues Heim aufzubauen?

Manchmal hilft uns da eben wirklich nur noch das Gebet:

Neige, HERR, dein Ohr und höre!

Öffne, HERR, deine Augen und sieh her!

Und so wünsche ich uns allen einen gesegneten August,

Ihre Manuela Schmidt

Geadanken zum Monatsspruch im Juni 2021

Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.
Apostelgeschichte 5,29

Liebe Schwestern und Brüder,

wer Kinder hat – ob klein, in der Pubertät oder auch schon erwachsen – weiß, dass nicht immer auf einen gehört wird. Manchmal, so scheint es, geht es zum einen Ohr hinein und zum anderen hinaus. Doch nicht nur Kinder hören selten. Bittet man den Mann oder die Frau dieses oder jenes zu tun, so wird man nicht selten auf später vertröstet und die Bitte dann einfach vergessen. Auch Kollegen und Vorgesetzte folgen oft lieber ihrem eigenen Kopf als einem gut gemeinten Rat. Selbst bei gut erzogenen Haustieren wie Hunden, klappt es nicht immer mit dem Gehorsam. Kaum wird eine Katze, ein anderer Hund oder ein Hase erspäht, vergisst der Schützling alles um sich herum und dann kann man noch so laut rufen. Doch nicht nur andere hören selten. Wenn man sich und sein Verhalten selbstkritisch und ehrlich betrachtet, so muss man sich eingestehen, dass es auch hier nicht immer weit her ist mit dem Hören. Der innere Schweinehund ist meist stärker oder auch der Widerwille, etwas zu tun. Gehorsam klingt ja auch ziemlich nach Zwang und hat im Blick auf die Geschichte der Menschheit einen ziemlich negativen Hintergrund, wurde doch so manches Verbrechen allzu schnell mit Gehorsam entschuldigt. Vielleicht rührt daher auch der innere Zweifel und so manche Skepsis an den Entscheidungen unserer Regierenden und selbsternannter Experten, die uns zu einem veränderten Verhalten anhalten wollen. Bei manchen geht es so weit, dass man alles in Frage stellt, was andere einem sagen. Man hat schließlich einen gesunden Menschenverstand, auch wenn der bisweilen in die Irre führen kann.

Wie also ist der Monatsspruch für Juni zu verstehen, in dem es heißt, man müsse Gott mehr als den Menschen gehorchen?“ Wenn es doch bei Menschen schon nicht funktioniert und das Wort „gehorchen“ ohnehin negativ klingt, wie soll das dann gegenüber dem gehen, dem man nicht sieht?

Gehorchen lässt sich ableiten von horchen, also einem alten Wort für hören, wobei horchen noch eine etwas andere Bedeutung inne wohnt. Man horcht in sich hinein oder man horcht in die Stille des Waldes. Horchen klingt aus diesem Verständnis eher etwas abwartend, etwas passiver als hören. Gehorchen ist dann noch passiver. Das passt irgendwie nicht zu dem Drang, den viele verspüren, gerade jetzt nach Monaten der erzwungenen Pause, die Dinge lieber aktiv anzugehen. Man will schließlich selbst der Herr im eigenen Körper, im eigenen Haus, in der eigenen Welt sein. Wir wollen frei sein, frei auch in unserem Tun. Da passt Gehorsam irgendwie nicht. Selbst unsere katholischen Glaubensgeschwister, die sonst so erprobt sind im Umgang mit Gehorsam gegenüber ihren geistigen Oberhirten, wagen sich derzeit an mehr Ungehorsam gegenüber den Regeln aus Rom. Wir Protestanten ja seit Luther sowieso.

Was also soll uns der Monatsspruch sagen? Wir wissen und haben es in den letzten Monaten wieder deutlich lernen müssen, dass unsere Freiheit endet, wo die Freiheit eines anderen anfängt. Jede Freiheit ist beschränkt. Allein unser endliches Leben in einer Welt mit beschränkten Ressourcen schränkt unsere Freiheit ein. Freiheit muss auch beschränkt sein, wenn Menschen miteinander leben wollen. Das wissen wir. Ohne die Einschränkungen, die wir in den letzten Monaten ertragen mussten, hätten wir wahrscheinlich noch mehr unserer Lieben gefährdet, selbst auch Erkrankungen und Folgeschäden hinnehmen müssen. Menschliches Miteinander braucht Regeln, am besten welche, die alle nachvollziehen können. Denn genau darin lag und liegt ja auch ein Kritikpunkt an den aktuellen Maßnahmen. Dass nicht immer nach-vollziehbar ist, wozu welche Regel konkret dienen soll, dass sich Regeln zum Teil auch widersprechen. Die Regeln unseres Zusammenlebens stellen meist andere auf. So unser Eindruck. Manche können wir nachvollziehen, andere weniger.

Gehorchen kommt von horchen. Ich horche hinein in den anderen. Ich versuche zu verstehen, was seine Regeln bringen sollen, was er damit bei mir bewegen will. So wie ein Kind begreifen lernt, dass es die Mutter oder der Vater nicht böse meint, wenn er etwas verbietet oder um etwas bittet. Es geht den Eltern um den Schutz des Kindes und um seine Entwicklung. Genauso wie es unserem himmlischen Vater um unsere Entwicklung geht, um unser Zusammenleben. Wenn also in der Apostelgeschichte davon die Rede ist, dass man Gott mehr als den Menschen gehorchen soll, dann spricht das davon, dass man gegenüber Gottes Geboten mehr Vertrauen haben sollte. Dass seine Regeln und Gebote sinnvoller sind als die von Menschen. Menschliche Gebote sind wie Menschen. Unvollkommen. Ihnen zu gehorchen heißt, auch große Fehler zu begehen, andere einzuschränken, ihnen etwas aufzuzwingen. Gottes Gebote, wie das von der Nächstenliebe oder die bekannten zehn Gebote versuchen, uns eine Richtschnur zu sein, damit wir uns entwickeln können – in unserem Glauben, aber auch unserem Zusammenleben. Klar, auch sie schreiben uns etwas vor, auch sie verlangen, dass man sich an sie hält. Aber sie suchen unser bestes. Darauf dürfen wir vertrauen. Horchen wir also hin, wenn uns jemand einen Rat gibt und wir einen Bibeltext lesen, eine Predigt hören, was er uns eigentlich damit sagen will

Eine schöne Sommerzeit wünscht Ihnen Chris Schönefeld

Gedanken zum Monatsspruch Mai 2021

 
Öffne deinen Mund für den Stummen, für das Recht aller Schwachen!
Sprüche 31,8
 
Liebe Schwestern und Brüder,
 
„Öffne deinen Mund für die Stummen, für das Recht aller Schwachen!“ – so lesen wir es, schwarz auf weiß, wenn wir uns den Monatsspruch für Mai 2021 anschauen.
 
Das ist kein „Ach, wenn du mal Lust und Muse hast, könntest du ja mal …“ Nein, diese Worte klingen wie ein Befehl. Wir sollen aktiv werden. Für all die, die keine „Lobby“ haben, wie es neudeutsch so schön heißt.
 
Und diese Lebewesen – ich schreibe es bewusst so, da es nicht nur um uns Menschen geht – die keine Lobby haben, die gibt es nicht erst seit heute.
 
Schauen wir uns erst einmal an, wo wir die Worte in der Bibel finden. Der Monatsspruch steht im letzten Kapitel des Buchs der Sprüche, ein Nachtrag mit Worten des arabischen Königs Lemuel an seinen Sohn. Lemuel ermahnt den künftigen Herrscher, nicht den Verlockungen der oberen Gesellschaftsschichten zu erliegen, nicht den Playboy zu spielen, sondern seine Verantwortung wahrzunehmen. „Öffne deinen Mund für den Stummen, für das Recht aller Schwachen!“ Als König war er zugleich oberster Richter. Die sozial Schwachen, die nichts zu sagen hatten, werden kaum vor Gericht gegangen sein, um ihre Rechte durchzusetzen. Da mussten die Verantwortlichen und besonders die Propheten die Augen aufhalten und melden, wenn den kleinen Leuten Unrecht getan wurde. Lemuels Sohn sollte als oberster Richter die Rechte der Schwachen schützen.
 
Seien wir ehrlich, auch bei uns, im Jahr 2021, gibt es ganz viele, die nicht gehört werden und deren Sorgen und Ängste nicht wahrgenommen werden.
 
Was uns da wohl als erstes einfällt, sind die vielen Menschen ohne Obdach hier in Deutschland, die man vielleicht schon mal in größeren Städten gesehen hat. Oder die hungernden, mangelernährten Kinder aus der Werbung, die in Afrika leben.
 
Dann die Christinnen und Christen in einigen Ländern dieser Welt, die aufgrund ihres Glaubens verfolgt werden und niemanden haben, der sie schützt.
 
Aber es gibt noch so viele andere, die eben auch keine Stimme haben. Ob nun der Embryo, bei dem Ärzte schon lange vor der Geburt bestimmen, ob er ein Recht auf Leben hat oder ob die Frau das Ungeborene lieber abtreiben soll. Oder die Heimbewohner, die seit mehr als einem Jahr isoliert sind.
 
Oder, denn auch sie sind Geschöpfe Gottes, die vielen Nutztiere wie Rinder und Schweine, die quer durch Europa oder sogar die ganze Welt transportiert werden, nur um woanders möglichst kostengünstig geschlachtet zu werden.
 
Jedem von uns fällt sicher noch viel mehr ein.
 
Monatssprüche, die sollen uns nicht nur an das schöne erinnern, was uns Gott geschenkt hat. Nein, sie sollen uns manchmal eben auch wachrütteln, dass auch wir aktiv werden können und sollen.
 
Es muss nicht gleich der große und oft beschworene Weltfrieden sein. Wir alle können dazu beitragen, dass auch die gehört werden, die sonst schwach und stumm sind.
 
Bleiben Sie behütet!
 
Ihre Manuela Schmidt

Gedanken zum Monatsspruch März 2021

Jesus antwortete: Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.
Lukas 19,40
 
Liebe Schwestern und Brüder,
 
„Reden ist Silber und Schweigen ist Gold“ – so sagt es das Sprichwort. Was oft stimmt und man sich bei manchen öffentlichen Personen gerade in dieser Zeit bisweilen wünschen würde, kann in anderen Situationen auch falsch sein. Zu oft schweigt man, wenn Unrecht geschieht. Zu oft sagt man nichts, sei es um den anderen nicht zu verletzten oder um einem Streit aus dem Weg zu gehen. Manchmal denkt man hinterher, hätte man mal was gesagt. An anderer Stelle wünscht man sich, man hätte lieber geschwiegen. „Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse alles, was du sagst – so lautet eine andere Redensart, In beiden Aussagen wird auf die Kunst verwiesen, im richtigen Moment zu schweigen oder eben etwas zu sagen. Es ist wirklich eine Kunst, weil wohl niemanden gelingt, immer angemessen zu reagieren. Wir erleben gerade, dass besonders in Krisenzeiten unzählige Wahrheiten und vermeintliche Wahrheiten kursieren. Alle scheinen irgendwie berechtigt, selbst, wenn es vollkommen gegensätzliche Sichtweisen sind. Da scheint es schwer zu entscheiden, was richtig und was falsch ist. Haben die Wissenschaftler Recht, die angesichts von immer ansteckenderen Virusvarianten zu mehr Vorsicht mahnen und immer strengere Einschränkungen fordern oder doch die, die mehr Freiheiten unter Hygieneauflagen für möglich halten und vor den wirtschaftlichen und anderen gesundheitlichen Folgen warnen? Als Laie mag man das schwer beurteilen können und man ist vermutlich auch froh, solche Entscheidungen nicht treffen zu müssen. So bleibt Verunsicherung.
 
Im Monatsspruch für den Monat März lesen wir davon, dass Steine schreien sollten, wenn bestimmte Menschen schweigen. Die Worte stammen von Jesus, der sie bei seinem feierlichen Einzug in Jerusalem an die Pharisäer, die geistigen Eliten seiner Zeit, richtet. Seine Worte sollen den Schriftgelehrten, die seinen Anhängern und Jüngern gerade verbieten wollten, ihn als den König und Heiland zu feiern, deutlich machen, dass sie seine Botschaft nicht aufhalten können. Zwar kann einzelnen Menschen verboten werden zu sprechen, aber die Wahrheit wird sich durchsetzen – und wenn sie durch scheinbar tote Steine zu Tage tritt.
 
Was ist das für eine Botschaft, die da mit Jesus in Jerusalem einzieht, die die Pharisäer verhindern wollen? Es ist die Botschaft vom Leiden und Sterben Jesus, von seiner Auferstehung, seinem Sieg über den Tod. Mit Jesus wird der lang ersehnte König gefeiert. Auch die Schriftgelehrten mussten aus ihren Studien der heiligen Schriften gewusst haben, dass ein König kommen würde.
Aber er kommt anders, als sie es erwarten. Nicht mit Glanz und Gloria, sondern auf einem Esel kommt er zu ihnen. Warum macht dieser scheinbar einfache Mann ihnen Angst? Weil er Wunder getan hatte? Weil er vom Reich Gottes sprach? Weil er sich den armen zuwandte? Das taten viele andere damals auch. Propheten gab es immer wieder, was soll jetzt anders sein?
 
Mit Jesus wird sich die Welt verändern. Der all- und übermächtige Gott kommt den Menschen in ihm nahe. Geboren als kleines Kind in einem Stall, wendet er sich den ausgestoßenen Mitmenschen zu, den Armen und Schwachen und verkündet allen die Vergebung der Sünde, das Reich Gottes. Er spricht mit Überzeugung, er spricht mit Vollmacht. Woher nimmt er sich das Recht, die alleinige Wahrheit zu sagen? Wir wissen, dass die Pharisäer in ihrem Argwohn und ihrer Sorge vor Aufständen des einfachen Volkes gegen die übermächtigen römischen Besatzer die Menge später anstacheln werden, den Tod von Jesus zu fordern. Jesus wird für seine Wahrheit leiden und sterben. Und doch wird seine Botschaft gewinnen. Er wird auferstehen.
 
Viele Menschen zweifeln heute an der Botschaft Christi. Sie glauben ihr nicht mehr. Absolute Wahrheiten – daran kann und will ein aufgeklärter Mensch nicht mehr glauben. Zu oft wurde dieser Anspruch missbraucht. Manche gehen soweit, dass sie nicht an Gott glauben. Und doch sind Menschen, die Kirchen, Tempel und religiöse Stätten besuchen, oft ergriffen von der Atmosphäre in diesen geweihten Häusern. Es ist, als würden die Steine hier wirklich zu ihnen sprechen und ihnen Ehrfurcht lehren.
 
Wir wissen oft nicht, was wahr ist und was nur dazu dienen soll, unsere Gedanken in bestimmte Richtungen zu lenken. Wir wissen nicht, ob wir unsere Stimmen erheben sollen oder besser schweigen. Aber eine Botschaft haben wir, an die wir Christen von Herzen glauben dürfen und die allen Menschen gilt und die daher allen gesagt werden kann. Der Tod wird besiegt. Jesus hat gelitten, unsere Sünden können uns nicht mehr von Gottes Liebe entfernen. Wir dürfen darauf vertrauen, dass unser Weg wie der Weg Jesu, manchmal glücklich, manchmal von Leiden durchtränkt, aus Gottes Hand kommt und wieder dorthin zurückgeht, wenn wir sterben.
 
Bei allen unterschiedlichen Gedanken zur aktuellen Situation und auch zu anderen Krisenthemen, reden wir miteinander – nicht um unsere Wahrheiten zu verkünden, sondern uns mit Gottes Botschaft Mut zu machen.
 
Eine segensreiche Passionszeit wünscht Euch und Ihnen
Chris Schönefeld